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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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an.
    Zamorra atmete tief durch und hinkte dann die Treppe hinauf. Der Wachsoldat maß ihn mit einem prüfenden Blick, dann ließ er ihn passieren! Erleichtert wandte Zamorra sich in die Richtung, in der er den anderen Mann hatte verschwinden sehen. Als er sich einmal kurz umschaute, stellte er fest, daß der Gardist sich überhaupt nicht für ihn interessierte.
    Das ging ja einfacher, als er dachte. Fast zu einfach…
    Er hinkte weiter den Korridor entlang. Weiche Teppiche mit kostbaren Mustern schluckten jedes Geräusch. Wandbehänge mit Jagdmotiven und riesige Bilder wechselten sich mit breiten Türen ab. Es gab keine blakenden Fackeln oder rußenden Petroleumlampen, sondern kostbare Lüster mit Hunderten von Kerzen, Tausenden von Kerzen.
    Seine Majestät geruhte wahrhaft menschenwürdig zu wohnen, fand Zamorra ironisch. Allein der personelle Aufwand, diese Unmengen an allmählich niederbrennenden Kerzen ständig auszuwechseln… und Zamorra war sicher, daß für noch viele andere Dinge ein mindestens ebenso großer Aufwand getrieben wurde.
    Aber das kümmerte ihn hier und jetzt nicht. Er wollte Sara Moon finden.
    Am Ende des breiten Korridors gab es eine weitere nach oben führende Treppe. Zamorra blieb überlegend stehen. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Gästezimmer ganz oben waren, war hoch. Man bot Gästen gern den Ausblick über die ganze Stadt…
    Gerade setzte Zamorra sich wieder, seiner Rolle getreu hinkend, in Bewegung, um die Treppe zu ersteigen, als ein Bediensteter in kostbar besticktem Wams herunterpolterte. Er stutzte, als er den Kuttenträger sah.
    »Ei, wohin, guter Bruder?« fragte er überrascht. »Wißt ihr nicht, Bruder vom Blauen Stein, daß Euresgleichen hier nichts verloren hat? Macht kehrt und begebt Euch in den Salon, wo die anderen bestimmt schon Eurer harren.«
    Er nahm die ganze Breite der Treppe in Beschlag und machte keine Anstalten, Zamorra vorbeizulassen.
    »Ich habe eine Nachricht für Sara Moon«, sagte Zamorra krächzend. »Persönlich zu überbringen. Seid so gut und laß mich vorbei.«
    Es war ein Schuß ins Blaue -ebensogut konnte die entartete Druidin, selbst wenn sie ihr Gemach oben hatte, irgendwo im Palast unterwegs sein. Es war noch nicht ganz Mitternacht, und im Hause wurde lustig gefeiert. Irgendwo mußte sich eine prachtvolle Orgie abspielen, dem durch den ganzen Palast dringenden Lärm nach zu urteilen.
    »Seid so gut und nehmt die Haupttreppe«, äffte der Diener Zamorra nach, »statt Euch wie ein Dieb hier entlang zu schleichen. Es ist mir unerfindlich, daß Seine Majestät Euresgleichen im Palast überhaupt duldet.«
    Er machte eine herablassende Geste, als sei er selbst der uneingeschränkte Herr im Hause. Zamorra schmunzelte innerlich. Offenbar waren die Brüder zumindest diesem Diener ein Dorn im Auge, und offenbar war dieser Diener auch einer von jener, die eine Menge Einfluß besaßen, vielleicht gar der Majordomus selbst. Es war klar, daß Zamorra hier nicht weiterkam. Versuchte er sich an dem Mann vorbeizudrängen, würde er nur die Wache zu rufen brauchen, und der Vorstoß fand ein jähes Ende.
    »Ihr seht mich erzürnt und vergrämt, Mann«, krächzte er, machte aber gehorsam kehrt und humpelte den Weg zurück, den er gekommen war. Der Majordomus blieb an der schmalen Treppe stehen und schaute ihm nach.
    Immerhin wußte Zamorra jetzt, daß Sara Moon tatsächlich oben wohnte…
    Er erreichte wieder die breite, gewundene Haupttreppe, die noch eine Etage höher führte. Der Wachtposten schüttelte grinsend den Kopf. »Wohin wollt Ihr denn jetzt?« fragte er. »Mich dünkt, Ihr habt Euch verlaufen.«
    »Das dünkt Ihn recht«, brummte Zamorra. »Gibt es hier keinen Balkon? Mir fällt das Atmen schwer, ich lechze nach frischer Luft.«
    Der Gardist grinste. »Hinter Euch. Aber fallt nicht über das Geländer. Es ist niedrig.«
    Zamorra wandte sich um. Das Treppenhaus nahm die ganze Breite des Gebäudes ein, und nach hinten öffnete sich wahrhaftig eine gläserne Tür auf einen Balkon. Zamorra hinkte hinaus, zog die Tür hinter sich zu und wandte sich dann nach rechts, um aus dem Blickfeld sowohl des Gardisten als auch des ihm eventuell folgenden Majordomus zu gelangen.
    Der Balkon zog sich um die gesamte Länge des Gebäudes. Zamorra sah nach oben. Mit etwas Kraft und Geschicklichkeit konnte er die nächste Galerie erreichen. Dann mußte er nur noch zusehen, wieder in das Gebäude hineinzukommen und die Unterkunft Sara Moons zu finden. Der Weg außen herum
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