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0344 - Vampir-Schlangen

0344 - Vampir-Schlangen

Titel: 0344 - Vampir-Schlangen
Autoren: Jason Dark
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erledigt«, sagte der Krumme. Er wies auf die Brücke.
    »Du gehst vor!«
    Da erschrak sie noch mehr. Auch mit einem flehenden und hilfesuchenden Blick erreichte sie bei Wintek nichts. Er hatte einmal seinen Entschluß getroffen, und dabei blieb es.
    Mit zitternden Knien setzte sie sich in Bewegung. Bianca ging nur mehr auf Zehenspitzen, sie hatte jetzt schon Angst, fest zuzutreten, obwohl der Boden, auf dem sie stand, fest war.
    Am Beginn der Brücke und am gleichzeitigen Rand der Schlucht blieb sie noch einmal stehen.
    In die Tiefe schaute sie, wo sich die Schwärze zusammenballte wie in einem gewaltigen Tintenfaß. Einen Grund konnte sie nicht erkennen. Wer da hineinfiel, dem war nicht mehr zu helfen. Er würde mit zerschmetterten Knochen und tot auf dem Grund der Schlucht für alle Zeiten liegenbleiben und vermodern.
    Ebenso modrig sah das Seil aus, das rechts und links der Brücke als Geländer diente.
    Bianca schaute auf die erste Sprosse. Die Holzbohlen wurden ebenfalls von Tauen gehalten, die unter den Sprossen herliefen und sie abstützen sollten.
    Sie setzte ihren Fuß vor. Obwohl es nicht so war, kam ihr das Holz wie ein Schwamm vor. Sie hatte das Gefühl, ihr Fuß würde darin versinken und anschließend einbrechen.
    Der Krumme tippte in ihren Rücken. Sie zuckte zusammen und vernahm seine böse zischende Stimme. »Geh schon, ich habe nicht viel Zeit…«
    Nicht viel Zeit! dachte sie mit Galgenhumor. Für diese Brücke mußte man sich Zeit nehmen, oder man lag unten. Bianca breitete die Arme aus. So konnte sie die Flächen ihrer Hände rechts und links auf die rauhen Seile legen.
    Sofort bildete sie Fäuste und klammerte sich an den Tauen fest, als wären es Rettungsanker. Noch fühlte sie sich relativ sicher. Auch auf der zweiten und dritten Stufe, die sich zwar bogen, dennoch hielten. Aber die Brücke spürte die Belastung. Auf der vierten Stufe geschah es, denn plötzlich sackte sie ein.
    Ein Schrei, hoch und grell, zitterte über die Schlucht. Das Mädchen blieb stehen wie angewachsen. Starr schaute Bianca zur anderen Schluchtseite hinüber, sah dort die bleichen Nebelschwaden und auch den Rest der Hängebrücke zitternd in den grauen, tanzenden Wänden verschwinden.
    Ihr Herzschlag hatte sich verdoppelt. Zu groß war die plötzliche Angst, die sie nicht so ohne weiteres abschütteln konnte. Diese Brücke war ein Verhängnis. Sie würde irgendwann reißen und Bianca mit in die Tiefe zerren.
    Nur allmählich beruhigten sich die Schwingungen, so daß es Bianca riskierte und vorsichtig den Kopf drehte.
    Der Krumme hatte die Brücke noch nicht betreten. In lauernder Haltung stand er an ihrem Rand, starrte auf den Rücken des Mädchens und sah, daß dessen Haare wie ein langer Schleier wehten.
    »Geh weiter!«
    »Ich… ich … kann nicht!« Kaum schaffte sie es, die Worte hervorzustoßen.
    Über das Gesicht des Krummen lief ein breites, gemeines Grinsen.
    »Wenn du nicht tust, was ich dir sage, hacke ich das Seil durch. Und du bist nicht so gut, daß du dich daran festhalten kannst.« Er lachte häßlich.
    Bei Gott, der tut das! dachte sie. Der kennt keine Gnade, wenn es um seinen Vorteil geht.
    Sie verging fast vor Angst, aber sie konnte nicht anders und mußte weitergehen.
    Wieder berührte sie eine Sprosse.
    Und die kippte weg!
    Es geschah sehr schnell. Bianca gelang es nicht einmal mehr, einen Schrei auszustoßen. Ihr rechtes Bein trat ins Leere, die Kante der Sprosse schabte noch an ihrer Wade entlang, und sie selbst sackte in die Knie, wobei sie nicht mehr auf eine Sprosse schaute, sondern in die düstere gefährliche Tiefe.
    Es war ein Glücksgriff, der ihr gelang, ansonsten wäre sie in der Schlucht verschwunden. Sie konnte sich gerade noch am Seil festhalten und blieb in einer schrägen, halb sitzenden, halb liegenden Haltung, wobei ihr rechtes Bein durch eine Lücke in die Tiefe stach.
    Und sie schrie.
    Sie konnte sich nicht mehr beruhigen, blieb auch nicht starr, zitterte, so daß die Brücke deswegen in pendelnde Bewegungen geriet und den Krummen ebenfalls in Schwierigkeiten brachte, der sie soeben betreten hatte.
    Er kam sich vor wie ein Seilartist, der noch übte. Mit dem einen Unterschied, daß sich unter dem Krummen kein sichtbarer Boden befand. Dafür eine fast endlos erscheinende Schwärze.
    Er fluchte das Blaue vom Himmel herunter. Nur half dies nichts, er mußte weiter und dem Mädchen helfen.
    »Warte auf mich!«
    Gegen ihr Schreien kam er nicht an.
    Der Krumme ging geschickter vor.
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