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0380 - Jagd auf die Teuflische

0380 - Jagd auf die Teuflische

Titel: 0380 - Jagd auf die Teuflische
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und Unrat lagen, wo Ratten pfeifend hin und her huschten. Kleine, verfallene Häuser, zerlumpte Menschen, Armut, Gestank. Reiche Händler, flinke Diebe. Freie Bürger, Handwerker und Sklaven. Und hier und da Männer der Stadtwache oder der Leibgarde des Königs in ihren prunkvollen, goldverzierten Rüstungen. Zur Leibwache hatte Wang damals gehört. Der Mongole fühlte sich ein wenig unwohl. Wenn man ihn erkannte, würde er als Deserteur festgenommen und abgeurteilt werden. Aber er vertraute darauf, daß diese Sache inzwischen in Vergessenheit geraten war und daß ihn außerdem mit seinem veränderten Aussehen jetzt so schnell niemand wiedererkennen würde.
    Hier und da sah Zamorra grinsend einen Bruder vom Blauen Stein. Sie waren unverkennbar in ihren dunklen Kapuzenkutten, diese Verkünder einer Drei-Götter-Lehre, die nebenher auch noch recht clevere Geschäftsleute waren.
    »Aber vielleicht geruht Seine Majestät zu wissen, wo man sie aufspüren kann«, sagte Wang. »Immerhin: wenn er sie hin und wieder als Besucherin empfängt, muß er doch auch wissen, wo sie sich für gewöhnlich aufhält.«
    »Das ist nicht sicher«, wandte Zamorra ein. »Zu Sara Moon würde es eher passen, daß sie nicht auf eine Einladung wartet, sondern einfach ankündigen läßt, daß sie kommt. So braucht der König nicht einmal zu wissen, von wo der jeweilige Bote kommt. Außerdem dürfte es schwierig werden, eine Audienz gewährt zu bekommen. Dich könnte man ebenso leicht erkennen wie mich, und mich hat er ja schon einmal zum Tode verurteilt.«
    »Nun ja, wer so dumm ist, heimlich in den Palast einzudringen und sich dann auch noch erwischen zu lassen…«, brummte Wang Lee verdrossen. »Was schlägst du statt dessen vor?«
    »Wir könnten die Brüder vom Blauen Stein fragen«, überlegte Zamorra. »Oder die Echsenleute.«
    Wang Lee blieb abrupt stehen und wandte sich um.
    »He, wo willst du hin?« fragte Zamorra alarmiert und hielt ihn am Arm fest.
    Der Mongole drehte den Kopf.
    »Du mußt den Verstand verloren haben, Zamorra«, sagte er. »Die Brüder sind hinterhältige Sektierer, die nach der Macht im Königreich schielen und selbst von Seiner Erlauchten Einfältigkeit, dem König, durchschaut worden sind - bloß sind sie längst zu mächtig, als daß er sie noch in ihre Schranken verweisen könnte! Und die Echsenleute… nein danke! Hast du vergessen, was damals geschah?«
    Zamorra hatte es nicht. Ein paar Echsenmänner hatten - möglicherweise sogar in Sara Moons Auftrag - nicht nur versucht, den König ermorden zu lassen, sondern auch eine dämonische Wesenheit aus den Tiefen der Felsengebirge Ash’Cants zu beschwören.
    Aber von diesen paar Echsenmännern wollte Zamorra nicht auf das ganze Reptilvolk schließen. Außerdem hatte er noch einen weiteren Grund, sich mit den menschenähnlichen Echsen zu befassen. Er hatte da vor kurzem eine zum Untergang verurteilte Dimension entdeckt, die der Erde sehr ähnlich war und sich in fernster Vergangenheit von ihr abgespalten hatte - eine fremde Erde, auf der die Menschen keine Chance gehabt hatten, sich in grauer Vorzeit zu entwickeln, sondern in der aus den Sauriern menschenähnliche Reptilwesen hervorgegangen waren.
    Und Zamorra hatte den Verdacht, daß die Echsenmänner Ash’Cants ursprünglich von jener fremdartigen Erde stammten…
    Hastig erklärte Zamorra seinem Begleiter seine Überlegungen. Aber der Mongole schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich war etwas länger hier als du«, protestierte er. »Ich habe beide Sorten kennengelernt, die Wechselwarmen und die Brüder. Ihnen ist nicht über den Weg zu trauen. Wenn du sie nur ansprichst, haben sie dich schon in ihren Klauen. Ihre Macht ist groß.«
    »Meine Güte, ich will mich nicht in ihre Politik oder Glaubensfragen einmischen«, sagte Zamorra. »Ich will nur Erkundigungen einziehen.«
    »Und wie willst du das machen? Hingehen und fragen: Habt ihr Sara Moon gesehen? Wißt ihr, wo sie wohnt? Gebt mir am besten auch ihre Telefonnummer?«
    Zamorra tippte sich an die Stirn. »Das fängt man etwas geschickter an. Hast du das nie gelernt?«
    »Du könntest versuchen, sie zu bestechen, daß sie dir Auskunft geben, aber bei den Brüdern wirst du arm«, verriet Wang. »Ihre Sekte ist stinkreich. Und die Echsen… sie interessieren sich offenbar nur für Magie.«
    »Dann sind wir bei ihnen genau richtig«, versicherte Zamorra.
    Wang Lee schüttelte wieder den Kopf.
    »Ohne mich, Zamorra«, sagte er. »Du wirst mich nicht dazu zwingen
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