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0365 - Im Tempel des Todes

0365 - Im Tempel des Todes

Titel: 0365 - Im Tempel des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unterwegs zum Tempel nicht in Lebensgefahr sein werden, höchstens in der Gefahr, in Gefangenschaft zu geraten. Damit sie uns im Ritual opfern können und unsere Lebenskraft allen Ablegern gleichmäßig zugute kommt. Das heißt weiterhin, daß es im Tempelbereich von Ablegern geradezu wimmeln muß.«
    »Deine Logik hat ein paar Haken«, sagte Tendyke. »Zum Beispiel, daß sie die erste Expedition nicht haben bis zum Tempel kommen lassen. Daß sie sie da direkt getötet und zu ihren Sklaven gemacht haben. Und jetzt soll das plötzlich anders sein?«
    »Vielleicht brauchten sie zunächst auch Diener, die sich in Menschen-und Schlangengestalt bewegen können. Personal, gewissermaßen. Dafür mußten die drei Männer direkt gebissen werden, schon auf dem Weg zum Tempel. Und - vielleicht ist es den Ssacah-Anhängern auch erst jetzt, in den letzten Tagen, gelungen, die besondere Fähigkeit ihres einstigen Herrn zu kopieren.«
    Tendyke nickte. »Akzeptiert - als eine Möglichkeit. Wir haben also beim Tempel mit jeder Menge von Ssacah-Schlangen zu rechnen…«
    »… die alle versuchen werden, uns lebend zu fangen, um uns auf den Altar zu bringen«, sagte Zamorra. »Damit dürfte klar sein, daß ich meine Meinung nunmehr geringfügig geändert habe und auch dafür plädiere, sofort aufzubrechen. Aufpassen werden wir trotzdem gewaltig, denn das alles heißt ja nicht, daß es keine Fallen mehr geben wird.«
    »Fallen, die uns heute schon zweimal fast das Leben gekostet hätten«, gab Nicole zu bedenken. »Der Überfall der Giftschlangen auf die Autos und die Grube. Beides wäre tödlich gewesen.«
    »Und ich bin sicher, daß jedesmal eine Messing-Kobra irgendwo in der Nähe war, um rechtzeitig zupacken zu können«, sagte Zamorra. »Das heißt, daß sie ihre Kopierfähigkeit erst in den letzten Stunden entdeckt oder entwickelt haben.«
    Er grinste.
    »Dann wollen wir sie mal ein wenig durcheinanderbringen. Auf geht’s!«
    »Geradewegs auf den Opfertisch«, murmelte Bart Fuller.
    »Wir sind ja jetzt darauf vorbereitet, was auf uns wartet«, sagte Zamorra. »Das gibt uns einen entscheidenden Vorteil. Wir werden die Zelte hier stehenlassen. Das Abbauen kostet zuviel Zeit. Wir stoßen mit den Wagen so schnell und so vorsichtig wie möglich vor und setzen den Rest des Weges zu Fuß fort. Wir werden sie überraschen.«
    ***
    Der Schlangen-Mensch, der einmal Bill geheißen hatte, hatte alles belauscht. Er kauerte im Geäst über dem Lager, unsichtbar in der Dunkelheit. Er hatte sich nicht bewegt. Es bestand auch kein Anlaß dazu.
    Jetzt aber bewegte er sich.
    Er nahm die zusammengerollte Schlange, die sich metallisch anfühlte und bei Tageslicht auch wie Metall aussah - wie Messing. Er wartete einen günstigen Moment ab und warf die kleine Figur dann.
    Die Messingschlange flog durch die Luft und schlug auf dem Stoffverdeck des zweiten Geländewagens auf. Das Geräusch vernahm niemand. In die Messingkobra kam jäh Bewegung. Sie entrollte sich, glitt über das Landrover-Dach und glitt durch das spaltweit geöffnete Fenster ins Innere. Wieder vernahm niemand den Laut, mit dem die Schlange auf den Sitz fiel, um sich dann weiter in den Fußraum des Wagens zu verkriechen.
    Oben auf seinem Ast in der Dunkelheit verfiel der Schlangen-Zombie Bill wieder in Bewegungslosigkeit.
    ***
    Die beiden Landrover rumpelten durch die Dunkelheit. Die Scheinwerfer strahlten die grüne Wand an, die sich rechts und links erhob und sich über ihnen fast vollständig schloß. Der Pfad, den die erste Expedition in tagelanger, mühevoller Arbeit geschlagen hatte, war bei Nacht scheinbar noch schmaler als am Tage.
    Tagsüber war wenigstens noch etwas Restlicht durch das Laub des Blätterdaches gedrungen. Jetzt herrschte völlige Finsternis.
    Tendyke lenkte den vordersten Wagen. Er nahm jetzt keine Rücksicht mehr auf Stoßdämpfer und Räder und Federung. Er ließ den Wagen über die Unebenheiten des Bodens rumpeln, sah nur zu, daß sie nicht steckenblieben und die Spur hielten. Rechts und links streiften Äste und Zweige den Wagen.
    Mit einer weiteren Fallgrube war nicht zu rechnen. Soviel Einfallslosigkeit und Aufwand traute niemand dem Ssacah-Kult zu. Fuller hatte erzählt, daß auch bei der ersten Expedition die Fallen sich deutlich voneinander unterschieden hatten.
    Eher als mit einer Fallgrube mußten sie jetzt damit rechnen, daß umstürzende Bäume ihnen den Weg vorwärts und rückwärts versperrten und daß dann ein weiterer Angriff erfolgen
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