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0371 - Karawane der Dschinns

0371 - Karawane der Dschinns

Titel: 0371 - Karawane der Dschinns
Autoren: Jason Dark
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Gußeisen. Ich half dem Ägypter ihn so zu drehen, daß das Kerzenlicht auch den offenen Teil des Sargs anleuchtete.
    »Alles klar«, keuchte er.
    Auf seine Worte hörte ich nicht, denn ich hatte den Blick auch in den Sarg geworfen. Bisher war es mir schwergefallen, an die Worte des Mannes zu glauben, nun aber sah ich sie bestätigt. Der Sarg war nicht leer. In ihm lag eine Gestalt.
    Chamal Gossarah!
    War er ein Mensch, eine Mumie, ein Mann oder ein Kind?
    Sein Kopf jedenfalls wies auf den Schädel eines Kindes hin. So klein war er. Von der Haut konnte ich kaum sprechen. Diese rötlichglänzende Schicht erinnerte mehr an eine Pelle, die im Laufe der Zeit getrocknet und zusammengeschrumpft war. Dadurch hatten die Knochen irgendwie mehr Platz bekommen, denn sie traten scharf hervor, und die dünne Haut spannte sich von einem Knochenstück zum anderen wie ein straff gezogenes Stück Stoff, wobei sie trotzdem noch ein wirres Faltenmuster zeigte.
    Ich schaute auf die Augen. Sie waren vielleicht noch vorhanden, aber sie mußten tief in die Höhlen gerutscht sein, da ich keine Pupillen mehr entdeckte.
    Mit der Nase verhielt es sich ähnlich. Das Kinn war ebenfalls kaum vorhanden, nur noch ein winziger Vorsprung, der den unteren Teil der dünnen Haut festhielt.
    Wir hatten den Sargdeckel so weit zurückgezogen, daß wir seinen gesamten Körper anschauen konnten, denn er war tatsächlich nicht größer als ein Kind.
    Ich schüttelte den Kopf, als ich das kostbare Gewand sah, das der Tote trug. Aus schwerem Stoff bestand es. An den Säumen und am Kragen glitzerten bunte Perlen wie geschliffene Diamanten.
    Das Gewand, es mußte einmal ein intensives Rot gezeigt haben, war im Laufe der Zeit verblaßt. Möglicherweise lag es auch am Schein der Kerzen, daß sie so wirkte.
    Ich spürte die Berührung des Fingers auf meiner rechten Schulter und kam wieder hoch. Al-Acham wollte mir etwas sagen. Er hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, als er mit der ersten Erklärung herausrückte. »Chamal Gossarah war einer der wenigen Mönche, die sich gegen die grauenhaften Dschinns gestellt haben. Er besaß einegroße Macht, denn er vertraute auf die Kraft des Kreuzes.«
    »Wie ich!«
    Der Ägypter nickte zweimal. »Ja, wie Sie, John Sinclair. Es gab also schon einmal jemand, der dem Kreuz vertraut hat und damit das Böse zu stoppen versuchte.«
    »Er hat es nicht geschafft?«
    »Nein, die Dschinns waren stärker. Sie stürmten das Kloster, ohne Chamal Gossarah allerdings zu erwischen. Als andere erfuhren, daß die Dschinns kamen, da vergruben sie ihren Anführer…«
    »War er schon tot?«
    »Nein, Mr. Sinclair.«
    Ich schluckte und hob gleichzeitig die Augenbrauen. »Wollen Sie damit sagen, daß er bei lebendigem Leibe…?«
    »Ja, er ist bei vollem Bewußtsein in den Sarg gestiegen und gestorben.«
    Das war hart. Ich konnte davon ein Lied singen, denn auch mich hatte man schon in Särge gesteckt. »Hat man ihn denn zuvor noch mumifiziert?« erkundigte ich mich.
    »Nein, das tat man später, als er schon verstorben war. Und man hat ihm auch die Waffe mitgegeben.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    Al-Acham bückte sich. Im Licht der Kerzen bekam sein Gesicht ein Schattenmuster aus Rot und Schwarz. »Ich werde Ihnen die Waffe zeigen, John Sinclair. Denn sie ist ebenfalls ein Grund dafür, weshalb wir Sie geholt haben.«
    »Bitte.« Ich ging ein wenig zur Seite, damit er den nötigen Platz für seine Aktion bekam.
    Al-Acham bückte sich noch tiefer. Sein rechter Arm verschwand im Sarg. »Es muß doch hier liegen. Die alten Schriften haben dar über berichtet. Und sie irren sich nie.«
    »Vielleicht doch«, murmelte ich.
    »Nein, Mr. Sinclair, nein! Hier habe ich es. Ja, die Schriften logen nicht!« Der Ägypter kam wieder hoch, drehte sich und legte den Gegenstand, den er gefunden hatte auf den Sargdeckel.
    Es war ein Kreuz, das konnte ich sehen. Um Einzelheiten erkennen zu können, mußte ich näher heran, wobei mir Al-Acham bereitwillig Platz schuf. Mehr durch Zufall sah ich sein Lächeln auf den Lippen und wurde vorsichtig.
    Und da sah ich es besser.
    Und plötzlich hatte ich das Gefühl, im Boden zu versinken. Das Kreuz aus dem Sarg ähnelte in der Form dem meinen aufs Haar…
    Auch mein wertvoller Talisman war an den Kanten abgerundet und bildete gleichzeitig einen halbrunden Wulst. Sogar in der Größe stimmte es, denn ich nahm mein Kreuz, legte die beiden nebeneinander und verglich sie.
    Nur etwas war anders. Und zwar zeigte es einen
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