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0355 - Die Bande der Nachzehrer

0355 - Die Bande der Nachzehrer

Titel: 0355 - Die Bande der Nachzehrer
Autoren: Jason Dark
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auf seinen Lippen lag ein glückliches Lächeln. Dieser Mann fühlte sich wohl in seiner Rolle. Ich wollte schon an ihm vorbeigehen, als sein Spiel plötzlich abbrach. Das war eigentlich normal, mich störte jedoch der plötzliche Mißklang. Ich blieb stehen.
    Der Orgelspieler saß stumm da. Sein Blick war ins Leere gerichtet, als würde er auf irgendein Geräusch lauschen. Im nächsten Augenblick verdrehte er die Augen, öffnete den Mund, wollte schreien, was ihm nicht gelang. Dafür verschwand er hinter seiner Orgel, etwas hatte ihn gezogen. Ich sprang vor, nahm den Geruch wahr und sah einen langen, knochigen, mit Schleim bedeckten Arm, der es geschafft hatte, den Anderen zu umklammern. Für mich war die Sache klar. Ich hatte den zweiten Nachzehrer entdeckt!
    ***
    Marco hatte zweimal auszubrechen versucht.
    Beim erstenmal hatte Marek nur den Druck der Mündung verstärkt, um seinen Gefangenen von dem Plan abzubringen. Beim zweitenmal mußte der Pfähler schon härter zugreifen. Da war Marco erst durch einen Schlag gegen den Hinterkopf zur Besinnung gebracht worden. Marek hatte dosiert geschlagen, er wollte keinen Bewußtlosen mit sich herumschleppen, aber der Treffer hatte ausgereicht, um Marcos Widerstand zu brechen, denn sein Respekt vor dem alten Mann war gewachsen.
    Marek schob ihn vor sich her. »Ich will dir mal etwas sagen, Junge. Bisher haben es nicht einmal blutsaugende Vampire geschafft, mich reinzulegen. Und da wirst du es auch nicht packen. Glaube es mir, es hat keinen Sinn. Bleib schön brav bei mir, dann regelt sich alles wie von selbst, und du wirst überleben.«
    »Was man von dir nicht behaupten kann.«
    »Mal sehen.«
    Es war der Rest ihrer Unterhaltung. Sie hatten bereits das Gelände der abgestellten Wagen erreicht, und hier hielt sich außer ihnen keine weitere Person mehr auf.
    Der Schnee reichte ihnen bereits über die Knöchel hinweg, und noch immer wurden unzählige, kleine Flocken aus den tiefliegenden Wolken in ihre Gesichter und über die abgestellten Wagen geblasen, die sie längst mit einer weißen Schicht überdeckt hatten.
    Da Frantisek sich gut auskannte, erreichte er auch trotz der schlechten Sichtverhältnisse sein Ziel ohne Verzögerung. Die Umrisse des Wohnwagens erschienen schattenhaft aus dem wilden Schneegestöber, und Marek ließ seinen Gefangenen die mit Schnee bedeckten Stufen der kleinen Holztreppe hochgehen.
    »Gib acht, sie sind glatt!«
    Marco drehte sich um. »Weiß ich, du…«
    Da traf ihn der Hieb. Marek hatte nur auf den richtigen Augenblick gewartet.
    Marco kippte Marek entgegen, der ihn auffing und dann auf die Treppe gleiten ließ.
    Abgeschlossen war nicht. Der Pfähler schob sich an Marco vorbei, öffnete die Tür und wurde mit einem wilden Fluch empfangen, da Stani mittlerweile aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war.
    Auf dem Bauch lag er, starrte Marek entgegen und schimpfte wie ein Rohrspatz.
    »Gefällt es dir?« fragte der Pfähler. Eine Antwort wartete er nicht ab, drehte sich um und schleifte den Bewußtlosen in den Wagen.
    »Hier, du bekommst Besuch. Wir haben uns gedacht, daß es schlecht ist, wenn jemand so allein liegt.«
    »Du verfluchter Hund, du…«
    »Ach, vergiß es, Junge. Sei froh, daß du noch so aus dem Fall herausgekommen bist. Bis jetzt jedenfalls.«
    »Die Nachzehrer werden dich…«
    »Ich weiß!« erwiderte Marek und zog den anderen weiter, bis er in die Nähe des Ofens geriet.
    Drei Beine waren noch frei. Marek konnte sich eines aussuchen, an das er den anderen ketten wollte. Er entschied sich für das Bein, das am weitesten von Stani entfernt war.
    Marco rührte sich nicht. Er war nicht voll bewußtlos geworden, sondern stöhnte nur mehr vor sich hin.
    Auch Stani tat nichts. Er schaute wütend zu, wie sein Bruder auf die gleiche Art und Weise gefesselt wurde wie er selbst. »Das wirst du bereuen, Alter. Ich schwöre es dir. Du wirst dich…«
    »Halt den Mund.« Marek richtete sich wieder auf und bekam mit, daß Stani ein Bein angehoben hatte.
    Blitzschnell trat er zu.
    Marek stand für ihn günstig. Dem Tritt konnte der Pfähler nicht ausweichen. Er traf ihn zwischen Knie und Knöchel. Plötzlich schien sein Schienbein in Flammen zu stehen, und Marek sackte zusammen. Er hörte Stanis Lachen und wußte, daß es gefährlich für ihn geworden war, denn der andere trat noch einmal zu.
    Diesmal erwischte er den Pfähler nicht voll, sondern streifte ihn nur mit der Sohle. Frantisek kippte zurück. Er stieß noch einen Stuhl um, aber er
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