Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0372 - Werwolf-Omen

0372 - Werwolf-Omen

Titel: 0372 - Werwolf-Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
produzierte.
    Hatte das Fell vorhin noch gesund und glänzend ausgesehen, änderte sich der Farbton. Stumpf, grau, so sah es aus, und auch die langen Haare fielen ab.
    Den Kopf hatte die sterbende Werwölfin in den Nacken gedrückt.
    Weit offen stand die Schnauze. Hier bildete sich zuerst wieder der Mensch hervor, denn das Fell löste sich auf, rieselte zu beiden Seiten des Kopfes dem Boden entgegen, so daß sie normale Haut für mich sichtbar wurde. Dieser Vorgang blieb nicht auf den Kopf beschränkt. Der gesamte, normale Menschenkörper kehrte zurück, so daß wenige Minuten später ein nacktes Mädchen vor mir lag.
    Nackt und tot…
    Ich spürte ebenfalls ein Würgen im Magen. Das hatte ich nicht gewollt, nur war mir kaum eine andere Wahl geblieben, weil man mich eben dazu gezwungen hatte.
    Die Umstände waren gegen mich gewesen, deshalb wollte ich mir auch keine weiteren Vorwürfe machen, obwohl der bittere Geschmack im Hals zurückblieb.
    Aber noch etwas war anders geworden. Man konnte Laura als eine Gezeichnete bezeichnen. Dicht unter ihrer Brust, wo sie von meinem geworfenen Kreuz getroffen worden war, zeichneten sich die Umrisse auf ihrer Haut ab. Ich sah das dunkelrote, leicht ins Bräunliche gehende Stigma meiner stärksten weißmagischen Waffe.
    Eine Rückenlage hatte sie erreicht. Laura rührte sich nicht mehr.
    Es war still geworden, nur das schwere Atmen der Alexis vernahm ich noch. Ich ging in die Zelle. Das Kreuz lag neben der Toten. Sicherheitshalber fühlte ich nach dem Herzschlag.
    Nein, da war nichts mehr zu spüren. Es gab keine lebende Laura Ascot mehr.
    Ich richtete mich wieder auf, hängte das Kreuz um und verließ die Zelle. Auch mein Gesicht war ausdruckslos, als ich neben Alexis Ascot stehenblieb.
    Noch ließ ich sie in Ruhe. Zudem spürte sie nach einer Weile, daß sie nicht mehr allein war, stöhnte auf und drückte sich in die Höhe.
    Ich ließ sie in Ruhe. Als sie schließlich kniete, schaute sie in meine Richtung.
    »Du hast sie gekillt!« flüsterte sie. Anklagende Worte, die sie mir entgegenzischte, doch ich fühlte mich nicht so sehr betroffen, denn ich schüttelte den Kopf.
    »Sie hat selbst die Schuld daran getragen«, sagte ich. »Und auch Sie, Alexis.«
    »Ich?« Ihr Lachen klang bitter. Sie streckte die Arme aus und umklammerte die Stäbe. An ihnen zog sie sich in die Höhe, stand mit zitternden Knien, ließ sich schwer gegen das Gitter fallen und streckte die Arme durch zwei Lücken, so daß die Hände dem Boden entgegenbaumelten.
    Ich legte eine Hand auf ihre Schulter.
    Wie von der Natter gebissen, fuhr sie herum und funkelte mich haßerfüllt an. »Wag es nicht, mich noch einmal anzurühren, du verfluchter Hundesohn, du!«
    »Ich verstehe Ihre Trauer«, sagte ich. »Aber Sie sollten ein wenig logischer denken und sich fragen, ob Sie nicht auch einen Teil der Schuld an den Vorgängen hier tragen.«
    »Du hast sie getötet.«
    »Und Sie haben zugelassen, daß ich keine andere Wahl mehr hatte. Seien Sie doch vernünftig! Sie sperrten mich in den Käfig, weil Sie unbedingt einen Kampf zwischen uns beiden mitbekommen wollten. Sie waren begierig darauf, ihn zu sehen. Sie wollten mitbekommen, wie ich vernichtet wurde, das ist Ihnen nicht gelungen. Ich war eben stärker, obwohl Sie mir die Beretta wegnahmen. Wie sieht es nur in Ihrem Innern aus, Mrs. Ascot. Das frage ich mich allmählich immer öfter.«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Doch, denn dieser Fall ist noch nicht beendet. Und jetzt werden wir beide den Keller verlassen. Unser Gespräch ist ja leider unterbrochen worden. Wir führen es fort.«
    Die Frau ahnte, was ich vorhatte, und zog sich von mir zurück.
    Als sie kurz vor der Treppe war, blieb sie stehen und hob in einer matten Geste die Schultern.
    »Es hat doch keinen Sinn«, sagte sie.
    »Wie gut, daß Sie es einsehen.«
    »Ich will sie.« Alexis deutete auf den reglosen Körper ihrer Tochter.
    »Ich will sie mit nach oben nehmen, um sie jetzt und neben dem Haus zu begraben.«
    Den Wunsch konnte ich ihr kaum abschlagen und bot mich sogar an, Laura zu tragen.
    Da wäre sie mir fast an den Hals gesprungen. »Nein, nicht du. Das mache ich.« Ihre Stimme glich bereits dem Knurren eines gefährlichen Werwolfs.
    Mit müde wirkenden Schritten ging sie in die Zelle und kniete neben der Toten nieder.
    Ich baute mich an der Treppe auf. Allmählich ließ die Spannung nach. Ich spürte wieder, wie sehr man mich malträtiert hatte. In der hinteren Hälfte meines Kopfes tuckerte

Weitere Kostenlose Bücher