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0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

Titel: 0359 - Die Teufelsvögel von Bombay
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stieß das Schlangenmaul zu. Die Zähne fanden ihr Ziel. Tirsa zuckte zusammen, schrie gellend auf unter dem Schlangenbiß. Die Kobras krochen wieder zurück, und der Oberpriester des Schlangen-Kultes streckte seine Hände nach ihnen aus, und die Schlangen wanden sich um seine Arme.
    Tirsa lag still.
    So schnell kann das Gift nicht wirken! dachte Bianca verzweifelt. Sie kann doch nicht schon tot sein…
    Tot! War das das Schicksal, das ihnen zugedacht war? Opfertod durch Schlangenbiß? Es war einfach unglaublich, unvorstellbar. Bianca Brentshaw konnte sich einfach nicht vorstellen, daß die Inderin jetzt tot war, daß Dan und sie gleich auch tot sein würden. Ermordet, einfach ausgelöscht! Sie wollten aber doch leben!
    Die beiden Schlangenmänner ließen Tirsa los. Sie versuchte nicht mehr, sich zu befreien. Sie lag jetzt ganz still auf dem Stein. Irgend etwas geschieht mit ihr, durchzuckte es Bianca.
    Dann sah sie es.
    Die Haut der Inderin veränderte sich. Trotz der schlechten Beleuchtung durch die rußenden Fackeln war es deutlich zu erkennen. Auf Tirsas Haut bildeten sich kleine Schuppen. Sie verfärbten sich, wurden kräftiger. Die Arme und Beine wuchsen irgendwie mit dem Körper zusammen, verschmolzen zu einer Einheit. Auch der Kopf formte sich um. Es geschah schnell, und doch war es für Bianca, als würden Jahrtausende vergehen. Jede Einzelheit der Umwandlung prägte sich ihr ein.
    Tirsa wurde zur Schlange.
    Zu einer riesigen Kobra, die jetzt auf dem Altar lag und sich zusammenringelte. Der Biß hatte ihr ein Gift eingespritzt, das diese Verwandlung auslöste.
    Bianca fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Sie sah, wie Tirsa alles Menschliche verlor. Wie sich der Kopf der riesigen Königskobra erhob, wie die gespaltene Zunge hervorschnellte und witterte.
    Und dann, von einem Moment zum anderen, verwandelte sie sich abermals. Sie wurde wieder menschlich in ihrem Aussehen. Die Schlange verschwand vom Altar, und Augenblicke später lag wieder die Inderin auf dem Stein.
    »Träumen wir das?« murmelte Dan Ferguson verwirrt. »So was kann es doch gar nicht geben!«
    Tirsa lag still da. Aber nicht lange. Plötzlich erhob sie sich, und niemand hinderte sie daran, wie sie sich von dem Altar schwang und dann für Augenblicke starr da stand. Dann sah Bianca ihre starren Reptilaugen, und als Tirsa den Mund öffnete, war die gespaltene Zunge zu sehen.
    Die Engländerin erschauerte: Tirsa war kein Mensch mehr.
    Sie war zum Monstrum geworden. Zu einem Schlangenmenschen. Sie war so geworden wie die anderen, die jetzt in den weit wallenden Gewändern da standen und ihre Beschwörungsformel murmelten.
    Tirsa trat zur Seite, reihte sich bei den anderen ein. War jetzt nur noch durch ihre Nacktheit von ihnen zu unterscheiden. Aber bei der nächsten Beschwörung würde sie wohl auch ein solches Ritualgewand tragen…
    Biancas Herz raste förmlich. Der Mann hinter dem Altar hob wieder die Hand.
    Er zeigte auf Dan Ferguson.
    »Jetzt ihn«, sagte er.
    Und dann zerrten sie Dan Ferguson auf den Altar des Grauens…
    ***
    Es war für Eysenbeiß nicht sonderlich schwierig herauszufinden, wo sich Mansur Panshurab befand. Zwar gab es Ssacah nicht mehr, den der Herr der Hölle hätte fragen können, wo sich einer seiner treuesten Diener befand, aber es gab auch so in Indien genug niedere Hilfsgeister, die jederzeit bereit waren, Auskunft zu erteilen.
    Eysenbeiß zwang sie dazu. Und so erfuhr er, daß sich Panshurab in unmittelbarer Nähe Bombays aufhielt.
    Sogar der genaue Ort wurde Eysenbeiß gena nnt.
    Es war ein uralter Tempelbau, im Wald verborgen, nahe einer Straße, die heute kaum noch jemand benutzte. Welchen Gottheiten dieser Tempel einst geweiht gewesen war, wußte niemand mehr zu sagen.
    Eysenbeiß interessierte es auch nicht. Für ihn war nur wichtig, daß sich Mansur Panshurab diesen Tempel offenbar als neues Hauptquartier auserkoren hatte. Von hier aus wollte er wohl den Ssacah-Kult zu neuer Blüte führen - innerhalb der Grenzen Indiens, wie Leonardo deMontagne es von ihm verlangt hatte.
    Eysenbeiß grinste.
    Es wäre für ihn durchaus reizvoll gewesen, Leonardos Autorität in einer Kraftprobe zu untergraben und Panshurab allein deshalb die Ausweitung zu erlauben, wie er es bei Ssacah getan hatte, um den Fürsten der Finsternis zu schwächen. Aber Eysenbeiß wußte, daß er zwar der Herrscher war, sich aber nicht mehr allzuviel erlauben durfte. Sie haßten ihn, und daß er damals Ssacah die Genehmigung erteilt hatte, sich
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