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0340 - In der Häuserschlucht des Grauens

0340 - In der Häuserschlucht des Grauens

Titel: 0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
Autoren: In der Häuserschlucht des Grauens
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daß er auf eine Maus geschossen hätte, wenn sie sich in seinem Büro gezeigt hätte. Dutch Winkel war in der gleichen Klemme wie Sie, Miß Kronen. Er mußte verschwinden, bevor die Polizei ihn schnappte. Aber wie gesagt, Sie hatten eiserne Nerven, und Sie wußten, wie Sie die Situation beherrschen konnten. Es wäre Ihnen beinahe geglückt, wenn Sie diesmal Ihre Nerven nicht zu sehr beherrscht hätten.«
    Mit einem Satz war Sonja Kronen hochgesprungen. Wie eine Raubkatze fiel sie über Phil her und versuchte, die Pistole zu erreichen, die unter seiner Achsel hing. Phil parierte diesen Versuch leicht, aber die Holländerin zeigte jetzt zum erstenmal ihr wahres Gesicht.
    Die langen Fingernägel schlugen wie Krallen nach Phils Augen, während er zu Boden ging, um seine Smith and Wesson aus ihrer Reichweite zu bringen.
    Ich sah nicht untätig zu, sondern ich trat hinter Sonja Kronen und drehte ihr beide Arme auf den Rücken.
    »Jetzt ist es aber vorbei mit dem Theater, Miß Kronen«, zischte ich. »Die Vorstellung ist aus.«
    Die eisernen Nerven, von denen ich noch vor Sekunden gesprochen hatte, ließen Sonja Kronen jetzt im Stich. Sie schien außer sich vor Wut, trat mit den hochhackigen Schuhen nach mir, spuckte uns beiden ins Gesicht und beehrte uns mit einer Auswahl anglo-holländischer Schimpfwörter, die keineswegs gesellschaftsfähig waren, nicht einmal in der Gesellschaft, in der Sonja Kronen allem Anschein nach verkehrte.
    Es dauerte eine volle Viertelstunde, bis wir sie mit vereinten Kräften in die Untersuchungszellen im Keller hinuntergeschleppt hatten, wo ihr der Doc ein Beruhigungsmittel geben konnte.
    Als wir schweratmend wieder in unserem Büro standen, hatte Phil eine lange Schramme abbekommen, und ich begann in schöner Regelmäßigkeit zu niesen.
    »Ringkampf mit Damen! Wegen so was springe ich ins Wasser und kraule Weltrekorde«, knurrte ich. »Von der Lungenentzündung ganz zu schweigen, die ich mir dabei geholt habe.«
    Phil betupfte sich vorsichtig die Schramme, die von einem scharfen Fingernagel herrührte.
    Dann legte er mir besänftigend den Arm um die Schultern.
    »Verlier den Glauben an die Holländerinnen nicht. Sie sind gottlob nicht alle wie Miß Kronen. Nachdem wir die gute Dame nach unten verfrachtet haben, gehen wir am besten jetzt nach Hause. Meine Wirtin hat mir nämlich ein ausgezeichnetes Rezept gegen Erkältung verraten, und das will ich an dir mal ausprobieren. Dazu braucht man lediglich eine Flasche Whisky, eine Flasche Brandy, zwei Orangen, ein paar Nelken und einen starken Magen. Aber den hast du ja.«
    Ich nieste und antwortete dann: »Daran stimmt nur eins nicht. Wenn diese Medizin wirken soll, dann muß man sie ganz ruhig und genießerisch trinken, vor allem aber allein, jedenfalls ohne daß daran irgendein anderer teilhat.«
    Phil schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Ich weiß nicht, warum ich mir einen solchen Geizhals zum Freund ausgesucht habe?« klagte er dann. »Aber wenn es eben nicht anders geht, dann spendiere ich die beiden Flaschen, und du brauchst nur den anderen Kram beizusteuern.«
    Ich griff nach dem Hut. Der paßte recht wenig zu dem Pullover, aber darum kümmerte ich mich jetzt nicht.
    »Das ist eine bessere Idee«, meinte ich. »Ich kann dir sogar verraten, wo du um diese frühe Stunde schon etwas Trinkbares kaufen kannst.«
    Phil blickte mich an.
    »Das glaube ich dir ohne weiteres. Wahrscheinlich gehört der Laden einem Verwandten von dir.«
    Ich zuckte bedauernd die Schultern. »Solche Verwandten habe ich leider nicht.«
    ***
    Die holländische Regierung machte uns keinerlei Schwierigkeiten, als es zur Verhandlung gegen Sonja Kronen kam. Sie schien sogar darum bemüht zu sein, uns diese Aufgabe zu erleichtern.
    Als es zur Verhandlung kam, hatte Interpol in Holland und Frankreich gute Arbeit geleistet. Der ehrenwerte Mijnheer Kuiper war verhaftet worden. Er hatte — wie es unter Dieben durchaus üblich ist — genügend ausgeplaudert und eine ganze Reihe von Mittelsmännern belastet. Sie konnten verhaftet werden.
    Auch die Bande, die Kuiper ihr Diebesgut anvertraut hatte, mußte das in diesen Wochen bereuen, denn wenn es einem Verbrecher erst einmal an den eigenen Kragen geht, dann schont er niemanden, am allerwenigsten die Leute, durch die er mit der Polizei Bekanntschaft gemacht hatte.
    Der Prozeß gegen Sonja Kronen erregte in der New Yorker Presse einiges Aufsehen. Dort wurde sie »das Tulpenmädchen« genannt, aber mit einer Blume hatte Sonja Kronen
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