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0374 - Die Macht des Sepulveda

Titel: 0374 - Die Macht des Sepulveda
Autoren: Unbekannt
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verstand Wolframsdorff ebensowenig die Bedeutung des Grußes, den Grek-1 dem Minister übermittelt hatte. Bei der streng logisch ausgerichteten Denkungsart der Maahks galt es als allerhöchste Auszeichnung, wenn sie jemanden als ihren Freund bezeichneten. Es gab nur wenige Terraner, die derart ausgezeichnet worden waren.
    Chiarini wandte sich plötzlich nach seinem Roboter um. Die als Mensch getarnte Maschine wich nicht von seiner Seite; sie begleitete ihn wie sein Schatten überallhin oder doch fast überallhin.
    „Hast du meine Ghost-Armierung zurechtgelegt, Donald?"
    „Selbstverständlich, Sir", antwortete der Roboter im Tonfall eines gekränkten Mannes. Seine Spezialkonditionierung sah derartige und andere psychologische Elemente vor.
    Oberstleutnant von Wolframsdorff wirbelte mit seinem Kontursessel herum und starrte den Minister fassungslos an.
    Grinsend fragte Chiarini: „Machen Sie immer so ein dämliches Gesicht, oder ist das angeboren?"
    Der Erste Offizier schluckte. Stockend fragte er: „Sie sprechen von einer Ghost-Armierung, Sir. Wollen Sie damit sagen daß Sie Ihre GA mitnehmen, wenn Sie einen Freund besuchen...?"
    Der Staatsminister runzelte die Stirn. Dann lachte er trocken.
    „Natürlich! Als ehemaliger Abwehrmann kennen Sie diese Scherzartikel. Keine Sorge, mein Lieber.
    Ein bißchen Spionage schadet einer wirklichen Freundschaft nicht. Außerdem beruht das auf Gegenseitigkeit."
    „Aber der moralische Aspekt Sir..." bohrte Wolframsdorff beharrlich weiter.
    Kantor Chiarini beugte sich vor und tätschelte die Wange des Ersten Im Tonfall einer geduldigen Kinderfrau erklärte er: „Moral, mein Sohn ist etwas für Theoretiker oder Dichter oder knochentrockene Jungfern. Für Diplomaten und Staatsmänner gelten höhere Gesetze. Fürst Hydrogen weiß, daß ich mir keine Gelegenheit entgehen lasse, seine Geheimnisse auszuspionieren - und ich weiß das gleiche von ihm.
    Das ist Ehrlichkeit und Fairneß, die der Worte nicht mehr bedarf. Auf solchen Verhältnissen gedeihen die dauerhaftesten Freundschaften. Aber das werden Sie noch lernen."
    Er wandte sich um und schritt eilig davon. Sein Roboter folgte ihm in drei Schritten Entfernung.
    Von oben betrachtet, wirkte Lookout Station in seiner vollendeten geometrischen Harmonie wie ein Kunstwerk. Allerdings war der Weltraumbahnhof nur auf den Infrarot- und Tasterschirmen als Ganzes sichtbar; dem bloßen Auge bot sich nicht mehr als der zur Landung vorgesehene erhellte Ausschnitt einer Plattform. Weder die Milchstraße noch Andromeda spendeten Licht genug, um den geringsten Reflex auf der Außenhülle der gigantischen Station zu erzeugen.
    Kantor Chiarini trug seinen Spezialraumanzug. Von den „Extras" war nichts zu sehen. Neben ihm saß Betty Toufry und lauschte den Erklärungen des Staatsministers.
    „Wahrscheinlich wird Oberstleutnant Muroto uns empfangen, Miß Toufry. Er ist Kommandeur des terranischen Kontingents auf Lookout. Insgesamt haben wir dort - wie auch auf Midway Station - fünfhundert Männer und Frauen, Logistiker für die Nachschubprobleme, Techno-Offiziere, Kybernetiker, Diplomaten, Mediziner und Abwehrspezialisten. Die Leute werden, bis auf einen Stamm, alle sechs Monate ausgewechselt. Der Durchschnittsterraner hält sonst die Einsamkeit und die fremdartige Umgebung nicht aus."
    Betty wölbte verwundert die Brauen.
    „Aber Lookout ist doch eine Welt für sich, ein Kunstplanet sozusagen..."
    Chiarini verstand die unausgesprochene Frage.
    „Eine künstliche Welt, von Maahks für Maahks erbaut und eingerichtet Miß Toufry. Sie kennen ja die Mentalität dieser Wasserstoffatmer. Innerhalb der Fremdartigkeit verfügen unsere Leute nur über eine winzige Exklave, eine Zuflucht, mehr nicht."
    Er zuckte die Schultern.
    „Natürlich würden die negativen Auswirkungen selbst nach zwölf Monaten dort unten nicht offenbar werden. Aber sie sind da, und irgendwann später treten dann traumatische Zustandsbilder oder ähnliche Dinge auf. Vor zweiundzwanzig Jahren gab es einige scheinbar unerklärlichen Fälle von Selbstmord, Verfolgungswahn und Schizophrenie. Die Flottenpsychologen standen vor einem Rätsel, bis sie die Daten ihrer Patienten austauschten und feststellten, daß alle Erkrankten zu einem Kommando gehört hatten, das wegen technischer Schwierigkeiten ausnahmsweise dreizehn Monate auf Midway Station geblieben war. Und Midway gleicht Lookout wie ein Ei dem anderen."
    Die Mutantin steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, und
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