Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
033 - Der Frosch mit der Maske

033 - Der Frosch mit der Maske

Titel: 033 - Der Frosch mit der Maske
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Zündhölzchen, Schlüsselringen, Bleistiften und den tausenderlei Kleinigkeiten, die solche Leute verkaufen, Posten gefaßt. Seine Waren waren im Augenblick mit einem regennassen Wachstuch bedeckt.
    Elk hatte ihn früher nie bemerkt und wunderte sich, warum der Mann einen so ungünstigen Standpunkt gewählt hatte, denn das Ende der Onslow-Gärten, der windigste Punkt in Whitehall, ist auch an schönen Tagen nicht der Ort, an dem der eilige Fußgänger sich aufhalten würde, um einen Gegenstand zu erstehen. Der Händler trug einen schäbigen Regenmantel, der bis zu den Stiefelabsätzen reichte. Sein weicher Filzhut war tief in die Stirn gezogen, aber Elk sah das Gesicht, das an einen Raubvogel gemahnte, und blieb stehen.
    »Guter Verdienst?«
    »Ne-in.«
    Elk war sofort gefesselt. Dieser Mann war Amerikaner und wollte seine Aussprache verstellen, um als Cockney zu gelten.
    »Sie sind Amerikaner, aus welchem Staat?«
    »Georgia«, war die Antwort, und diesmal machte der Hausierer keinen Versuch mehr, seine Sprache zu verstellen.
    Elk streckte die Hand aus. »Zeigen Sie mal Ihre Lizenz!«
    Ohne Zögern wies der Mann den geschriebenen Polizeierlaubnisschein vor, der ihn zum Straßenverkäufer ermächtigte. Er lautete auf den Namen »Joshua Broad« und war in Ordnung.
    »Sie sind nicht aus Georgia -«, sagte Elk, »aber das macht nichts. Sie sind aus Hampshire oder Massachusetts.«
    »Connecticut, um ganz genau zu sein«, sagte der andere kühl. »Aber ich habe in Georgia gewohnt. Brauchen Sie keinen Schlüsselring?« In seinen Augen zeigte sich ein belustigtes Zwinkern.
    »Nein, ich habe nie einen Schlüssel besessen, habe nie etwas Einschließenswertes gehabt«, sagte Elk und befingerte die Sachen auf dem Brett. »Das ist aber kein guter Platz hier.«
    »Nein«, sagte der Hausierer, »viel zu nahe bei Scotland Yard, Herr Elk.«
    »Woher kennen Sie mich?«
    »Das tun doch die meisten! Nicht?« fragte der Mann unschuldig.
    Elk musterte den Hausierer von den Sohlen seiner starken Schuhe bis zu dem durchweichten Hut und ging mit einem Nicken weiter. Der Händler sah dem Detektiv nach, bis dieser außer Sicht war, dann befestigte er das Wachstuch wieder über seinem Tragbrett, schnallte es fest zu und ging in der Richtung, die Elk eingeschlagen hatte, weiter.
    Als Ray Bennett aus Maitlands Haus trat, um zum Mittagessen zu gehen, sah er einen schäbigen und schwermütig aussehenden Mann an der Ecke des Gehsteiges stehen, der ihm aber nur einen flüchtig schweifenden Blick schenkte. Er kannte Elk nicht und ihm fiel auch nicht auf, daß er von jenem in das kleine Wirtshaus verfolgt wurde, wo Philo Johnson und er ihr bescheidenes Essen einzunehmen pflegten. Der Beobachter würde Ray sicherlich sonst unter keinen Umständen entgangen sein, aber in seiner heutigen Gemütsverfassung hatte er keinen anderen Gedanken als den an sich selbst und an das beleidigende Gehaben des alten, rübezahlbärtigen Maitland.
    »Dieser alte Teufel ...!« sagte er, als er neben Johnson einherging. »Einen zehnprozentigen Gehaltsabzug zu machen und damit gerade bei mir anzufangen! Und die Morgenzeitungen schreiben heute, daß er für das ›Nord-Spital‹ fünftausend Pfund gespendet hat.«
    »Er ist ein wohltätiger Bursche, aber was den Abzug anbetrifft, so wollte er Sie einfach loswerden«, sagte Johnson fröhlich. »Was nützt das Schelten? Der Handel liegt darnieder, und die Börse ist toter als Ptolemäus. Der Alte wollte Sie abbauen. Er meinte, Sie wären irgendwie überflüssig. Aber wenn Sie doch darüber die idealere Seite des Lebens nicht vergessen wollten, Ray?«
    »Idealere Seite!« schnaubte der junge Mann, und sein Gesicht wurde rot wie Mohn. »Ich habe das Gehalt eines kleinen Jungen, und ich brauche entsetzlich viel Geld, Philo.«
    »Wenn ich so denken würde wie Sie, so müßte ich verrückt werden, oder zumindest ein großer Verbrecher. Ich verdiene kaum fünfzig Prozent mehr als Sie, und doch vertraut mir der alte Herr Hunderttausende an. Die Kunst, glücklich zu sein«, sagte er, »besteht darin, keine Bedürfnisse zu haben. Dann erhält man immer mehr, als man nötig hat ... Wie geht es Ihrer Schwester?«
    »Danke gut«, sagte Ray gleichgültig. »Ella hat dieselbe Veranlagung wie Sie. Es ist leicht, die Sorgen anderer Leute als Philosoph zu betrachten ... Wer ist denn dieser merkwürdige Mensch?« fügte er hinzu, als ein Mann an dem Tisch, der dem ihrigen gegenüberlag, Platz nahm. Philo, der ein wenig kurzsichtig war, setzte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher