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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Alphas, und über ihnen der ERHABENE – derzeit der Mann, der hier auf dem Krankenlager ruhte.
    »Bist du seiner ganz sicher, Ted?« fragte Nicole noch einmal. Ihr Mißtrauen, das sie dem Beta offen entgegenbrachte, glitt an jenem ab. Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Glaubt mir, ich weiß, wenn ich einem EWIGEN trauen kann und wann nicht«, sagte Ted. »Er wird ständig hier sein, er braucht so gut wie keinen Schlaf. Er wird für meine Sicherheit sorgen. – Nicht alle von ihnen… von uns sind so schlecht, so böse und grausam wie jene, die ihr bisher kennengelernt habt.«
    »Na, hoffentlich«, murmelte Nicole. Ihr Mißtrauen blieb. Möglicherweise, wahrscheinlich sogar tat sie dem Beta damit unrecht. Aber bislang hatten Zamorra und sie noch keine angenehmer, Erlebnisse mit der DYNASTIE gehabt…
    Mit einer Ausnahme, durchzuckte es sie. Damals, als wir aus der Meegh-Welt zurückkehrten und im indischen Dschungel strandeten… und in Ash’Naduur! Da waren die beiden Turbanträger, die Zu einem einzigen Wesen verschmelzen konnten und die sich in Ash’Naduur opferten…
    Auch sie hatten, wie erst später in Erfahrung gebracht werden konnte, zur DYNASTIE DER EWIGEN gehört.
    »Nun gut«, sagte Zamorra. »Du mußt wissen, was du tust, Ted.«
    »Ein Vorfall wie gestern wird sich nicht mehr wiederholen«, versprach der ERHABENE überzeugt.
    ***
    Boris Iljitsch Saranow zuckte zurück, riß sich förmlich von dem Spiegel los. Das sind nicht meine Augen, hämmerte es in ihm. Das sind fremde Augen!
    »Was hast du?« wollte Abramov wissen.
    »Identitätsprobleme«, brummte der Chefparapsychologe. »Schau dich mal in dem vertrackten Ding genau selbst an und sage mir dann, was du siehst.«
    Leonid Abramov kauerte sich dorthin, wo gerade noch Saranow gehockt hatte, und starrte konzentriert in den matten Spiegel.
    »Ich sehe mich«, sagte er. »Ein bißchen verwaschen und blaß zwar. Aber… die Umgebung wird auch nicht mehr aufgenommen. Dazu ist das Ding zu blind. Von dir sehe ich jetzt gerade noch einen hellgrauen Schatten.«
    »Schau dir selbst tief in die Augen, Brüderchen Leonid«, verlangte Saranow. »Frag nicht, ich erklär’s dir hinterher, wenn du nicht selbst drauf kommst.«
    Leonid konzentrierte sich auf seine Augenpartie.
    »Seltsam«, sagte er. »Ich weiß doch, daß ich braune Augen habe. Der Spiegel zeigt sie mir grün. Geht denn diese Blässe so weit?«
    »Ich habe auch grüne Augen gesehen«, sagte der ebenfalls braunäugige Saranow. »Ich will’s jetzt wissen. Schwesterchen Natascha, gönn dir auch mal einen seelenvollen Blick aus deinen schwarzen Bergseen…«
    »Werd bloß nicht poetisch, Genosse«, murmelte die Assistentin.
    »Auch – grün«, sagte sie dann. »Das ist aber seltsam. Und irgendwie stimmt die Form der Wimpern auch nicht. Die im Spiegel sind etwas länger als meine. Das verstehe ich nicht.«
    Sie erhob sich wieder. Leonid füllte die Lücke. Probeweise legte er die rechte Hand direkt auf das Spiegelglas.
    »Bei Rasputins Bart«, murmelte er. »Mein Spiegelbild sollte sich mal die Fingernägel schneiden lassen. So lange Krallen habe ich doch gar nicht.«
    »Mit dem Spiegel ist etwas faul«, entschied Saranow. »Wir werden uns mal etwas eingehender mit ihm befassen.«
    »Sofern er nicht nur ein Ablenkungsmanöver ist.«
    »Richtig, Brüderchen. Trotzdem werden wir uns mit ihm befassen. Experiment Nummer lb: wir entfernen ihn aus seiner Umgebung und beobachten, wie sich die Spiegelungen dann verhalten. Experiment eins-be: Wir prüfen, ob sich nach der Entfernung des Spiegels im oder am Haus etwas verändert. Los, Brüderchen Leonid, gib deinem Herzen einen Stoß, greif in die Spinnennetze und bring den Spiegel nach unten. So schwer wird der schon nicht sein, daß du dich daran überarbeitest.«
    »Und was machst du, Genosse Befehlserteiler?« fragte Abramov mürrisch.
    »Ich trage ihn dann zum Wagen, dessen Kofferraum Semjonow freundlicherweise öffnen wird«, verkündete Saranow.
    Abramov fügte sich in sein Schicksal. Er packte zu, hob den überraschend leichten Spiegel an und ging zur Treppe. Die erste schaffte er.
    Auf der zweiten hatte er das Gefühl, als fasse jemand nach seinem Fuß und halte ihn fest. Abramov stieß einen lauten Schreckensschrei aus und stürzte, den Spiegel voran, die Treppe hinunter.
    ***
    »Was nun?« fragte Nicole, als sie wieder im Hotel waren. »Ich mache mir Sorgen um Ted. Er ist meines Erachtens ein wenig zu leichtgläubig. Er vertraut diesem Beta, ohne ihn
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