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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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blies hörbar die Luft aus, während er die Verbindung unterbrach, einen Augenblick verschnaufte, eine neue Münze in den Zähischlitz warf und danach eine zweite New Yorker Rufnummer wählte. Gleich darauf erklang eine frische, weibliche Stimme:
    »Kanzlei Rechtsanwalt Clice.«
    »Hier spricht der Diener von Mister Ralph B. Lancashire«, erklärte Ed Murro jetzt in einem unterwürfigen Tonfall. »Mister Lancashire fühlt sich heute nicht wohl und hat schon nach einem Arzt geschickt. Er läßt Mister Clice bitten, seinen angekündigten Besuch auf morgen zu verschieben. Würden Sie bitte feststellen, ob es Mister Clice morgen recht wäre?«
    »Einen Augenblick, ich werde Rückfrage halten. Bleiben Sie bitte am Apparat.«
    »Selbstverständlich.«
    Wieder vergingen lange Sekunden, und Ed Murro verlagerte sein Gewicht bald von einem Bein aufs andere. Seine Nervosität wuchs. Alles hing davon ab, daß diese beiden Telefongespräche den beabsichtigten Zweck erreichten. Sein ganzer, so mühsam ausgedachter Plan stand und fiel mit dem Ergebnis dieser beiden Anrufe.
    Endlich war die junge Stimme der Telefonistin aus der Kanzlei des berühmten Rechtanwaltes wieder zu vernehmen. Wie durch ein leichtes Brausen hindurch hörte Ed Murro:
    »Hallo? Mister Clice ist einverstanden und wird morgen um zehn Uhr fünfzehn Mister Lancashire aufsuchen. Er läßt Mister Lancashire gute Besserung wünschen.«
    »Danke«, murmelte Ed heiser und räusperte sich. »Ja, danke. Vielen Dank.«
    Er legte den Hörer auf und lehnte sich mit der heißen Stirn gegen die kühle Wand der Telefonzelle. Es hat geklappt Der große Coup würde gelingen!
    »Okay, Jimmy«, sagt© er, als er wieder in der Halle bei seinem Gefährten stand. »Pack den anderen Griff. Wir fahren jetzt hinauf.«
    Sie faßten den Schrankkoffer an den beiden Tragegriffen und betraten damit einen der Fahrstühle. Das grün uniformierte Liftgirl, das hier den Posten eines Fahrstuhlführers versah, blickte verwundert auf den großen Schrankkoffer, wandte aber gleich darauf ihre Aufmerksamkeit einem jungen, gut aussehenden Schauspieler zu, der am Broadway seit einiger Zeit einen großen Erfolg in einem neuen Musical batte und schlagartig berühmt geworden war. Erleichtert registrierte Ed Murro, daß sie sich nicht weiter um sie beide oder den Koffer kümmerte. In der viertletzten Etage verließ er zusammen mit Jimmy und dem großen Gepäckstück den Fahrstuhl. Sie schritten den B-Flur hinab, aber nur bis eine füllige Witwe mit ihrem Pudel in einem Apartment verschwunden war. Als der Flur nun menschenleer vor ihnen lag, eilten sie auf eine Metalltür zu, Ed zog sie auf, und schnell verschwanden sie in dem kühlen, unbelebten Treppenhaus. Nach den baupolizeilichen Vorschriften mußte der Wolkenkratzer außer seinen vielen Fahrstühlen auch vier Treppenschächte haben, damit sich die Leute im Falle eines Feuers unabhängig von den dann vielleicht ausfallenden oder überbesetzten Fahrstühlen retten konnten. Aber unter alltäglichen Bedingungen dachte niemand daran, die Treppe zu benutzen.
    Ihre Schritte hallten leise durch den unendlichen Schacht, der sich vom Dachgarten mit seinen Treppen bis hinab ins dritte Kellergeschoß wand. Drei Stockwerke stiegen sie empor, bis sie das vorletzte Geschoß des Wolkenkratzers erreicht hatten. Bevor sie nun wieder durch die Metalltür in den B-Flur gingen, stellten sie erst den Koffer ab, zündeten sich jeder eine letzte Zigarette an und rauchten in hastigen Zügen.
    »Es wird keine Schwierigkeiten geben«, brummte Ed Murro dumpf.
    »Trotzdem wollte ich, wir hätten es schon hinter uns.«
    »Ja, natürlich Es ist immer unangenehm, wenn man so etwas vor sich hat… Aber wir haben keine andere Möglichkeit, Jimmy. Ich habe mir das sehr genau überlegt. Anders geht es nicht.«
    »Sicher nicht. Das ist mir auch klar. Es bleibt dabei: mit dem Messer, ja?« Ed Murro nickte.
    »Ja. Aber vergiß nicht, daß es ohne Lärm geschehen muß. Der Diener ist ein alter Mann. Es kann eigentlich keinen Ärger mit ihm geben.«
    Jimmy Escaidor zog das Schnappmesser aus der Hosentasche, ließ die lange, zweischneidige Klinge aus dem Heft hervorschießen und betrachtete fröstelnd das blitzende Metall.
    »Los!« sagte er rauh. »Damit wir es hinter uns haben. Ich nehme den Diener. Der Rest ist dann deine Arbeit.«
    »Ja, ja«, bestätigte Ed Murro hastig. »Wie es abgemacht wurde. Also komm! Den Koffer lassen wir zunächst hier stehen.«
    Sie huschten durch die Metalltür
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