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0370 - Alptraum-Comic

0370 - Alptraum-Comic

Titel: 0370 - Alptraum-Comic
Autoren: Jason Dark
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hereinbrach, fühlte er sich wohl. Dann gehörten die letzten Stunden des Tages ihm.
    Um diese Zeit erwachten auch die Fledermäuse. Er hätte nur eine gezeichnet, die dafür übergroß und so, daß der Betrachter des Bildes den Eindruck haben mußte, als würde das Tier haargenau auf ihn zufliegen.
    Es war schon gut. Painter rieb seine Hände. Er spürte den Schweiß dazwischen und ließ sich auf den Drehhocker fallen, denn er war noch nicht fertig.
    Eine Person fehlte noch.
    Die Tiere hatte er gezeichnet, einen düsteren Wald, ein altes Schloß, die ängstliche Frau, die Fledermaus, das Gewitter, eigentlich war das Märchen fertig.
    Das Comicmärchen…
    So würden wohl alle denken, die seine Zeichnungen einmal zu sehen bekamen. Nur ahnten sie nicht, daß seine Werke etwas ganz Besonderes waren, außergewöhnlich und sehr realistisch.
    Ihm gefiel das große Bild auf der rechten Seite immer weniger. Da mußte er einfach etwas daran ändern, hinzufügen, ihm ein gewisses Leben einhauchen.
    Aber nicht mit noch mehr Landschaft. Er wollte auch keine Gestirne durch die kahlen Stellen zwischen den Baumästen schimmern lassen, das gab ihm alles nicht das, was er brauchte.
    Es fehlte der Mensch.
    Nur das Frauengesicht reichte ihm nicht. Da mußte noch ein Mann hin, jemand, der mit den Wölfen möglicherweise zusammenlebte und sich ihnen auch anpassen konnte.
    Wer würde das sein? Wie konnte er aussehen? Über diese beiden Fragen grübelte der Zeichner nach. Bisher war alles an seiner Arbeit perfekt gewesen, und auch das letzte Detail sollte so perfekt wie möglich sein.
    Painter hatte automatisch zum Federhalter gegriffen. Er zeichnete stets mit Tusche, doch als er die Spitze ansetzte, schüttelte er den Kopf. Nein, so nicht. Er wollte es diesmal anders machen. In dieses Bild aus Schwarz und Weiß mußte eine Figur, ein Mensch, der »leben« sollte, der farbig war, der völlig normal und realistisch aussah, Kleidung trug und…
    Auf einmal kam es über ihn. Er war von einer wahren Besessenheit erfüllt, als er sich daran begab, seine Vorstellungen zu verwirklichen. Diesmal zeichnete er eine farbige Figur, einen Menschen eben. Und er gelang ihm so gut wie das übrige.
    Vielleicht sogar eine Idee besser…
    Über eine Stunde zeichnete er. Vergaß die Zeit und hatte nicht bemerkt, daß sich schon die Nacht dem Ende zuneigte. Er war keine Maschine, er brauchte Schlaf, den wollte er sich holen.
    Auch fühlte er, daß sein Rücken schmerzte. Er verzog das Gesicht, als er den Körper durchbeugte, scharf atmete, wieder nach vorn fiel und mit der Stirn das Zeichenblatt berührte.
    Irgendwann mußte einmal Schluß sein, auch für ihn. Als er den Drehhocker verließ, wäre er fast gefallen, so wenig Kraft steckte noch in seinen Beinen.
    Irgendwo stand das Bett. Er fand es wie ein Schlafwandler, ließ sich nach hinten fallen, schloß die Augen, war im Nu eingeschlafen und begann prompt von seiner Arbeit zu träumen.
    Harold C. Painter hatte sein Lebenswerk fertiggestellt. Ein Comic nur, mehr wollte er nicht, aber das mußte reichen.
    Während draußen allmählich der Tag anbrach, brannte in dem kleinen Künstlerzimmer noch immer die Lampe. Ihr Licht ließ die Bilder nicht schöner erscheinen, sondern düster, irgendwie kalt und auch regelrecht abweisend.
    Auch der Mensch.
    Es war ein Mann. Normal aussehend, blond, ziemlich groß, und er stand inmitten des Waldes. Sein Gesicht zeigte einen gespannten, vielleicht etwas überscharfen Ausdruck. Dazu trugen auch die leicht verengten Augen bei, mit denen der Mann den Betrachter des Bildes anschaute. Zudem hatte seine Haltung etwas Sprungbereites an sich, wie bei einem Raubtier. Die Figur war einfach klassisch gezeichnet, und so echt, als hätte der Zeichner seinen besten Freund abgebildet.
    Dabei kannte er den Mann nicht.
    Er konnte ihn überhaupt nicht kennen, da dieser erst später geboren werden sollte.
    Und doch war er vor seiner Geburt schon als Erwachsener gezeichnet worden.
    Und er hatte einen Namen.
    Um den nicht zu vergessen, hatte ihn Harold C. Painter in einer Ecke des Bildes in Druckbuchstaben niedergeschrieben.
    JOHN SINCLAIR!
    ***
    Ich schüttelte den Kopf, wechselte mit dem rechten Fuß vom Gas auf das Bremspedal und hielt an. Zum Glück befand ich mich in einer ruhigen Straße, und in der Nacht war hier sowieso nicht viel los. Da floß der Verkehr noch dünner.
    Weshalb stand ich hier? Wieso hatte ich mich in meinen Wagen gesetzt und war kurz vor Mitternacht, ohne einen Grund
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