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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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erstaunt. »Warum nicht?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Er verkehrt mit einer Menge unangenehmer Leute. Vor allen Dingen möchte ich nicht, daß Sie mit ihnen in Berührung kommen.«
    Sein Arm lag noch immer auf ihrer Schulter. Sie machte eine Bewegung, um sich zu befreien, nicht weil die Berührung sie erschreckt hätte, sondern einfach, weil sie sich unbehaglich fühlte. Er ließ den Arm hinuntergleiten und tat, als hätte er nichts bemerkt.
    »Können Sie nichts tun? Auf Sie wird er hören!« bat sie.
    Aber ihn beschäftigte jetzt nicht Johnny, sein Sinnen und Trachten war nur auf Mary gerichtet. Sie faßte seinen Arm und schaute ihm ins Gesicht. Er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Wenn Johnny den Vorschlag Wemburys befolgte und mit den Perlen nach dem Kontinent fuhr - dann war Mary ... Johnny würde keine Schwierigkeiten haben, die Perlenkette loszuwerden, und dafür einen Betrag erhalten, von dem er jahrelang leben konnte. Dies waren Messers Gedanken, als er sanft über Marys Wange strich.
    »Ich will sehen, was ich für Johnny tun kann«, versprach er. »Zerbrechen Sie sich darüber nicht mehr Ihren hübschen Kopf!«
    Etwas später hörte Mary, wie er auf der kleinen Reiseschreibmaschine, die er in seinem Privatbüro verwahrt hielt, mühsam etwas tippte.
    Als an diesem Abend Inspektor Wembury auf die Polizeiwache in der Flanders Lane kam, fand er einen Brief vor. Er war mit Schreibmaschine geschrieben und trug keine Unterschrift. Ein Bote der Hauptstation hatte ihn abgeliefert. Der kurze Inhalt lautete:
    ›Die Perlenkette der Lady Darnleigh wurde von Johnny Lenley, 37 Malpas Mansions, gestohlen. Sie befindet sich in einer Schachtel im Koffer unter seinem Bett.‹
    Alan Wembury las die Mitteilung. Sie bedrückte ihn tief, denn jetzt gab es nur einen Weg für ihn - den Weg der Pflicht.

13.
    Wembury wußte, daß anonyme Briefe zum Alltag der Polizei gehörten. In den meisten Fällen konnte man sie unbeachtet lassen. Wenn jedoch eine Information eintraf, die einen bestimmten Verdacht bestärkte, dann mußten Nachforschungen angestellt werden.
    Er stand in seinem Zimmer und dachte über das Problem nach. Er konnte natürlich irgendeinen Beamten mit der Nachforschung beauftragen oder den Brief auch an eine andere Stelle weiterleiten. Aber all dies wäre moralische Feigheit gewesen, und es widerstrebte ihm, die Verantwortung abzuwälzen.
    In der Tür seines Büros gab es ein kleines Schiebefenster, das einen Ausblick ins Beamtenzimmer freiließ. Mechanisch hinausstarrend, wie er es manchmal tat, fiel ihm die gebeugte Gestalt auf, die gerade draußen vorbeiging. In einer raschen Eingebung riß er die Tür auf und winkte Dr. Lomond herein. Warum er ausgerechnet diesen alten Mann, der hier noch fremd war, ins Vertrauen ziehen wollte, konnte er sich nicht erklären. Allerdings hatte sich zwischen ihnen, in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft, ein seltsames Einvernehmen herausgebildet.
    »Sie haben Verdruß, Mr. Wembury?« fragte der Arzt.
    »Sie haben es erraten!« Alan lachte und erzählte in wenigen Worten den Fall, der ihn beschäftigte. Lomond hörte aufmerksam zu.
    »Das ist peinlich!« Er schüttelte den Kopf. »Und es klingt beinah wie ein Drama. Meiner Meinung nach gibt es nur eines, Mr. Wembury - Sie müssen John Lenley behandeln, als ob er John Smith oder Thomas Brown wäre. Vergessen Sie, daß er der Bruder von Miss Lenley ist, denn ich glaube«, schloß er verschmitzt, »dies quält Sie am meisten! Behandeln Sie den Fall so, als ob er jemand beträfe, von dem Sie noch nie etwas gehört haben.«
    »Das ist leider auch der Rat, den ich mir selbst gegeben habe!« stimmte Alan bei.
    Dr. Lomond holte eine silberne Tabakdose aus der Tasche und drehte sich bedächtig eine Zigarette.
    »Johnny Lenley«, meinte er gedankenvoll, »ein Freund von Messer!«
    Alan stutzte, denn der Arzt nannte den Namen des Rechtsanwalts mit besonderem Nachdruck. »Kennen Sie ihn?« Lomond schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nur die Gewohnheit, wenn ich an einen neuen Ort komme, mich mit den örtlichen Sagen bekannt zu machen. Messer ist eine solche Sage. Für mich ist er der interessanteste Mensch im Deptford, und ich freue mich schon darauf, seine Bekanntschaft zumachen.«
    »Aber was sollte Johnny Lenleys Freundschaft mit Messer ...« Alan beendete den Satz nicht. Er kannte die unheilvolle Bedeutung dieser Freundschaft nur zu gut.
    Maurice Messer war etwas mehr als nur eine Sage. Er kannte das Strafrecht wie kaum ein
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