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0334 - Grauen in den Katakomben

0334 - Grauen in den Katakomben

Titel: 0334 - Grauen in den Katakomben
Autoren: Jason Dark
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Inspektor.
    Ich war stehengeblieben und schaute zurück. Von der Ratte sah ich keine Spur mehr. Dabei konnte ich nicht einmal mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehen, daß es genau diese Ratte gewesen war, die wir suchten. Schließlich trieben sich in Paris unzählige dieser Nager herum.
    Suko war schon vorgegangen. Ich traf ihn dort, wo Meurisse den Verletzten auf eine Couch gebettet hatte. Der Mann konnte sich als Glückspilz bezeichnen, denn die großen Splitter, die wie gläserne Lanzen wirkten, hatte er nicht abbekommen. Sie hätten ihn leicht töten können.
    Meurisse fand ein altes schwarzes Telefon, prüfte die Leitung, nickte und rief einen Krankenwagen herbei.
    Der Mann stöhnte. Die größten Splitter hatte ihm Meurisse aus der Haut gepickt und zu Boden geworfen. Um die kleineren sollten sich die Fachleute kümmern und auch um die Wunden.
    »Was hat er gesehen?« fragte ich den Agenten.
    »So gut wie nichts.« Meurisse deutete auf eine am Boden liegende Staffelei. »Dort hat er gesessen und gemalt. Plötzlich gab es über ihm ein Krachen und Splittern, dann kam alles runter. Und mit dem Glas das Riesentier.«
    »Mit einer Beschreibung können wir wohl nicht rechnen«, sagte ich.
    »Nein, das ging viel zu schnell. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Mann die Ratte überhaupt erkannt hatte.«
    Wir konnten dem Zeugen keinen Vorwurf machen. Er hatte wahrscheinlich einen Schock bekommen, und ich sah, wie Suko ihm eine Rotweinflasche reichte, die er zitternd an die Lippen setzte und einen kräftigen Schluck zur Brust nahm.
    Sollte er, das tat ihm sicherlich gut.
    »Bleiben Sie bei dem Verletzten?« wandte ich mich an Meurisse.
    »Wieso?«
    »Ich möchte gern mit jemandem sprechen.«
    »Claudine, wie?«
    »Genau.«
    »Tun Sie das, Sinclair. Ich komme später nach.«
    Suko begleitete mich, als wir zurück in das andere Haus gingen und von zahlreichen Blicken neugierig verfolgt wurden. Darum kümmerten wir uns nicht, das schwarzhaarige Mädchen mit der dunkleren Samthaut war viel wichtiger.
    Wir fanden Claudine im Laden. Sie hockte auf einem Stuhl, rauchte eine Selbstgedrehte, hielt ein Wasserglas mit klarem Schnaps in der Hand und starrte ins Leere.
    Als sie mich und Suko kommen sah, hob sie den Kopf. »Ich habe damit nichts zu tun«, sagte sie.
    »Das glauben wir Ihnen gern.«
    »Weshalb sind Sie dann gekommen?«
    »Weil wir es nicht mögen, wenn Riesenratten durch die Gegend laufen. Deshalb.«
    Suko hatte gesprochen und erntete ein Lachen. »Riesenratten. Sie sind sicher, daß Sie eine gesehen haben?«
    »Ganz sicher.«
    »Ich nicht.«
    »Lügen hat keinen Sinn, Claudine«, erwiderte Suko ruhig. »Es ist besser für Sie, wenn Sie uns helfen.«
    »Tut mir leid, ich habe mit dem, was Sie gesehen haben wollen, nichts zu tun. Ich kann mich an keine Riesenratte erinnern.« Sie rauchte und nahm gleichzeitig einen Schluck. Da der Qualm durch ihre Nasenlöcher strömte, wurde auch das Glas oberhalb des Flüssigkeitspegels gefüllt.
    »Weshalb zeigen Sie sich so verstockt?«
    »Weil ich nichts weiß.«
    »Damit helfen Sie Pierre nicht«, sagte ich.
    Sie schaute mich spöttisch an. »Glauben Sie im Ernst, daß Pierre diese Riesenratte gewesen ist, die Sie angeblich gesehen haben?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Also.«
    »Aber er hat damit zu tun«, bemerkte Suko.
    »Das müssen Sie beweisen.«
    »Er hat doch experimentiert«, sagte ich.
    »Klar, mit kleinen Tierchen. Schließlich wollte er mal Biologe werden. Dazu gehört es eben, praktische Erfahrungen zu sammeln. Nur Riesenratten habe ich nicht gesehen.«
    »Und wie erklären Sie sich die Zerstörungen im Treppenhaus und das Chaos hier?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was haben Sie konkret gesehen, Claudine?« Meine Stimme klang schärfer. Ich wollte mich nicht mehr länger hinhalten lassen, denn allmählich wurde ich sauer.
    »Ich war hinten, hörte einen fürchterlichen Krach, kam nach vorn und sah das Durcheinander. Das ist alles.« Sie warf die Kippe auf den Holzboden und trat sie mit dem Absatz aus. Dann leerte sie das Glas bis auf einen kleinen Rest.
    »Okay, wenn Sie bei Ihrer Behauptung bleiben, werden wir Ihnen glauben.«
    »Das müssen Sie sogar. Haben Sie sonst noch irgendwelche Wünsche?«
    Wir hörten die Sirene des Krankenwagens. Das Geräusch war laut, deshalb schwiegen wir so lange, bis es verklungen war.
    »Ja, wir haben noch Wünsche. Wenn Sie uns schon bei der Riesenratte nicht weiterhelfen können, dann wenigstens bei einer anderen Sache.
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