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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schließlich vor dem Zentauren zusammenbrach. Eysenbeiß glaubte, um den Körper des Schamamen ein bläuliches Leuchten zu sehen, und er fand dies recht erklärlich.
    Es war normal. Es gehörte zu den Zentauren wie ihre Entstehungsgeschichte, die weniger ruhmreich war, als es den Anschein hatte.
    Koo, der Schamane, versetzte der Drachenechse den Todesstoß.
    Aber er hatte sie doch noch unterschätzt. Noch einmal bäumte sie sich auf, die Lanze mitten im Lebenszentrum, und schnappte mit ersterbender, letzter Kraft nach dem Zentauren, der sich bereits sicher gefühlt hatte. Die mächtigen Zähne trennten ihm den Kopf ab.
    Die Drachenechse nahm ihren Bezwinger mit in den Tod.
    ***
    Zamorra blieb stehen. Drangen da nicht eigenartige Geräusche aus dem Dickicht hervor? Er lauschte. Es klang, als kämpfe jemand gegen irgend etwas. Das Geräusch kam von rechts.
    Dort gab es nur Dickicht und Sträucher. Hin und wieder war ein reißender Laut zu hören, dann ein widerliches Schmatzen und Tropfen, und zwischendurch glaubte Zamorra eine dumpfe Verwünschung zu hören.
    Das war doch Nicoles Stimme?
    Für ein paar Sekunden dachte er an eine Falle. Dann aber ging er der Sache auf den Grund. Er drang in das Unterholz ein. Dabei ging er trotz seines ungestümen Vorgehens kein Risiko ein. Wenn es eine Falle gab, dann war sie bereits zugeschnappt und Nicole darin.
    Augenblicke später stand er vor einer Art Ball aus dichtem, undurchdringlichen Geflecht von Pflanzensträngen. Aus diesem Ball, gut eineinhalb Meter durchmessend, drang die Stimme, die bösartige Verwünschungen von sich gab. Hier und da wurde das Geflecht immer wieder nach außen gebeult, zog sich aber wieder zusammen. Da drinnen kämpfte jemand mit verbissener Wut einen erfolglosen Kampf. Das Pflanzengeflecht schien undurchdringlich.
    Zamorra beschloß, einzugreifen. Er faßte nach den Pflanzenteilen, versuchte sie aufzureißen. Es gelang ihm nicht. Wo er halbwegs zufassen konnte, setzten ihm die Ranken und Zweige, die dicht miteinander verflochten waren, eine innere Spannung entge gen, die es ihm so gut wie unmöglich machte, sie aufzubiegen.
    »Nicole?« rief er halblaut.
    Für Sekundenbruchteile erstarrte die Bewegung in dem Pflanzenball, der sich immer weiter zusammenzuziehen schien. Zumindest glaubte Zamorra zu erkennen, daß er in den letzten zwei Minuten seiner Versuche um gut zehn Zentimeter an Durchmesser verloren hatte.
    »Chef?« kam es von drinnen.
    Wenn sie ihn ›Chef‹ nannte, dann war sie sauer. Hin und wieder kam es vor, daß sie unterschiedlicher Meinung waren und keiner von ihnen nachgeben wollte. Das war nur natürlich. Aber Zamorra wunderte sich doch ein wenig, daß aus Nicoles Stimme keine Erleichterung klang, und warum sollte sie ausgerechnet jetzt wütend auf ihn sein?
    War es etwa doch eine Falle für ihn ?
    »Ich hole dich da ’raus«, sagte er. Er griff in die Tasche und öffnete das Taschenmesser, das er herauszog. Den Gedanken, es mit Feuer zu versuchen, hatte er von vornherein verworfen. Nur trockene Pflanzen brennen. Aber mit dem Messer konnte er die Pflanzenstränge durçhschneiden. Er stieß mit der Klinge an einer Stelle zu, an der er sicher sein konnte, daß er Nicole nicht versehentlich verletzte.
    Die Klinge drang relativ leicht ein. Aber als Zamorra dann zu schneiden versuchte, erwiesen sich die Pflanzenfasern als erstaunlich zäh. Und wo er eine Öffnung schnitt, da wucherte diese sofort wieder zu.
    Eine klebrige Flüssigkeit trat an den Schnittstellen aus.
    »Verdammt, beeil dich!« tobte Nicole von drinnen. Sie stemmte sich überall gegen die schrumpfende Wandung des Balles. Zamorra begann zu ahnen, daß er eine fleischfressende Pflanze vor sich hatte, wie er sie noch nie gesehen hatte. Normalerweise bestanden diese Pflanzen aus großen Blättern, die zusammenklappten und ihre Opfer nicht mehr losließen, nachdem diese auf der Leimrute festsaßen. Aber das hier war ein Gewirr von dünnen Blättchen und Ranken und Zweigen, das gegeneinander verschiebbar war und sich förmlich verknotete.
    Die Öffnungen, die er schnitt, wuchsen schneller wieder zusammen, als er sie erweitern konnte. Und mit Erschrecken bemerkte er noch etwas anderes.
    Durch das Schrumpfen der Balloberfläche wurden Pflanzenfasern frei, die jetzt nach Zamorra zu tasten begannen, um sich an ihm festzuhaften und ihn ebenfalls einzuschnüren.
    Wenn er doch nur eine bessere Waffe greifbar hätte! Ein Schwert… oder vielleicht das Amulett, falls in dieser
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