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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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bis zur Bowery. Er blieb an einer Ecke stehen und rauchte eine Zigarette. Nichts Auffälliges war auszumachen. Schon gar nicht die Uniform eines Polizisten.
    Er hastete den kurzen Weg zurück.
    »Los, pack an!« sagte er zu Escaldor.
    Sie packten den Schrankkoffer an den Tragegriffen und verließen ihr Zimmer, ohne etwas zurückzulassen. Alles, was sie besaßen, lag bereits seit dem gestrigen Abend in einem Schließfach im Grand Central-Terminal, soweit sie es nicht auf dem Leibe trugen.
    Der Koffer war leer und deshalb für zwei kräftige Männer kein Problem. Dennoch begann Jimmy Escaldor nach kurzer Zeit wieder zu schwitzen. Jetzt stellt er sich vor, wie es wohl sein werde, wenn wir erst die Leiche hier drin haben, dachte Ed Murro. Der Junge hat zuviel Phantasie und zuwenig Kontrolle über seine Nerven. Das kann gefährlich werden. Bis alles geregelt ist, darf ich ihn nicht aus den Augen lassen.
    Als sie sich nach Murros Meinung weit genug von ihrem bisherigen Wohnsitz entfernt hatten, stellten sie den Schrankkoffer ab. Ed Murro winkte ein Taxi heran. Der Koffer wurde im Heck des geräumigen Straßenkreuzers verstaut, die beiden Männer stiegen in den Fond, und Murro sagte in dem selbstbewußten und ausgesucht höflichen Tonfall eines erfolgreichen Geschäftsmannes der alten Schule:
    »Wie spät ist es, bitte?«
    »Zwei Minuten nach neun, Sir«, erwiderte der Fahrer.
    »Danke.«
    »Wo soll die Reise hingehen, Sir?«
    Ed Murro warf seinem Partner einen letzten, prüfenden Blick zu. Escaldor schwitzte zwar noch immer, aber er zitterte nicht und schien sich auch sonst leidlich in der Gewalt zu haben.
    Also gut, dachte Murro. Auf, zum größten Coup meines Lebens! Innerhalb weniger Stunden sind wir entweder gemachte Millionäre — oder Kandidaten für den Elektrischen Stuhl. Seine Haltung straffte sich.
    »Zum Clenners-Building!« sagte er entschlossen.
    Die Tür flog auf. Da wir darauf gewartet hatten, gab es für uns keinen Grund zu erschrecken. Nur Jack Cropton, der Kassierer mit der blanken Stirnglatze, stieß einen Laut der Überraschung aus.
    Vier Männer drängten herein. Da ihre Kleidung weitgehend übereinstimmte, hätte man sie fast »uniformiert« nennen können: schlichte, graue Hüte, graue Mäntel mit Fischgrätenmuster, unter denen graue Hosenbeine hervorlugten und graue Schuhe. Selbst die dünnen, eng anliegenden Lederhandschuhe, die alle vier trugen, waren von grauer Farbe. Die Masken jedoch, die ihre Gesichter verbargen, waren schwarz. Schwarz wie die kurzläufigen, schwerkalibrigen Colts, die sie auf uns richteten.
    Nummer eins raunzte mit barscher Stimme:
    »Hände hoch! Sitzenbleiben! Keine verdächtige Bewegung! Oder ihr habt Löcher im Bauch, so groß wie ausgereifte Orangen!«
    Während er noch seine kurzen Sätze hervorstieß, waren Nummer eins und Nummer drei ohne Zögern weitergeeilt zu der offenstehenden Verbindungstür in das Zimmer des Regierungsoberinspektors Howard Blooth Stackerby, der heute von einem G-man namens Steve Dillaggio vertreten wurde. Wir hörten nebenan ähnliche Befehle und das geräuschvolle Aufreißen der Tür, die ins hinterste Zimmer führte, wo normalerweise zwei weibliche Wesen an ihren Buchungsmaschinen gesessen hätten, wo sich aber heute keine Menschenseele aufhielt.
    Wir hoben — getreu unserer Abmachung, bei der unser Vorgehen ziemlich genau festgelegt worden war — unsere Arme und reckten sie zur Decke. Und wir machten auch keinerlei »verdächtige Bewegungen«. Unterdessen hatte Nummer vier die Flurtür hinter sich zugestoßen und den innen steckenden Schlüssel zweimal umgedreht, so daß wir von der Außenwelt abgeschlossen waren. Dies alles spielte sich gleichzeitig nebeneinander ab und dauerte nur wenige Sekunden. Dann erschien Nummer drei mit verdattertem Gesicht auf der Schwelle der Verbindungstür.
    »Die Frauen sind nicht da!« verkündete er überrascht.
    Nummer eins verriet einen Augenblick Unsicherheit; er zögerte sichtlich. Schließlich wandte er sich unentschlossen an mich:
    »Wo sind die Weiber?« bellte er.
    Ich zuckte die Achseln, so gut das mit erhobenen Armen ging.
    »Keine Ahnung!« gab ich zur Antwort. »Bis jetzt sind sie noch nicht gekommen. Vielleicht kommen sie überhaupt nicht, weil sie mal wieder eine Migräne haben, oder aber sie kommen nur mal zu spät. Frauen sollen ja durchaus nicht immer die pünktlichsten Lebewesen sein.«
    »Hm!« knurrte er, aber es war nicht ersichtlich, ob er mir zustimmen wollte oder nur irgendein
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