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0341 - Der planetarische Kerker

Titel: 0341 - Der planetarische Kerker
Autoren: Unbekannt
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kleinen Planeten führte. Zu diesem Zeitpunkt war uns bereits klar, daß wir diese Welt nur dann verlassen konnten, wenn wir die automatische Anlage und den Energiezapfer desaktivierten. Ich machte mich also daran, die Schleuse zu öffnen, und es gelang mir auch. Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Planet ist vollkommen ausgehöhlt. Wenn er trotzdem eine beachtliche Gravitation hat und unsere Materieorter auf Lichtstunden hinweg reagieren läßt, so ist das der Tatsache zu verdanken, daß es unter der Oberfläche ungeheure Maschinenanlagen gibt."
    „Aber zu welchem Zweck?" erkundigte sich Ras Tschubai verstört. „Das ist doch ein ganz kleiner unbedeutender Planet. Er ist der einzige Planet dieses Systems und besitzt nicht einmal eine Atmosphäre. Er ist unbewohnbar. Wozu dieser Aufwand?"
    „Ich kann Ihnen darauf noch keine schlüssige Antwort geben. Aber lassen Sie mich bitte zuerst zu Ende erzählen. Dann können Sie Ihre Schlußfolgerungen ziehen, und ich bin sehr gespannt, ob Sie zu dem gleichen Ergebnis kommen wie ich. Ich drang also durch die Stahlschleuse in das Innere des Planeten ein. Mit Icho Tolot hatte ich ausgemacht, nicht zu waghalsig zu sein. Ich stand mit ihm in Funkverbindung, denn die kleinen Geräte funktionierten noch. Er warnte mich, weiter in die Tiefe vorzudringen. Immerhin wagte ich mich so weit vor, bis ich einen großen Schacht erreichte, der sich plötzlich vor mir auftat. Ich glaube, es war ein Antigravschacht, der jedoch nicht in Betrieb war. Er ist mit Skeletten angefüllt."
    Fancan Teik schwieg. Goratschin und Ras Tschubai starrten ihn entsetzt an. Gucky rutschte unruhig in dem Sessel hin und her, stellte aber keine Fragen.
    Nach einer kurzen Pause fuhr Fancan Teik fort: „Die Skelette können schon Jahrtausende dort liegen. Trotz der Stahlschleuse war in dem Schacht keine Atmosphäre. Das ist auch der Grund, warum sich die Skelette so gut erhalten haben. Ich stand am Rande des Schachtes und sah in die Tiefe. Das Licht meines Scheinwerfers wurde von den weißen Knochen tausendfach reflektiert. In diesem Augenblick war mir, als tauchte ich in das Meer der Vergangenheit hinab. Denn was ich da sah, war Vergangenheit. Eine uns allen unbekannte Vergangenheit, deren Überreste sich bis in die Jetztzeit erhalten haben. Denn alle Skelette stammen von Lebewesen, die zwei Beine und vier Arme besaßen, die sechs Zehen und sechs Finger hatten. Sie mußten über drei Meter groß gewesen sein. Mit anderen Worten: in dem Schacht unter der Oberfläche dieses Planeten liegen die Skelette von Tausenden meines Volkes."
    In der Kommandozentrale war es vollkommen still. Man hörte nur das Atmen der Terraner und das Stöhnen des Mausbibers. War doch schon die Ähnlichkeit zwischen den sechsgliedrigen Skoars und den Halutern eine verblüffende Tatsache gewesen, so war das, was Fancan Teik nun erzählte, geradezu unglaublich. Es war sogar noch mehr: Es war erschütternd und deutete Möglichkeiten an, die für das terranische Denken von umwälzender Bedeutung sein konnten.
    Gucky hatte seinen Vorschlag, die Haluter in die Korvette zu bringen, längst vergessen. Der Bericht Fancan Teiks hatte ihn sowohl fasziniert, wie auch in seinem Innern ein Alarmsignal ausgelöst. Er begriff die Verstörtheit der beiden Haluter und versuchte vergeblich, die Zusammenhänge herauszufinden. Die Ähnlichkeit aber, das war nun klar, konnte niemals ein Zufall sein. Sechs Glieder - das war der Schlüssel zum Geheimnis. Auch die Dumfries, die krötenähnlichen Soldaten des Planeten Truktan, besaßen sechs Glieder. Es schien, daß für sehr viele Völker und Rassen innerhalb der riesigen Kugelgalaxis M-87 sechs Glieder symptomatisch waren.
    Nach einer Pause fragte Gucky mit bedrückter Stimme: „Fancan, bist du der Meinung, daß die tatsächliche Ursprungsheimat der Haluter weder unsere Milchstraße noch die Magellansche Wolke, sondern vielleicht diese Galaxis ist? Das ist doch unvorstellbar, bei den Entfernungen."
    Die beiden Haluter gaben keine Antwort. Die historischen Aufzeichnungen ihres Volkes reichten bis achtzigtausend Jahre zurück. Viele Einzelheiten dieser Geschichte waren bekannt, das andere lag im Dunkel. Eine Galaxis aber mehr als dreißig Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, war in den Berichten noch niemals erwähnt worden. Trotzdem mußte es Zusammenhänge geben. Ein derartiger Zufall war so gut wie ausgeschlossen.
    „Was glauben Sie wirklich?" erkundigte sich Ras Tschubai vorsichtig Fancan Teik
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