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0372 - Werwolf-Omen

0372 - Werwolf-Omen

Titel: 0372 - Werwolf-Omen
Autoren: Jason Dark
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beruhigte den Botschafter, der dem Russen schon während des Gesprächs zunickte und dabei knapp lächelte, auch wenn es ihm schwerfiel. Mit einem Dank legte er den Hörer auf.
    »Was hat es gegeben?«
    »Einen Überfall!«
    Die Lippen des Russen wurden schmal wie Messerrücken. »Und das sagen Sie mir so ins Gesicht?«
    »Weil es eine Tatsache ist.«
    »Sie sind in diesem Land für die Sicherheit meiner Person verantwortlich!« Der Arm des Russen schnellte vor. Sein Zeigefinger zeigte dabei wie eine Dolchspitze auf den Engländer.
    »Das weiß ich. Ich kann Sie auch beruhigen. Meine Leute haben die Sache im Griff. Es waren wahrscheinlich vier Separatisten, die einen Versuch unternommen haben, den Zug zu überfallen. Aber ich habe hervorragende Leute mitgenommen.«
    »Wobei die Sicherheitsbestimmungen leider nicht eingehalten worden sind. Diese Fahrt sollte geheim bleiben. Sie ist es nicht mehr. Wo sitzt der Verräter?«
    »Das finde ich noch heraus, mein Lieber. Darauf können Sie sich voll und ganz verlassen. Nehmen Sie noch einen Schluck Champagner auf die Aufregung. Das tut gut.« Der Engländer selbst schenkte ein und reichte dem anderen das Glas.
    Der Russe trank und lauschte. Schüsse waren nicht mehr zu hören, bis auf zwei, die ungefähr eine Minute später aufklangen.
    »Das war wohl das Ende«, meinte der Engländer und nahm wieder Platz. »Ich schätze, daß es gleich weitergehen wird.«
    »Rufen Sie sicherheitshalber mal an.«
    »Moment, ich muß auch erst einen Schluck nehmen.« Als Engländer und Patriot trank er natürlich Whisky. Es war ein hervorragendes Getränk, sehr alt schon, auch weich und mild.
    »Cheerio, mein Freund. Auf eine weitere erfolgreiche Verhandlung.«
    »Das kann ich Ihnen nicht versprechen. Ich fühle mich tatsächlich brüskiert und gestört.«
    »Das kann ich ihnen nicht verdenken.« Der englische Botschafter nahm einen Schluck und genoß seinen Whisky, der durch die Kehle in seinen Magen rann und sich dort ausbreitete.
    Bevor er zum Telefon ging, nahm er noch einen zweiten Schluck.
    Schon den Hörer in der Hand haltend, drehte er sich noch einmal um. »Ich werde erfahren, was geschehen ist und um welche Männer es sich dabei gehandelt hat.« Sein sich anschließendes Lächeln sollte aufmunternd wirken, zerbrach aber, da es feststellte, daß die Leitung tot war. Er drückte auf die beiden Kontakte, bekam auch jetzt keine Verbindung und spürte den leichten Schweißfilm auf seinem Rücken.
    Hinzu traf ihn die Frage des Russen. Sie klang ein wenig höhnisch. »Weshalb telefonieren Sie nicht?«
    »Die Leitung ist tot.«
    »Was?«
    »Ich bekomme keine Verbindung.«
    »Wen wollten Sie denn anrufen?«
    »Den Chef der Truppe.«
    »Versuchen Sie es bei unseren Sekretärinnen. Aber nicht telefonisch.«
    »Moment, da schaue ich persönlich nach.«
    Der Russe wartete. Auch der kühle Champagner konnte das heiße Feuer der Nervosität in seinem Innern nicht löschen. Da war etwas Außerplanmäßig geschehen. Er machte sich Vorwürfe, weil er sich auf diesen geheimen Deal eingelassen hatte.
    Nun sah es so aus, als würde es schieflaufen.
    Der Engländer kam zurück. Er war noch bleicher geworden und wirkte um Jahre gealtert. Der Russe brauchte keine Frage zu stellen, er bekam auch so eine Erklärung.
    »Die beiden sind zwar da, aber man hat sie bewußtlos geschlagen. Ich glaube, es ist einiges schiefgelaufen.«
    Der Russe schnellte wieder hoch. »Das ist ja verrückt. Wo sind Ihre Leute?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Mann aus Rußland wollte an seinem Kollegen vorbeieilen und selbst nachschauen, als der Zug wieder anfuhr. Durch den leichten Ruck geriet er ein wenig aus dem Rhythmus, hielt sich fest und schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Jetzt fahren wir wieder.«
    »Ja.«
    »Mehr haben Sie nicht zu sagen?«
    »Ich besitze leider keine Kontrolle mehr.«
    »Dafür schaue ich mir das mal an. Wissen Sie, ich habe noch die alten Zeiten erlebt, als ein Mann nicht nur Diplomat sein mußte, sondern auch Kämpfer. Und das vergaß ich…«
    Der russische Botschafter sprach nicht mehr weiter, weil hinter ihm die Abteiltür aufgerissen wurde.
    Auch der Engländer drehte sich um.
    Beide Männer erstarrten zu Salzsäulen, als sie erkannten, wer sich im offenen Eingang zwischen den beiden Abteilen aufgebaut hatte.
    Es waren drei blutbespritzte, mordgierige Bestien. Werwölfe!
    ENDE des ersten Teils
    [1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 053 »Das Duell der Hexen«
    [2] Siehe John
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