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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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Bretter.
    »Du bleibst hier!« herrschte Nummer eins seine Nummer vier an. Der nickte und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf uns drei G-men, die wir - regungslos an der Wand standen. Inzwischen verzogen sich die anderen drei rasch ins Nebenzimmer und von da aus weiter in das hinterste Gemach, wo der große Panzerschrank stand. Ich wartete, bis nebenan die Tür zum hintersten Zimmer ins Schloß fiel. Warum sie diese Tür überhaupt hinter sich zumachten, blieb mir ein Rätsel, aber es kam unserem Plan entgegen und konnte uns folglich nur recht sein.
    »Er rührt sich ja überhaupt nicht mehr!« sagte ich mit seitlich gewandtem Kopfe.
    Nummer vier schielte unter seiner schwarzen Maske hinweg auf den Kassierer, der tatsächlich völlig regungslos auf dem Fußboden lag.
    »War ja nur ein harmloser Kinnhaken!« brummte der Gangster.
    »Immerhin«, heizte ich ihm weiter ein: »Es ist ein alter Mann, im Vergleich mit uns. Ihr habt ihn doch hoffentlich nicht totgeschlagen?«
    Er wurde noch unsicherer.
    »Bleib an der Wand stehen!« fauchte er grimmig, bückte sich aber schon halb hinab zu dem bewußtlosen Cropton.
    Und da sorgte unser Freund auch schon für die nächste Überraschung.
    Aus den äußersten Augenwinkeln bekam ich gerade noch mit, wie Cropton das rechte Bein heranriß und sofort wieder mit größter Wucht von sich stieß. Er traf das linke Schienbein des Gangsters mit seinem Absatz. Der Bursche winselte kläglich und taumelte ein paar Schritte zurück. Der jähe Schmerz hatte ihm das Wasser in die Augen getrieben.
    Ich gab Phil mit dem Ellenbogen einen leichten Stoß. Dies war unsere Chance.
    »Los, Jungs!« rief ich leise, und im selben Augenblick riß ich auch schon meine Dienstpistole aus der Schulterhalfter.
    ***
    Die Eingangshalle im Clenners-Building ist so groß, daß sie dem Bahnhof einer kleineren Stadt Ehre gemacht hätte. Würdevoll schritten Jimmy Escaldor und Ed Murro an dem goldbetreßten Türsteher des C-Portals vorbei, gefolgt von ihrem Taxi-Chauffeur, der sich den Schrankkoffer auf den Rücken geladen hatte und zu seiner Erleichterung spürte, daß der Koffer entweder leer sein mußte oder nur sehr leichte Dinge enthalten konnte. Ungefähr in der Mitte blieb Ed Murro stehen und sagte:
    »Stellen Sie ihn hier ab, mein Freund. Was bin ich Ihnen schuldig?«
    Manchmal kann Ed unglaublich vornehm sein, dachte Jimmy Escaldor, während er verfolgte, mit welch eleganten Bewegungen Murro die Entlohnung des Fahrers vor sich nahm. Danach steckte sich Ed eine neue Zigarette an, um Zeit zu gewinnen, bis der Fahrer die Halle verlassen hatte.
    »Du wartest hier«, raunte er Escaldor zu.
    »Okay«, erwiderte Jimmy.
    Ed Murro schritt gravitätisch auf eine der sechs Telefonzellen zu, die sich im östlichen Teil der stark untergliederten Halle befanden. Er betrat eine, warf seinen Nickel in den Münzenschlitz und wählte eine Nummer, die er auswendig wußte. Es dauerte eine Weile, bis sich eine rauhe Männerstimme mit den Worten meldete:
    »Bei Mister Ralph B. Lancashire.«
    »Hier ist die Kanzlei von Rechtsanwalt Clice«, sagte Ed Murro in einem geschäftsmäßigen Tonfall. »Ich habe Mister Lancashire eine Nachricht von Rechtsanwalt Clice zu übermitteln. Würden Sie mich bitte mit Mister Lancashire verbinden?«
    »Einen Augenblick. Ich werde nachsehen, ob Mister Lancashire zu sprechen ist.«
    »Ja, bitte.«
    Ed Murro wartete. Sein Handflächen waren feucht geworden von Schweiß, der ihm plötzlich aus allen Poren brach. Verdammt, dachte er. Jimmy hat gar nicht so unrecht. Ich werde selber auch schon nervös. Es ist wirklich ein gewagtes Unternehmen, was wir da Vorhaben…
    Eine Weile dauerte es, dann drang eine leise, männliche Stimme durch die Leitung:
    »Hier ist Lancashire. Was gibt es?«
    »Guten Morgen, Sir«, sagte Ed sehr höflich. »Mister Clice läßt Sie fragen, ob es Ihnen etwas ausmacht, wenn er seinen angekündigten Besuch bei Ihnen auf den morgigen Vormittag verschiebt. Ein sehr wichtiger Gerichtstermin ist verlegt worden, und es ist unbedingt erforderlich, daß Mister Clice heute im Gericht erscheint.«
    »Sagen Sie Mister Clice, daß es mir nichts ausmacht, wenn er erst morgen kommt. Ich habe viel Zeit und kann warten.«
    »Sehr wohl, Mister Lanoashire. Verbindlichen Dank für Ihr Verständnis. Mister Clice wird dann morgen vormittag zu Ihnen kommen. Auf Wiederhören!«
    »Ja, ja…« murmelte die leise Stimme, aus der eine Art Bitterkeit herauszuhören war. »Bis morgen.«
    Ed Murro
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