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0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

Titel: 0359 - Die Teufelsvögel von Bombay
Autoren: Werner Kurt Giesa
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über die ganze Welt auszudehnen mit seinem Kobra-Kult, nahmen ihm die anderen Dämonen heute übel. Damals hatte er sich in Ssacah einen starken Verbündeten schaffen wollen, der ihm verpflichtet war - auf Kosten der anderen Dämonen.
    Das vergaßen sie ihm wohl nie. Er hatte es gewagt, uralte Verträge anzutasten und uralte Aufteilungen der Machtbereiche in Frage zu stellen. Dabei war er doch nur ein Mensch, ein Sterblicher, der sich auf den Höllenthron geschwungen hatte. Ihn haßten sie deshalb noch mehr als Leonardo, und Eysenbeiß wußte das nur zu gut.
    Wenn er Leonardo einen Dämpfer versetzen wollte, der ihm zugleich, wenn auch geringe, Sympathien einbrachte - denn sie haßten Leonardo ebenfalls -, durfte das nicht über Ssacahs Kobra-Kult-Reste gehen. Gerade hier mußte er jetzt sehr vorsichtig taktieren.
    Um so ärgerlicher war es, daß er sich jetzt mit Panshurab und dem Kult befassen mußte. Die EWIGEN wollten eine der Schlangenfiguren haben… wozu? Wollten sie ihrerseits den Schlangenkult irgendwo anders ansiedeln? Das konnte Ärger geben. Aber Eysenbeiß war in der Zwickmühle. Was er auch tat und wie er es tat, es gab Ärger. Höllischen Ärger, im wahrsten Sinne des Wortes…
    Er wünschte sich, er hätte sich um diese Aktion drücken können. Aber das ging nicht.
    Verblüffend für ihn war allerdings, daß die EWIGEN so viel vom Kobra-Kult wußten, daß sie anscheinend auch wußten, daß das Hauptquartier sich in der Nähe von Bombay befand. Denn in Bombay sollte er den Ssacah-Ableger übergeben! Das sparte ihm lange Wege und mühsames Suchen…
    Es konnte nur einen Grund haben, daß sie sich diesen Ableger nicht selbst besorgten. Sie wollten ihn in Mißkredit bringen. Aber was versprachen sie sich davon?
    Eysenbeiß wußte es nicht.
    Er wußte nur, daß er den Tempel aufsuchen mußte. Je früher, desto besser. Es war in Indien zwar noch früher Abend, draußen war es noch hell, aber das hatte Eysenbeiß noch nie gestört. Er gehörte zu jenen, die das Tageslicht nicht störte. Dämonen wurden stark in der Nacht, aber Eysenbeiß war kein Dämon.
    Er verließ die Hölle und begab sich zu dem uralten Tempel, der vor einiger Zeit neue Besitzer bekommen hatte, ohne daß dies von der Weltöffentlichkeit bemerkt worden war.
    ***
    Bianca Brentshaw zitterte. Sie mußte hilflos zusehen, wie Dan Ferguson auf den Altar gepreßt wurde, wie sie ihn festhielten und wie die grauenhaft beweglichen Messing-Schlangen sich wieder erhoben und über seinen nackten Körper zu gleiten begannen.
    Es war wie bei Tirsa Sambhol, die jetzt kein Mensch mehr war…
    Bisher hatte Bianca sich nie Gedanken darüber gemacht, was sie für Ferguson empfand. Sie hatte es als Freundschaft angesehen, als enge Freundschaft, die auch Küsse und Zärtlichkeiten einschloß. Aber jetzt, da sie zusehen mußte, wie sie ihn verlor, wie er vor ihren Augen getötet oder gar zu etwas Entsetzlichem gemacht wurde, begriff sie, daß es mehr war als Freundschaft. Sie liebte Dan Ferguson.
    Sie schrie.
    Aber mit ihrem Schreien konnte sie nichts verhindern. Die Schlangen bissen zu. Und auch Dan Ferguson begann sich zu verwandeln, wurde zu einer großen Kobra. Einmal sah der Schlangenkopf direkt auf Biance, und sie glaubte, innerlich zu vereisen, so furchtbar war dieser Blick aus Schlangenaugen. Dann verwandelte sich auch Dan Ferguson zurück in einen Menschen.
    Aber das war kein Mensch mehr. Das war nur noch die äußere Hülle eines Menschen. Der Mensch Dan Ferguson war tot, ausgelöscht durch den Biß der dämonischen Messing-Schlange. Was sich jetzt vom Altar erhob und in die Gewänderträger einreihte, war ein Monstrunj geworden. Eines von vielen.
    Bianca wünschte sich, ohnmächtig zu werden. Aber sie blieb wach, mußte begreifen, daß sie den Mann, den sie geliebt hatte, ohne es wirklich zu erkennen, für immer verloren hatte.
    Wenn sie doch wenigstens noch sein Kind hätte bekommen können… aber es war ihr nicht einmal vergönnt, Dan in ihrem gemeinsamen Kind weiterleben zu sehen. Denn das gab es nicht. Sie hatten nie miteinander geschlafen. Und nun war es zu spät, für immer vorbei.
    Der Oberpriester zeigte jetzt auf Bianca.
    »Nun sie«, befahl er.
    Biancas Widerstand erstarb, als man sie zum Altar zerrte. Sie besaß nichts mehr, für das es sich lohnte, weiterzuleben. Und vielleicht würde sie nun nach dem Schlangenbiß auf eine andere Weise wieder mit Dan vereint sein können. Aber würde sie dann noch Liebe empfinden können, für ein
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