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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in den Richtungen. Es gab mehrere Möglichkeiten.
    War da jemand, der auf ihn wartete, der eigens erschienen war, um Zamorra aufzulauern und ihn anzugreifen? Seit dem Mörderwald von Gresanne hielt Zamorra alles für möglich.
    Plötzlich mußte er an Raffael denken, weil nur der eine Chance hatte, ihn hier im Château wirkungsvoll anzugreifen, der das Château in all seinen Winkeln besser kannte als Zamorra. Und das konnten nur zwei Personen sein: der Fürst der Finsternis oder Raffael Bois.
    Leonardo deMontagne schied aus. Der hätte eine bedeutend stärkere Strahlung erzeugt. Also mußte es sich um den verschwundenen Raffael handeln!
    War der gar nicht verschwunden? Hatte er sich in den Tiefen des Châteaus versteckt? Möglich war alles! Die Kellerräume waren nie richtig erforscht worden. Zamorra hatte nur einen winzigen Teil benutzt, vielleicht fünfzehn oder zwanzig der Kavernen, die tief in den gewachsenen Fels der Monts-du-Lyonnais-Ausläufer ragten. Als Leonardo das Château in seiner ursprünglichen Form erbauen ließ, mußte er damals schon schwärzeste Magie in all ihrer durchdringenden Kraft verwendet haben, um diese Gänge und Räume in der Felsen-Tiefe zu schaffen. Wenn Steinmetze sich daran versucht hätten, mit den damaligen Mitteln diese Höhlungen zu meißeln, wären sie wahrscheinlich heute noch an der Arbeit. So viele Sklaven konnte Leonardo seinerzeit überhaupt nicht eingesetzt haben…
    Zamorra war sicher, daß die Kellerräume einige hundert Meter weit in den Berg ragten. Dort unten existierte ein wahres Labyrinth an Stollen und Gängen und Kammern, das selbst Zamorra in all den Jahren noch nie richtig ausgemessen hatte. Wie sollten es dann andere tun? Dort unten mochte ein ideales Versteck für jemanden sein, der nicht gefunden werden wollte.
    Raffael…
    Zamorra ging die Treppe wieder hinunter. Er faßte den Entschluß, den Keller aufzusuchen.
    Das elektrische Licht im vorderen Bereich brannte noch. Die Zuleitungen waren durch das Feuer nicht beschädigt worden. Zamorra betätigte den Drehschalter und schritt langsam die breite Steintreppe hinunter.
    Daß sie trocken war, so tief er auch hinabstieg, zeugte von der hervorragenden Isolierung. Erst am Ende der genutzten Räume, die größtenteils Weinkeller waren, wurde es etwas feuchter. Dort nahm sich das Felsmassiv sein Recht und ließ Wasser durchsickern.
    Das war auch einer der Hauptgründe, aus denen Zamorra sich für jenen Bereich nie sonderlich interessiert hatte. Da die Feuchträume nicht nutzbar waren, ohne größere bauliche Maßnahmen zu ergreifen, hatte er die Türen verschließen lassen. Ihm reichte der Trockenbereich unter dem Château.
    Er erreichte das erste Kellergeschoß, als ihm klar wurde, wie leichtsinnig er sich verhielt. Raffael war zwar ein alter Mann, aber die Schwarze Magie, mit der Leonardo deMontagne ihn erfüllt hatte, mochte ihm übermenschliche Kräfte verleihen. Und Zamorra wußte, daß er das Amulett nicht gegen Raffael einsetzen konnte. Er brachte es nicht fertig, den alten Mann wirklich als Feind anzusehen, der ihm so viele Jahre treue Dienste geleistet hatte. Raffael war einfach aus dem Château nicht mehr wegzudenken gewesen. Er war schon längst über das Rentenalter hinaus, aber er ließ sich einfach nicht pensionieren. Die Arbeit war sein Lebensinhalt, und trotz seines hohen Alters verrichtete er sie immer noch zuverlässiger und fehlerloser als mancher weit jüngere Mensch. Deshalb hatte Zamorra es schließlich aufgegeben, Raffael zum Ruhestand überreden zu wollen. »Wenn ich meine Arbeit nicht mehr machen darf, werde ich sterben«, hatte Raffael mehr als einmal gesagt. »Sie ist mein Lebensinhalt.«
    Vielleicht, dachte Zamorra, wäre es besser gewesen, das Risiko doch einzugehen. Dann hätte der Fürst der Finsternis Raffael zumindest nicht zu seinem Vasallen machen können…
    Aber jetzt war es zu spät.
    Langsam drehte Zamorra sich wieder um. Ein Instinkt warnte ihn. Verlaß den Keller wieder! Geh nicht allein hinunter! Hier wartet der Tod!
    Waren es seine eigenen Gedanken, oder hatte das Amulett sich wieder telepathisch bei ihm gemeldet?
    Da flog neben ihm eine Holztür auf. Da erlosch die Beleuchtung!
    Narr! schrie es in ihm auf. Zu spät!
    Und eine düstere Gestalt warf sich mit furchtbarer Wucht auf Zamorra und schmetterte ihn gegen die Wand. Ein dunkler Gegenstand raste auf Zamorras Gesicht zu.
    Aus… !
    ***
    Ysabeau Derano hatte die Gaststube verlassen und ihr Zimmer aufgesucht, in dem sie
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