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0374 - Der Inka-Henker

0374 - Der Inka-Henker

Titel: 0374 - Der Inka-Henker
Autoren: Jason Dark
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langen Mantel, mehr schon eine Kutte, wie die Mönche sie über den Leib streiften, und in der Mitte wurde die Kutte von einer Kordel oder einem schmalen Gürtel gerafft.
    Selbst an die Füße hatte der Künstler gedacht und sie in flache Sandalen gesteckt.
    Die Figur selbst stand auf einem ebenfalls steinernen Sockel, der sich in seiner Farbe von der Figur nicht unterschied.
    Bewaffnet war sie auch. Dabei hatte sie sich mit einer Waffe nicht zufriedengegeben. Beide Arme waren angewinkelt. Die rechte Faust umschloß den langen Stiel einer Axt, deren Klinge hochkant stand und auf den Betrachter gerichtet war.
    Die Finger der anderen Hand umschlossen den Griff eines Schwerts, dessen Schneide hoch über das leicht gewellte Haar der Figurhinwegragte.
    Etwas Besonderes fiel dem Spanier an den beiden Waffen auf. Die übrige Figur bestand aus Stein, die Waffen allerdings nicht. Ihre Klingen waren aus Metall.
    Trotz seiner Erregung und Freude die Figur endlich gefunden zu haben, beschlich Juan ein unangenehmes Gefühl. Es war wegen der Waffen, die so gar nicht zu der Figur passen wollten. Und er fragte sich, wie so etwas möglich sein konnte.
    Schwert und Axt, das hatte er bisher bei den Inkas noch nie zu Gesicht bekommen. Oder sollte die Figur vielleicht keinen Inka darstellen? Das konnte auch sein, aber es war niemand da, der ihm Antwort darauf geben würde. Den Wächter hatte er leider getötet.
    Auch stellte sich für ihn ein anderes Problem dar. Er wußte nicht, wie er die Figur transportieren sollte. Für einen Mann war sie zu schwer.
    Daß sie Menschengröße besaß, hatte ihm auch niemand gesagt. So sah er allmählich ein, daß er noch nicht der ganz große Gewinner in diesem Spiel war, trotz seines Fundes.
    Die Fackel gab nur noch wenig Licht. Die Schatten nahmen zu. Sie tanzten, sie zuckten und schienen immer stärker mit Leben erfüllt zu werden, das um den Spanier und die Figur kreiste.
    Obwohl ihm niemand etwas getan hatte, bekam selbst ein Mann wie Juan Lazarro Furcht. Er bereute es schon, durch den Gang geschlichen zu sein und wollte zunächst einmal nur zurückfinden, um spätergemeinsam mit den anderen die Figur zu holen.
    Er drehte schon ab, als er das Knacken hörte.
    Bisher war es still gewesen, bis auf das leise Fauchen des Feuers oderdas Schmelzen des Pechs. Dieses andere Geräusch ließ den Mann auf der Stelle verharren.
    Woher war es gekommen?
    Er bewegte das Restlicht der Fackel näher an die Figur heran und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Die Statue hatte sich bewegt.
    Allerdings nur die rechte Hand und damit auch die Axt. Die Klinge zeigte nicht mehr direkt auf ihn, sie wies jetzt zu Boden.
    »Alle Himmel!« ächzte der Spanier, »das kannst du doch nicht. Du bist doch tot… nein, du hast nie gelebt, denn du bist aus Stein, du verfluchter Henker …«
    Reden konnte die Statue nicht. Dennoch wollte Lazarro eine Antwort haben. Sein Schwert trug er in der rechten Hand, die linke war frei. Die Fackel lag am Boden. Sie streckte er zögernd aus.
    Er stand selbst da wie unter Strom. Mit offenem Mund. Unter dem glänzenden Kopfhelm war das Gesicht tropfnaß. Der Schweiß roch salzig und säuerlich. Der Geruch vermischte sich mit den übrigen Körperausdünstungen des Mannes, denn der Spanier hatte sich seit Tagen nicht mehr gewaschen.
    Noch einen letzten Blick warf er auf die Fackel, die er einfach hatte fallen lassen. Sie nutzte ihm nicht mehr viel. Er würde bald durch die Dunkelheit zurückmüssen, aber zuvor wollte er feststellen, ob die Figur tatsächlich lebte.
    Bisher waren es nur die Ausläufer der über das Gesicht laufenden Schatten, die diesen Eindruck vermittelten.
    Seine Fingerspitzen strichen über das Gesicht. Zum erstenmal überhaupt hatte er einen so direkten Kontakt bekommen und war überrascht. Eine ungewöhnliche Wärme und ein Kribbeln durchliefen seine Fingerspitzen. Er hatte das Gefühl, als würde durch die Adern der Figur kochendes Blut laufen, das seine Wärme an den Menschen abgab. Juan Lazarro schüttelte sich. Er blieb in der Haltung und konnte die Figur einfach nicht loslassen. Dabei fiel der Blick vor seine Füße. Dort zuckten die letzten kleinen Flammen über den Rest des Fackelpechs, Sie kamen ihm vor wie seine Lebensflamme. Auch die erlosch allmählich.
    Hätte er die Figur in diesem Augenblick angeschaut, wäre ihm die erneute Bewegung aufgefallen.
    So sah er sie erst später. Da hatte die Axt abermals ihre Richtung geändert.
    Sie war näher an ihn
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