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0353 - Flucht vor dem Grauen

0353 - Flucht vor dem Grauen

Titel: 0353 - Flucht vor dem Grauen
Autoren: Jason Dark
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auch wieder einen an. Aber glaube nur nicht, daß ich darauf hereinfalle. Nein, das kommt nicht in Frage. Ich habe mich einmal entschlossen. Mit Asmodis werden wir allein fertig.«
    »Auch mit Luzifer oder Lilith?«
    »Auch mit ihnen«, erklärte er. »Wenn die Widerstände aus dem Weg geräumt sind, kümmern wir uns um sie. Zu den Widerständen zähle ich auch dich, Geisterjäger!«
    Seine Stimme hatte sich bei den letzten Worten noch gesteigert.
    Für mich ein Beweis, daß Hemator vom Diskutieren die Nase gestrichen voll hatte. Er wollte handeln.
    Das merkte selbst Ali. »Ich glaube, John, jetzt können wir uns warm anziehen.«
    »Fürchte ich auch.«
    Bei meiner Diskussion mit dem Großen Alten hatte ich den Blick immer auf die Hände gerichtet. Ihre Haltung hatte sich nicht verändert. Nun aber setzten sie sich in Bewegung.
    Langsam drangen sie tiefer.
    Es war ein scheußliches Gefühl, mitzubekommen, wie sie sich uns entgegensenkten. Mir wurde die Kehle eng, ich konnte mich nicht einmal mehr räuspern. Gleichzeitig nahm auch der äußere Druck zu. Wir spürten ihn genau, wie er gegen unsere Körper gepreßt wurde, als lägen unsichtbare Hände in der Luft, die uns festhielten.
    Die echten Hände lagen weiterhin so dicht zusammen, daß sich ihre Fingerspitzen berührten. Da mein Kreuz nicht mehr aktiviert worden war, verschwand auch die Weite der vor mir liegenden Landschaft. Unser Blick bekam Grenzen, die Dunkelheit nahm zu.
    Das Grau legte sich schleierartig über diese Welt, die für uns zu einer Todesfalle werden sollte.
    Auch spürten wir den Wind…
    Die Richtung war nicht festzustellen. Plötzlich war er da, wehte über den Boden, wirbelte Staub auf und drehte ihn zu kleinen, quirlenden und tanzenden Wolken. Man konnte das Gefühl haben, als würden Geister über die Fläche hüpfen.
    Neben mir atmete mein junger Begleiter wie ein Schwerkranker.
    Ali hielt die Hände gegen die Brust gepreßt, hatte den Rücken durchgebogen, den Kopf zur Seite gedreht, so daß er mich anschauen konnte.
    Nie würde ich seinen Blick vergessen.
    Bisher hatte ich in ihm Vertrauen gelesen. Das war nun aus den Augen verschwunden. Statt dessen hatte sich etwas anderes hineingestohlen.
    Die Angst…
    »John, großer Meister«, ächzte er. »Das… das packen wir nicht mehr. Wir können nicht …«
    Seine Stimme versagte. Ich hatte vorgehabt, ihm trotz allem ein Zeichen als Antwort zu geben, mußte mir jedoch eingestehen, daß auch ich es nicht schaffte. Der äußere Druck war einfach zu stark geworden.
    Der Tod kam langsam, sicher und verdammt qualvoll in unsere Nähe. Noch hatte er uns nicht erwischt, noch streichelte uns der Sensenmann nur, aber in den nächsten Minuten würde er zuschlagen.
    Ich hatte es nicht gewollt, es waren einfach die Reflexe, die mich so reagieren ließen, so daß ich zur Seite torkelte und mich benahm wie ein Betrunkener.
    Unerträglich wurde der Druck auf meinen Kopf. Ich hatte das Gefühl, allmählich in die Erde gedrückt zu werden und glaubte, zwischen den Händen und dem Untergrund ein Flimmern zu sehen.
    Mit Mühe hob ich den Kopf an.
    Die Hände waren riesig.
    Ich konnte sie nicht einmal mehr richtig unterscheiden, so nahe waren sie bereits herangekommen und nahmen auch mein gesamtes Blickfeld ein. Nur dunkle Schatten sah ich oder eine gefährliche Wand, die sich immer tiefer senkte.
    Es war zudem schwer für mich, noch Luft zu holen. Ich hustete, taumelte wieder vor und krümmte zwangsläufig die Knie.
    Ich fiel hin.
    Schwer kam ich auf.
    Nicht weit von mir entfernt vernahm ich Alis Stöhnen. Er mußte die gleichen Schmerzen und den gleichen Horror erleiden wie ich.
    Der Schweiß floß mir in Strömen aus den Poren, und mit jedem Tropfen erhöhte sich auch die Angst vor einem grausamen Ende.
    Es trat genau das ein, wovor ich mich stets gefürchtet hatte. Daß es mir nicht gelingen würde, den Großen Alten zu besiegen. Nun bekam ich den Beweis.
    Hemator war stärker. Viel stärker…
    Noch einmal gelang es mir, mich auf der Stelle zu drehen. Das fiel mir sehr schwer. Ich konnte Ali erkennen, der es nicht mehr schaffte, sich in der Knienden Stellung zu halten. Er schaute mich zwar an, weil er den Kopf gedreht hatte, aber ich war mir nicht sicher, ob er mich überhaupt wahrnahm.
    Er fiel zur Seite und dabei auf mich zu. Rücklings blieb er liegen.
    Ich sprach ihn an.
    »Ali«, ächzte ich. »Hörst du mich?«
    Seine Lippen bewegten sich. Aber er brachte kein Wort mehr heraus. Seinem Körper fehlte
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