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0355 - Die Bande der Nachzehrer

0355 - Die Bande der Nachzehrer

Titel: 0355 - Die Bande der Nachzehrer
Autoren: Jason Dark
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gekippt am Boden.
    Um die Orgel herum hatten sich einige Besucher angesammelt.
    Sie standen da und wußten nicht, was überhaupt geschehen war. Ich schaute auch in die Gesichter zweier Kinder. Es waren ein Junge und ein Mädchen. Der Junge trug eine blaue Pudelmütze, das Mädchen eine rote.
    »Hier stinkt es so komisch«, sagte eine Frau, verzog ihr Gesicht und schaute mich an, als ich näherkam. »Riechen Sie so?«
    »Kann sein.«
    »Nein, da liegt eine Lache«, hörte ich einen Mann rufen und sah ihn in die entsprechende Richtung weisen. »Von dort kommt der Leichengeruch. Von dort. Ich kenne mich aus, weil ich mal früher Tote umgebettet habe. Wirklich…«
    »Schon gut«, sagte ich, »schon gut.« Ich wollte nicht, daß es noch mehr Aufregung gab und stellte die Drehorgel wieder hin. Die Kurbel hing jetzt schief an der Schraube. Der Mann würde wohl mit ihr kaum mehr spielen können.
    Wieder hatte ich einen Nachzehrer erledigt. Es war der zweite gewesen. Wie viele würde es noch geben?
    Auf diese Frage konnte ich mir leider keine Antwort geben, aber wie es so ist, es versammelten sich immer mehr Neugierige. Das Ereignis mußte blitzschnell seine Runde gemacht haben, und jeder wollte schauen, obwohl eigentlich so gut wie nichts zu sehen war.
    »Bitte, gehen Sie doch!« rief ich.
    »John!«
    Den Stimmenwirrwarr übertönend, hatte ich jemand meinen Namen rufen hören. Es war Frantisek Marek, der sich seinen Weg durch die Menge bahnte. Ich sah das Humpeln meines Freundes und bekam einen leichten Schreck.
    »Was ist geschehen?« fragte ich ihn, als er neben mir stehenblieb.
    Marek winkte ab. »Ach, nichts Schlimmes. Mich haben nur zwei Tritte erwischt.«
    »Wer?«
    »Dieser Stani spielte verrückt.« Er grinste scharf und wischte schmelzende Flocken aus seinem Gesicht. »Aber es ist alles in Ordnung. Ich habe Marco fesseln können.«
    »Darf ich mal vorbei?« Der Vater mit den beiden Kindern, die verschiedenfarbige Mützen trugen, fragte uns, und wir machten ihm Platz.
    Die Kleinen schauten mich aus großen Augen an. Der Junge meinte: »Der Mann stinkt ja wirklich.«
    »Und du auch«, meinte ich lächelnd zu Marek.
    »Ja, ich habe mich auch mit einem Nachzehrer herumschlagen müssen.«
    »Was?«
    Er berichtete kurz und klärte mich auch über die Zahl unserer Feinde auf.
    »Mit dem Anführer waren es sechs«, erwiderte ich. »Drei haben wir erledigt, bleibt noch die Hälfte.«
    »Und die holen wir uns auch!« erklärte Marek, der finster entschlossen war, mit der Brut aufzuräumen.
    Ich berichtete von Karl Koppec, der ebenfalls nach diesen Bestien schauen wollte.
    »Ohne Waffen?«
    »Er hat eine alte Armeepistole. Er kann in die Luft schießen, wenn er einen Nachzehrer sieht.«
    »Ja, das ist gut«, pflichtete mir Marek bei. Er krauste die Stirn.
    »Wo befinden sich die restlichen drei? Das möchte ich gern wissen, verdammt.«
    »Ich werde sie finden. Am besten ist es, wenn wir uns trennen, dann können wir…«
    Das letzte Wort wurde mir von den Lippen gerissen, denn beide hatten wir das Schußecho vernommen.
    Seine Lautstärke wurde durch den fallenden Schnee zwar etwas gedämpft, aber es war genau zu hören.
    Und auch die gellenden Schreie!
    Im nächsten Augenblick hielt uns nichts mehr…
    ***
    Karl Koppec fühlte sich in seiner Haut nicht wohl, als er sich daran begab, über den Weihnachtsmarkt zu gehen und zwischen den Ständen seine Runden zu drehen.
    Er kam sich ein wenig deplaziert vor, denn es war nicht seine Aufgabe, einen Markt nach schrecklichen und unglaublichen Gefahren abzusuchen.
    Natürlich kannte man ihn. Er wurde auch angesprochen und gefragt, ob er nichts zu tun habe.
    Dann quälte sich der gute Karl Koppec jedesmal ein Lächeln ab und sprach von einer Pause, die ihm seine Frau verordnet hatte. An einem Schnapsstand hielt man ihn fest. Der Besitzer wollte ihm unbedingt einen Selbstgebrannten ausgeben.
    »Komm schon, Karl, das ist ein Schnaps, wie sie ihn auch in der alten Heimat brennen.« Der Mann grinste, rieb seine Hände und schob Karl ein Glas rüber.
    Mit einer wasserklaren Flüssigkeit war es bis zum Rand gefüllt, und Karl, einem guten Tropfen nie abgeneigt, nahm es in die linke Hand, führte das Glas zum Mund, setzte an und leerte es mit einem Schluck. Die rechte Hand hatte er in der tiefen Jackentasche gelassen, denn dort befand sich auch seine Pistole.
    »Na, wie schmeckt er dir?« wurde er gefragt.
    Karl atmete aus. »Das ist schon ein Hammer, wirklich.«
    »Sogar zwei«, erklärte
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