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0318 - Auf der Straße des Grauens

0318 - Auf der Straße des Grauens

Titel: 0318 - Auf der Straße des Grauens
Autoren: Auf der Straße des Grauens
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er dort festgeleimt. Im Handumdrehen jagte der Jaguar mit siebzig, achtzig, neunzig Meilen durch die langsam herabsinkende Nacht.
    Ich erreichte den Crotona Park von Norden, huschte über die Straße, die ihn durchschnitt. Wie in einem zu schnell laufenden Film glitten die Bäume an uns vorbei.
    Unmittelbar am Ende des Parks trat ich hart auf die Bremse, riss den Wagen nach rechts in den Crotona Parkway herum und… wäre um ein Haar mit dem heranheulenden, schwarzen Gespenst zusammengestoßen.
    Der Bentley brüllte an uns vorbei.
    Schon kurbelte ich am Steuerrad.
    Phil packte meinen Arm.
    »Rotlicht! Sirene!«, schrie er.
    Zweihundert Yards hinter dem Bentley schoss ein Polizeiwagen heran.
    Ich gab ihnen ein Blinksignal. Die Bremsen kreischten auf. Noch bevor der Wagen stand, stürzte unser Kollege Havard auf die Straße. Er fiel, sprang auf, rannte auf uns zu, klammerte sich an den Türschlag meines Wagens.
    »Das Mädchen!«, keuchte er. »Das Mädchen ist in der Karre! Konnten nicht schießen!«
    »Raus, Phil«, schrie ich. »Meldung an alle! Der Bentley darf nicht beschossen und nicht mit Gewalt gestoppt werden.«
    Phil sprang aus dem Jaguar.
    »Weg, Less!«, schrie ich Harvard zu.
    Mit auf heulendem Motor jagte ich den Jaguar in enger Kurve quer über die Fahrbahn, riss das Lenkrad in die Gerade zurück und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. In blitzschneller Folge wechselte ich die Gänge. In dreißig Sekunden war ich im höchsten Gang, und der Wagen schoss mit hundert Meilen über die Straße.
    Hundert Meilen sind eine wahnsinnige Geschwindigkeit für eine normale Straße. Ich gab mich noch nicht damit zufrieden. Ich konnte hundertvierzig auch hundertfünfzig Meilen aus dem Jaguar herauslocken. Ich ließ ihm die Zügel locker. Ich wusste, dass die Tachonadel über die Hundert-Markierung hinausstieg, aber ich riskierte es nicht, hinzusehen. Hundertzehn, hundertzwanzig Meilen in einer Großstadt sind eine Frage der Nerven.
    Ich schätzte Lymers Vorsprung auf dreißig Sekunden. Wenn er knapp hundert Meilen fuhr, lag er eine Meile vor mir. Mit einhundertundzwanzig Meilen nahm ich ihm jede Minute rund zweihundert Yards von seinem Vorsprung ab. In höchstens zehn Minuten musste ich ihn erreicht haben.
    Aber wenn er nicht auf der Straße blieb? Wenn er nach rechts oder links abbog? Dann musste er herunter mit der Geschwindigkeit und dann saß ich ihm im Nacken. Die einzige Gefahr, ihn zu verlieren, bestand darin, dass er abbog, bevor ich ihn in Sichtweite hatte.
    Vor mit schwammen die Rücklichter eines Autos. Der Wagen fuhr langsam. Ich bewegte das Steuerrad um Daumenbreite. Der Jaguar glitt auf die Straßenmitte zu. Beim nächsten Atemzug zischte er an dem Wagen vorüber.
    Ich spähte angestrengt geradeaus. Waren das Rücklichter eines Wagens? Verschwanden sie nach rechts? Glitten dort vorn Scheinwerfer nach links hinüber?
    Eine Minute später setzte ich vorsichtig den Fuß auf die Bremse. Dreihundert Yards vor mir sah ich einen niedrigen, geduckten, schwarzen Schatten in einer Seitenstraße verschwinden.
    Ich bremste den Jaguar gerade genug ab, dass ich ihn in der Kurve noch beherrschen konnte. Im genau richtigen Augenblick, als ich die Kreuzung erreichte, als die Vorderräder der Bewegung des Steuerrades schon gehorcht hatten, gab ich erneut und mit Wucht Gas. Der Jaguar schoss in die Seitenstraße hinein.
    Ich denke, mein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, als ich erkannte, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Nur zweihundert Yards vor mir schwammen rote Schlusslichter niedrig über die Straße. Noch lag genug Licht über der Stadt, dass ich die Umrisse des Bentleys erkennen konnte. Ich hatte ihn, und ich würde ihn nicht mehr loslassen.
    ***
    Der Bentley fuhr schnell, aber er raste nicht. Ich schätze, dass er knappe sechzig Meilen fuhr.
    Er erhöhte die Geschwindigkeit nicht. Ich weiß nicht, ob Lymer nicht in den Rückspiegel sah, oder ob er meine Scheinwerfer für die eines gewöhnlichen Wagens hielt. Ich schob mich näher heran.
    Deutlich hoben sich die Umrisse seines Kopfes gegen den Widerschein der eigenen Scheinwerfer ab, aber auf dem Beifahrersitz vermochte ich den Schattenriss von Jane Snyders Kopf und Schulter nicht klar zu erkennen.
    Ich gab noch ein wenig Gas. Hundertfünfzig, hundertzwanzig Yards trennten uns noch. Jetzt sah ich, dass auch auf dem Beifahrersitz jemand saß, genauer gesagt, in sich zusammengesunken lehnte. Wahrscheinlich hatte der Gangster das Mädchen
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