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0371 - Karawane der Dschinns

0371 - Karawane der Dschinns

Titel: 0371 - Karawane der Dschinns
Autoren: Jason Dark
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den Tempel.«
    Ich hatte antworten wollen, mir blieben die Worte im Hals stecken, so überrascht war ich.
    »Haben Sie mit etwas anderem gerechnet?«
    »Allerdings.«
    »Und womit?«
    »Eher mit einem Keller, in dem Sie mich für eine Weile schmoren lassen würden.«
    »Nicht mit dem Tod?«
    »Ich habe es mir abgewöhnt, damit zu spekulieren.«
    Al-Acham wischte durch sein Gesicht. »Vielleicht sollten Sie es sich wieder angewöhnen, sobald Sie erlebt haben, was in unserer Kirche vor sich geht.«
    Er wollte sich schon abwenden, ich aber hielt ihn an der Schulter fest. »Moment noch, Meister. Erst sprechen Sie von einem Tempel, jetzt von einer Kirche. Das verstehe ich nicht. Was soll das alles?«
    »Wir sagen beides.«
    »Ach ja? Und wieso?«
    »Weil wir Christen sind.«
    Ich runzelte die Stirn. Für mich wurden seine Antworten immer verworrener. Tempel, Kirche, Christen, irgendwie hatte ich das Gefühl, als wollte er mich auf den Arm nehmen. Das sagte ich ihm auch und fügte noch etwas hinzu. »Hören Sie, bevor ich Ihnen folge, möchte ich genauere Informationen haben.«
    »Das können Sie gern, Mr. Sinclair. Wir sind tatsächlich Christen, aber nicht die, die Sie kennen, wenn Sie verstehen. Wir stammen aus Ägypten und sind die arabisch sprechenden, christlichen Nachfolger der alten Ägypter. Wissen Sie nun Bescheid?«
    »Ja, man nennt Sie auch Kopten.«
    »So ist es.«
    »Und ich soll Ihnen helfen?«
    »Wir werden sehen, ob Sie es können. Eigentlich müßten Sie es.«
    Er bedachte mich mit einem langen Blick. »Sie sind der Mann, der etwas sehr Wertvolles besitzt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Später, Mr. Sinclair. Wenn Sie jetzt die Güte hätten und mir folgen würden? Sie können übrigens anrufen und in Ihrem Büro Bescheid geben…« Ich war noch nicht fertig. »Hätten Sie mich nicht auch anrufen und herbitten können?«
    »Das hätten wir.«
    »Weshalb haben Sie es nicht getan?«
    »Will ich Ihnen sagen. Sie sollten erleben, daß auch wir über gewisse Machtmittel verfügen und bereit sind, sie auch einzusetzen. Es geht um eine große Sache, die allen Einsatz erfordert. Wir dürfen einfach auf nichts Rücksicht nehmen.«
    »Auch nicht auf bestehende Gesetze?«
    »Nein.«
    »Das geht nicht.« Er lächelte wissend. »Wenn Sie einmal mit den Tatsachen vertraut gemacht worden sind, werden Sie alles genau erleben können und die Dinge auch mit anderen Augen sehen. Glauben Sie mir, Mr. Sinclair, wir haben nicht ohne Grund so reagiert.«
    »Es muß ein triftiger Grund sein.«
    Er antwortete mir nicht mehr und ging vor. Ich folgte ihm kopfschüttelnd und nachdenklich.
    Hinter mir schritten die anderen vier Männer. Ein fünfter, der Fahrer, saß noch im Wagen. Ich sah sein Gesicht, als ich einen Blick über die Schulter warf.
    Al-Acham holte aus seiner Manteltasche einen Schlüssel und blieb vor der grau gestrichenen Hintertür stehen. Er bückte sich, suchte das Schloß und öffnete.
    Höflich hielt er mir die Tür auf. Ich ließ ihn dennoch vorgehen.
    Als ich über die Schwelle trat, schwang die Tür schon zu. Sie glitt langsam wieder in ihre alte Stellung, ein Zeichen dafür, daß sie sehr schwer war.
    Mir war als erstes ein bekannter Geruch in die Nase geströmt. Ich kannte ihn von Kirchenbesuchen an hohen Festtagen her. So roch nur Weihrauch.
    Überall war dieser Geruch. Er hatte sich in dem langen klosterähnlichen Gang mit den weißen Wänden ausgebreitet. Es war kaum zu fassen, daß jenseits der Tür ein schmutziger Hinterhof lag, denn ich hatte zusammen mit den anderen eine völlig andere Welt betreten.
    Es war die Welt der Erneuerung im geistlichen Sinne. Ein Hort des Friedens, des Gebets und der Gesänge, denn sie vernahm ich wie aus weiter Ferne.
    Ein schwermütiger Singsang, irgendwie zu vergleichen mit Chorälen gregorianischer Mönche.
    Al-Acham hatte bemerkt, daß ich mich darüber wunderte. Er war stehengeblieben und hatte die Schultern gehoben. »Unsere Gemeindemitglieder versuchen, durch Gebete und Gesänge das Böse zu stoppen. Ob es ihnen gelingt, ist noch fraglich.«
    »Als letzten Joker haben Sie dann mich geholt.«
    »So ungefähr.«
    Ich ging kopfschüttelnd weiter. Vorbei an den schmalen Wandnischen, in denen brennende Kerzen standen. Ihr Lichtschein fiel auf die kleinen ikonenartigen Holzbilder, die allesamt Motive aus dem christlichen Leben der Kopten zeigten oder einfach nur Heiligenfiguren darstellten. Die meisten von ihnen waren gekleidet wie Mönche.
    Ich erinnere mich daran, von
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