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0340 - In der Häuserschlucht des Grauens

0340 - In der Häuserschlucht des Grauens

Titel: 0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
Autoren: In der Häuserschlucht des Grauens
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Pomade. Was du da zwischen deinen Fingern hältst, ist wahrscheinlich mehr wert, als wir gemeinsam in unserem Leben verdienen.«
    Rasch griff ich mit beiden Händen zu, bevor der Diamant ihm aus den Fingern rutschte. Dann legte ich ihn wieder in die Pomade zurück, schraubte den Deckel zu und steckte das Töpfchen in die Tasche.
    »Es würde mich nicht einmal wundern, wenn du eben den Grund für diesen Mord entdeckt hättest«, meinte ich und befaßte mich genauer mit der Toilettengarnitur. Aber dort war nichts mehr versteckt, nicht einmal in der Tube Zahnpasta, die ich vorsichtig und gewissenhaft zerquetschte, oder in der Seife, die ich zerschnitt.
    Wenige Minuten später war die Mordkommission zur Stelle. Wir benutzten die Gelegenheit, uns hier zu verabschieden und mit dem Geschäftsführer zu sprechen.
    Raoul Boulanger war erst am Morgen im Hotel Royal angekommen und hatte beabsichtigt, eine Woche zu bleiben. Allerdings hatte ein Unbekannter seinen Urlaub brutal verkürzt.
    Wir brauchten nicht lange nach einer Liste der Gäste zu fragen. Der Hoteldetektiv hatte sich anscheinend an seine Tätigkeit als Polizist erinnert und war schon im Begriff, die Liste abzutippen. Weiter konnte er uns allerdings nicht helfen. Es war das erste Mal, daß Boulanger im Hotel Royal aufgekreuzt war, und es war auch das letzte Mal.
    Als ich die Liste in der Hand hielt, half mir das nicht voran. Die Namen darauf sagten mir nichts.
    Wir trieben uns noch ein wenig im Hotel herum und fragten beim Empfang nach, ob sich jemand nach Boulangers Nummer erkundigt hatte, kamen aber dadurch auch keinen Schritt weiter. Schließlich kehrten wir wieder nach oben zurück.
    Dort hatte sich der Trubel schon etwas gelegt. Die Fotografen packten bereits ihre Ausrüstung ein, der Polizeiarzt hatte sich eine Zigarette angezündet und schien nur auf uns zu warten. Lediglich die Fingerabdruckspezialisten huschten noch immer mit unermüdlichem Eifer herum.
    »Nierenschuß aus geringer Entfernung«, knurrte uns der Polizeiarzt an. »Größeres Kaliber, wahrscheinlich eine 45er Kugel. Sie steckt jetzt im Brustkasten. Ich würde sagen, der Schuß wurde vom Balkonboden aus abgegeben. Schickt mir den Toten zur Leichenhalle, und ich werde ihn genauer untersuchen.«
    Ich nickte. Wenigstens konnten wir die Häuser auf der anderen Straßenseite ausschalten, und das vereinfachte unsere Aufgabe ein wenig.
    Der Polizeiarzt hatte sich schon abgewandt, aber dann schien er sich noch an etwas zu erinnern, denn er drehte sich um und hielt etwas in der Hand.
    »Übrigens habe ich das unter, dem Toten gefunden. Ich weiß nicht, ob das was zu bedeuten hat?«
    Es war ein ganz einfaches weinrotes Efeublatt. Eines von tausenden, die der Wind im Herbst umhertrieb. Nur eines stimmte daran nicht. Es hatte hier im Royal nichts zu suchen, denn an den einfachen Betonwänden rankte sich keine Pflanze hoch.
    Ich nahm das Blatt dem Arzt vorsichtig ab und legte es zu dem kleinen Stapel Sachen, die einmal Raoul Bulanger gehört hatten. Im Augenblick bedeutete es mir gar nichts.
    Das Telefon schrillte laut. Es war der Boy vom Empfang.
    »Hier ist eine junge Dame, die mit Mr. Boulanger sprechen möchte«, sagte er leise. »Was soll ich tun?«
    Ich hob die Augenbrauen.
    »Ich komme sofort hinunter«, gab ich zur Antwort. »Sagen Sie der jungen Dame, sie möchte sich einen Augenblick gedulden.«
    Dann drehte ich mich zu den Fingerabdruckspezialisten um.
    »Habt ihr was gefunden?«
    Dick Pett, mit seinem immer traurig aussehenden Gesicht, blickte mich empört an.
    »Es gibt genug Prints, um eine neue Abteilung zu eröffnen. Was erwartest du denn anderes in einem Hotel?«
    Ich nickte.
    »Seht zu, daß der ganze Kram zu uns ins Büro geschickt wird. Und bleibt solange hier, bis die Leiche abtransportiert wird.«
    Dick Pett nickte.
    »Klar. Soll ich nachher vielleicht auch noch zu deiner Wohnung fahren und dir die Wärmflasche ins Bett legen?«
    Ich lächelte nachdenklich.
    »Ist nicht nötig, Dick. Ich glaube, dieser Fall ist heiß genug, um mich auf andere Weise warm zu machen.«
    Dann drehte ich mich um und folgte Phil zum Lift.
    ***
    Die Kleine in dem Armsessel vor dem Empfangstisch mußte das Girl sein, mit dem wir sprechen wollten. Ich betrachtete sie mir genau, als wir auf sie zusteuerten.
    Sie sah recht hübsch aus. Blondes, glatt zurückgekämmtes Haar und blaue Augen. Veilchenblau waren sie nicht, sondern so blaß, daß sie beinahe grau erschienen. Ihr Gesicht war etwas zu breit, aber dafür
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