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0364 - Shimadas Höllenschloß

0364 - Shimadas Höllenschloß

Titel: 0364 - Shimadas Höllenschloß
Autoren: Jason Dark
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und bekam ihn die Sonnengöttin zurück, konnte sie das Dunkle Reich verlassen, in das sie verbannt worden war, und sie würde sich daranbegeben, Shimada und ihren Bruder Susanoo, der sie in die Verbannung geschickt hatte, zu vernichten.
    So aber mußte sie bleiben, denn noch besaß Shimada den Fächer der Sonnengöttin.
    Er hatte auch nicht vor, ihn jemals freiwillig aus der Hand zu geben, da er den Fächer nicht allein als Schutz, sondern auch als Schlagwaffe benutzen konnte.
    Und wieder schritt er durch sein Schloß.
    Eine Gestalt wie aus dem Alptraum oder den tiefsten Schlünden der Verdammnis. Ein gefährlicher Schatten, aus dem die dunkelblauen, kalt leuchtenden Augen hervorstachen und eine Aura verbreiteten, die mit Schrecken, Tod und Friedhof gleichgesetzt werden konnte.
    Zumeist durchwanderte Shimada ziellos sein Höllenschloß. An diesem Tag jedoch hatte er ein Ziel. Er wußte, daß es Menschen gab, die ihm dienen wollten und die versuchten, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
    Einer hatte es geschafft.
    Ein Gnom, ein Buckliger, der sich Rigoletto nannte, sieben Leben besaß und sein letztes Leben lebte. Er wollte ihm etwas bringen oder ihn mit einem Gegenstand beeindrucken, von dem Shimada schon gehört hatte.
    Andere Dämonen sprachen flüsternd und voller Ehrfurcht davon, denn wer diese mächtige Waffe besaß, konnte, so hieß es, Welten verändern.
    Es war der Würfel des Unheils!
    Nie hätte Shimada nach der letzten Niederlage geglaubt, daß sich für ihn die Chance ergeben konnte, an den Würfel heranzukommen.
    Nun aber sah es so aus, als wäre es soweit.
    Ein Diener, eben der Bucklige, hatte es geschafft, den Ort des Würfels zu finden. Eine geheimnisvolle Erdmagie hielt den Würfel fest, um ihn gleichzeitig diesem Buckligen zu bringen, damit er diese Waffe zu seinen und Shimadas Gunsten einsetzen konnte.
    Ob es schon soweit war, wußte Shimada nicht. Dazu wollte und mußte er sein Orakel befragen.
    Er verließ das Höllenschloß.
    Dunkelblaue Schwaden umwaberten seine Gestalt. Sie hüllten ihn ein wie ein Mantel, und sie paßten zu ihm, der ebenfalls in blaue Tücher gekleidet war.
    Shimada hatte den Garten des Schlosses betreten.
    Todesgarten nannte er ihn, denn wer einmal unfreiwillig in ihm steckte, kam nicht wieder heraus. Noch bedeckte gnädiger Nebel den Schrecken, doch wehe, wenn die Schwaden vertrieben wurden, dann konnte der Besucher das Grauen sehen und wurde wahnsinnig, falls er ein Mensch mit schwachen Nerven war.
    Shimada machte der Garten nichts aus. Er fühlte sich hier wohl, und er genoß die finstere Atmosphäre, die ihn umgab. Kein Sonnenstrahl durchbrach den blauen Dunst, kein einziger Lichtfunke oder Stern glänzte am Himmel, Shimada wirkte wie eingeschlossen in einer Oase der Einsamkeit.
    Mit traumhafter Sicherheit ging die lebende Legende ihren Weg.
    Kein Schritt war zuviel, keiner zu wenig, denn er wußte genau, wo er das Orakel finden konnte.
    Es war der See oder der Brunnen.
    Jedenfalls der, aus dem Shimada selbst gestiegen war. Auch er konnte mit der Festung wandern und die Zeiten überbrücken, obwohl er selbst zeitlos war.
    Vor Hunderten von Jahren schon hatten Menschen von diesem Brunnen gewußt und es anderen weitergegeben. Die wiederum erzählten es ihren Nachkommen, so daß der Brunnen in der alten Mythologie der Japaner nie in Vergessenheit geriet.
    Aber nur wenige wußten, daß es ihn gab und daß er seine Kraft behalten hatte.
    Shimada wollte ihn befragen.
    Auch der Brunnen oder der kleine Teich lag eingehüllt in blaue Dunstschleier. Sie aber verschwanden, als Shimada beide Arme bewegte und sie regelrecht wegscheuchte.
    Seine Sicht wurde frei!
    Er stand direkt am Ufer und starrte aus seinen kalten, gnadenlosen Augen in die Tiefe, wo sich vor seinen Füßen die Oberfläche des Brunnens oder des Teichs befand.
    Keine Welle kräuselte die glatte, spiegelhafte Fläche, die ebenfalls einen Blauton zeigte, der sich jedoch in der Tiefe zu einer tintigen Schwärze verlor, die jedes Geheimnis, das ihr fremde Lippenanvertrauten, für sich behalten würde.
    Aber sie gaben auch preis. Es mußte nur ein Würdiger kommen und sich des Brunnens bedienen.
    Er besaß weder Mauern noch Abgrenzungen, so daß Shimada am Ufer stehenbleiben mußte. Er dachte daran, daß er auch See oder Teich des Schweigens genannt wurde, aber so schweigsam war das Wasser nicht. Mit einem Trick konnte man ihn zum »Reden« bringen.
    Und Shimada kannte den Trick. Er stand so dicht am Ufer, daß seine
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