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0346 - Medusas Horrorblick

0346 - Medusas Horrorblick

Titel: 0346 - Medusas Horrorblick
Autoren: Jason Dark
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Boden, daß es schon fast schmerzte, denn ich wußte nur, daß ich diese Statue auf keinen Fall anschauen durfte.
    Wenn ich es tat, war ich verloren.
    Dann würde ich ebenso zu Stein werden wie Peter Roling.
    Auch Bill Conolly durfte auf keinen Fall hinschauen. Das hämmerte ich ihm ein.
    Es fiel mir schwer, die Worte zu formulieren. Sie waren mehr ein Flüstern und Stammeln, als ich sagte: »Sieh nicht hin. Auf keinen Fall darfst du den Kopf heben, du würdest…«
    »Ich weiß, John!«
    Wir schwiegen und überließen uns unseren Gefühlen und Gedanken. Die fremde Kraft war noch anwesend. Sie hatte sich sogar verstärkt. Auf meinem Rücken spürte ich die zweite Haut.
    Eine fremde Magie hatte Einzug gehalten und füllte den Raum aus. Mein Kreuz reagierte nicht, und ich dachte natürlich an die Gorgone Medusa, die einen so großen Schrecken schon in der Antike verbreitet hatte.
    Schritte…
    Eine Statue konnte wohl kaum laufen, und wenn, dann trat sie nicht so hart und sicher auf, wie die Person, die wir hinter uns hörten. Sie mußte den Schrank verlassen haben und die Statue in der Hand halten. Ich dachte darüber nach, was alles geschehen konnte. Der Unbekannte brauchte uns nur nahe zu kommen, uns auf den Rücken zu drehen, damit uns der Blick dieser Statue bannen konnte.
    Wir wären zu Stein erstarrt.
    Ich kannte das Gefühl. Es war mir vor Jahren schon einmal widerfahren, als ich einen Alptraumgarten besucht hatte.
    Die Schritte wurden lauter. Ein Zeichen, daß der andere näherkam. Und die Aura verstärkte sich. Sie strich über uns hinweg, ich hörte mein Herz überlaut klopfen, und dann erklang die Stimme.
    Der Mann mußte sie verstellt haben. So rauh, krächzend und dabei so flüsternd sprach sonst niemand.
    »Ihr seid Diebe«, hörte ich ihn sagen. »Verdammte und verfluchte Diebe, und ihr seid in mein Reich eingedrungen, das euch nicht gehört. Deshalb werdet ihr das Grauen am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Ihr werdet merken, wie es ist, wenn man zu Stein wird. Es geht langsam, fängt bei den Füßen an, kriecht immer höher, ihr wollt euch wehren, aber ihr schafft es nicht. Medusas Horrorblick ist brutal und gnadenlos. Wen er trifft, der ist verloren!«
    Das kannte ich, und ich wußte auch, daß der andere nicht bluffte.
    Meine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten.
    Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg. Neben mir lag Bill Conolly am Boden. Sein scharfer Atem drang an meine Ohren und übertönte selbst die Worte des Sprechers.
    Wie sollten wir uns helfen?
    Wenn sich einer von uns auf den Rücken drehte, war er verloren, das stand fest. Medusas Blick durfte uns keinesfalls treffen. Der Feind wußte dies, und er richtete sich danach.
    Er brauchte keine andere Waffe, die Statue würde dafür sorgen, daß wir vernichtet wurden.
    Bill Conolly lag an meiner linken Seite. Bisher hatte ich das Gesicht gegen den Teppichboden gepreßt, nun drehte ich den Kopf ein wenig zur Seite, so daß ich auf meinen Freund schielen konnte.
    Der Strahl bannte mich nicht. Aus den Augenwinkel erkannte ich die Gestalt des Reporters, die sich über einen Schatten beugte.
    Schon hatte er seinen freien Arm ausgestreckt. Eine grauhäutige Hand geriet in mein Blickfeld. Fünf kräftige Finger bewegten sich auf Bills rechte Schulter zu, um sie zu packen, damit sie den Reporter auf den Rücken drehen konnte.
    Das durfte nicht geschehen. Ich mußte etwas tun, wenigstens einen Versuch starten, auch wenn er möglicherweise zwecklos war und ins Leere ging.
    Jetzt griff die Hand zu.
    Ein kaltes Lachen hörte ich und bekam auch mit, daß mein Freund zusammenzuckte und sich gleichzeitig versteifte.
    Da handelte ich!
    ***
    Dana Harrison stand neben dem kleiner Tischchen und schaute in das Gesicht ihres Mannes. Er hielt noch immer den Hörer fest gegen sein Ohr gepreßt, nickte nur, sagte ansonsten keinen Ton. Nur als er das Gespräch beendete, drangen die Worte über seine Lippen.
    »Ich danke Ihnen, Sir.«
    Seine Geste wirkte müde, als er den Hörer auf den Apparat legte.
    Er stützte die Hand noch darauf, zog die Augenbrauen zusammen und krauste die Stirn.
    In dieser nachdenklichen Pose blieb er für eine Weile stehen.
    Dana hingegen hielt die Spannung nicht mehr länger aus. »Hast du dich entschlossen?« fragte sie.
    Ihr Mann nickte. »Ja, ich habe mich entschlossen.«
    »Und wie sieht der Entschluß aus?«
    Henry Harrison drehte den Kopf. »Ich mache weiter«, erwiderte er mit rauher Stimme.
    Dana erwiderte nichts,
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