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0342 - Schädeltanz

0342 - Schädeltanz

Titel: 0342 - Schädeltanz
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tendyke. »Da müssen wir etwas gegen unternehmen.«
    Zamorra nickte. »Es ist erfreulich, daß deine Dynamitpatrönchen so klein sind. Halten wir eine Sprengung in diesem Raum aus?«
    »Was willst du denn sprengen?« fragte Tendyke. »Es fehlt der Gegendruck, mein Lieber.«
    »Abwarten«, sagte Zamorra. Er nahm eine der Patronen und riß die Umhüllung auf. Dann verstreute er das Pulver direkt vor der herangleitenden Steinplatte. »Vielleicht nützt es ja etwas«, sagte er und legte die Zündschur aus. Er wartete, bis die Platte über dem Dynamitstaub war, dann setzte er die kurze Zündschnur in Brand.
    »Zurück bis zur anderen Wand. Dicht dagegenpressen«, befahl er. »Es ist nur etwas mehr als ein Meter Entfernung…«
    Die Flamme fraß sich vorwärts. Dann erfolgte die Explosion. Die Stichflammenfront schoß unter der Steinplatte hervor. Splitterchen sirrten über den Boden. Die Steinplatte wurde um Millimeter angehoben - und verkantete sich. Der dagegen an arbeitende Rollenmechanismus wurde überlastet und zerbrach, weil er auf diese Art von Widerstand nicht vorbereitet war. Das laute Knacken und Bersten hörten die drei nicht, weil sie von der Explosion noch taub waren, aber sie sahen, wie die Wandplatte zum Stillstand kam. Zamorra stemmte sich mit beiden Armen gegen die Tür zur Treppe, federte beide Beine hoch und traf die »Wanderplatte« mit beiden Füßen.
    Sie kippte nach hinten weg. Der beschädigte Zieh- und Schiebemechanismus konnte sie nicht mehr halten.
    Dumpf donnernd landete die Platte in einer Staubwolke. Dahinter war eine bizarre Konstruktion von Stangen, Seilen und Hebeln zu erkennen.
    »Weiter«, rief Tendyke. »Ich schätze, wir sind jetzt in einem Gang neben den Gängen. Von hier werden die Fallen gewartet. Wir dürften also ziemlich ungefährdet weiterkommen.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, schrie Nicole zurück.
    Zamorra machte jetzt mit dem Feuerzeug den Anfang. Er konnte nur so schnell gehen, daß die Flamme hinter der schützend vorgehaltenen Hand nicht erlosch; es war zu mühsam, den Feuerstein alle paar Sekunden neu anzureißen.
    Trotzdem kamen sie einigermaßen voran. Tendyke bestimmte die Richtung, in der sie sich durch verzweigte Wartungsgänge, treppauf und treppab über Fallen hinweg, an ihnen vorbei und unter ihnen hindurch bewegten. Zamorra erschauerte vor der perfiden Fantasie der Konstrukteure. Ihre Gehirne mußten krankhaft veranlagt gewesen sein.
    »Woher weißt du eigentlich, wohin es geht?« fragte Nicole zwischendurch.
    »Nimm an, eine Vision leitet mich«, sagte Tendyke. »Und wenn ihr mich noch so oft fragt: Ich kann’s euch nicht erklären.«
    Oder du willst nicht, dachte Nicole.
    Aber es konnte ihr egal sein.
    Schließlich erreichten sie das Ende eines Ganges. »Hier geht’s nicht weiter«, sagte Zamorra. »Ich glaube, deine Vision war doch nicht so gut.«
    Tendyke schob sich an ihm vorbei.
    »Hier ist eine Tür«, sagte er. »Eine kleine Luke. Siehst du? Eisen. Scharniere, ein Riegel. Von hier aus kann man irgendwohin durchsteigen.« Er versuchte den Riegel zu bewegen. Aber es gelang ihm nicht. Das Metall war festgerostet.
    »Was mag dahinter liegen?« fragte Nicole.
    »Horch mal«, sagte Tendyke.
    Nicole näherte sich der Luke. Sie hörte Stimmen.
    »Da muß eine große Halle sein. Und wo große Hallen sind, spielt sich in aller Regel etwas ab. Also sprengen wir.«
    »Worauf man uns sofort entdeckt, wer immer ›man‹ da in der Halle auch ist.«
    Tendyke grinste.
    »Dann müssen wir nach der Sprengung ganz schön fix sein, liebe Leute. Sofort hindurch und mit allen verfügbaren Mitteln angreifen. Fragen stellen können wir hinterher. Rechnet mit einem vampirartigen Wesen. Und rechnet mit der rothaarigen Frau und vergeßt die Schädel nicht, die fliegen und zubeißen können.«
    Zamorra nahm seine zweite Sprengpatrone und klemmte sie halb hinter den Riegel. Es mußte einfach reichen. Wieder setzte er die Zündschnur in Brand. Tendyke rollte das lange Seil von seiner Taille ab und legte es in wurfbereite Schlingen. Sie traten von der Eisenluke zurück, um nicht von herumfliegenden Teilen getroffen zu werden.
    Die Flamme fraß sich zu der Sprengpatrone und zündete sie.
    In einem grellen Blitz wurde der Riegel aus seiner Halterung gerissen. Ein paar Metallstücke flogen weißglühend durch die Luft, eines wirbelte dicht an Zamorras Ohr vorbei. Tendyke stürmte mit einem wilden Schrei los, auf die Luke zu, die nur noch locker in ihren Angeln hing, und warf sich
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