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038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen
Autoren: Larry Brent
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Fetzen auf dem Leib.
Trotz der Hitze hätte ich mich sonst eingehüllt wie mitten im Winter. Das hört
sich komisch an, ist aber in einem solchen Fall genau das Richtige. Es ist
absurd zu glauben, daß man sich im heißen Klima entkleiden muß. Der Körper
verlangt nach Bedeckung, um die Schweißausbrüche zu bremsen.
    Stundenlang
bin ich herumgeirrt. In einer Erdmulde fand ich
zunächst Schutz vor den Sonnenstrahlen. Ich durfte mich nicht zuviel bewegen,
das hätte die Schweißausbrüche gefördert und meinem Körper die Flüssigkeit
entzogen. Die Sonne stand schräg, als ich mich wieder auf den Weg machte.
    Endlich, am
Abend des gleichen Tages fing es kräftig zu regnen an. Ich hatte das
vorausgesehen. Als die ersten Wolken aufzogen, hob ich mehrere Gruben aus und
bedeckte sie mit Tüchern und Gummihäuten, die ich an Bord gehabt hatte. Ich
wollte ein Versickern des Regenwassers verhindern. Auf diese Weise fing ich es
auf, deckte es ab und hatte so Flüssigkeit für die nächsten Tage. Das half mir
zunächst mal weiter. Insgesamt harrte ich fünfunddreißig Tage auf dem Riff aus.
An Nahrung mangelte es nie. Ich mußte lediglich die Zeiten der Ebbe abwarten,
um ernten zu können. Muscheln, Fischrogen, Krabben. Alles lebend. Ich verlor in
dieser Zeit zwanzig Pfund. Nicht einen einzigen Augenblick zweifelte ich daran,
daß dieses Riff mein Grab werden würde. Ich ahnte, daß es eine Rettung gab.
Aber wann und wie, das vermochte ich nicht vorauszusagen. Die Insel lag weitab
von den herkömmlichen Schiffsrouten. Daß der Frachter überfällig war, auf dem
ich mitfuhr, wußte inzwischen die ganze Welt. Der Kapitän hatte SOS gefunkt.
    Aber in dem
schrecklichen Sturm hatte kein anderes Schiff auslaufen können, und wer konnte
schon ahnen, daß die schreckliche Katastrophe tatsächlich von einem Angehörigen
überlebt wurde? Erst viel später sollte ich erfahren, daß mich mein Boot mehr
als dreihundert Seemeilen weit getragen hatte .«
    »Und wie
wurden Sie gefunden ?« Wieder war es der sympathische,
braungebrannte Amerikaner, der die Frage stellte.
    Doree kam um den
Tisch herum. »Ein Zufall, Mister«, zuckte er die Achseln.
    Wie das
Schicksal manchmal so spielt. Eines Morgens tauchte ein Boot am Horizont auf.
Was heißt hier Boot: Es war eine Nußschale. Ein Segler. Keine acht Meter lang.
An Bord nur ein einziger Mann. So jung wie Sie. Noch keine dreißig...«
    »Die bin ich
allerdings schon«, entgegnete der Amerikaner lächelnd.
    Doree nickte.
»Hätte Sie eher auf fünfundzwanzig geschätzt. Haben sich gut gehalten .«
    »Hatte auch
keine Durstqualen durchzustehen. Bisher jedenfalls nicht«, lautete die
Erwiderung.
    »... vom
Segler redeten wir«, fuhr Doree unbeirrt fort, die
humorige Antwort des Amerikaners mit einem Augenzwinkern quittierend. »Hieß
Harry Brown. Er segelte allein um die Welt, und irgendein ungünstiger Wind
hatte ihn zu meinem Riff getrieben. Glück für mich. So wurde ich gerettet .«
    Helen Powell
hielt jetzt die Zeit für gekommen, um sich mit Doree in Verbindung zu setzen. Die Erzählwut des Mannes war gekühlt, und es ergab
sich vielleicht die Möglichkeit, ihm ein paar detaillierte Fragen zu stellen.
    Helen Powell
versuchte, zwischen den beiden dichtstehenden Tischen durchzukommen. Sie kam
dem Amerikaner um Bruchteile eines Augenblicks zuvor. Helen Powell rempelte
Larry Brent an.
    »Nanu?«
X-RAY-3 hob kaum merklich die Augenbrauen. »Fliegen Sie immer so auf die Männer ?«
    Die junge
Reporterin lief knallrot an. »Entschuldigung«, murmelte sie. »Ich wollte zu
Mister Doree ...«
    »Ich auch.
Bitte schön .« Larry ließ der Australierin den
Vortritt. »Dann habe ich Ihnen die Vorfahrt genommen. Kann passieren, wenn man
in Gedanken ist. Wir haben beide übrigens den gleichen Weg .«
    Helen
stutzte. Sie musterte den jungen Mann. Vorhin schon war er ihr durch sein
Wesen, durch sein Verhalten und durch seine Art, wie er sich gab und äußerte,
aufgefallen. Einen Mann wie diesen sah man selten in einer Kneipe wie dem Sea Inn.
    »Sie sind
Tourist ?« fragte sie rasch, indem sie stehenblieb.
    »So etwas
Ähnliches. Mich interessieren die Geschichten des Alten .«
    »Wollen Sie
seine Gesammelten Werke herausbringen ?«
    »Sehe ich so
aus ?«
    »Sie könnten
fast ein Verleger sein .«
    Larry
grinste.
    »Danke für
die Blumen. Ich bin am anderen Ende der Verdienstgruppe tätig .«
    »Dann sind
Sie zu bedauern. Sie schreiben ?«
    Er nickte.
»Das braucht nicht unbedingt ein schlechter Job zu sein
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