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0316 - Krakenfluch

0316 - Krakenfluch

Titel: 0316 - Krakenfluch
Autoren: Rolf Michael
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darbringen. Dann aber werde ich zu ihnen reden. Und sie werden den Befehlen ihres Gottes gehorchen!«
    »Ich habe nicht die Macht, es zu verhindern!« gab Naduri zu.
    »Verführe sie also – wenn sie sich verführen lassen. Und wenn sie deinen Befehlen folgen wollen und es in freier Absicht tun, dann habe ich nicht die Macht, einzugreifen!«
    »So was hört man gern!« grunzte der Dämon. »Denn ich werde ihnen befehlen, hierher zu gehen und dich, alter Mann, von dem Felsen herabzustürzen. Dann hat die Seele, die mir verfallen ist, am gleichen Tage im nächsten Jahr keinen Schutz, wenn ich sie fordere. Mag dieser Narr noch einige Tage in der Sonne spielen. Meine Stunde wird kommen. Was ist die Dauer von einem Jahr im Vergleich zur Ewigkeit!«
    »Zieh hin. Ich kann dich nicht halten. Doch den Weg sperre ich dir!« sagte Naduri mit fester Stimme.
    »Ich werde wiederkommen und du wirst mich in den Blicken der Menschen sehen, die ich sende!« kicherte Manona. »Sie werden dich zu Ehren des Kraken hinabstürzen. Erlebe diese letzte Nacht, Verwegener und bereite dich auf den Tod vor. Bis dahin – lebe wohl!«
    In einer Säule aus Feuer und schwefeligem Rauch war der Dämon verschwunden.
    Einen Augenblick stand Naduri mit gesenktem Haupt da. Im Inneren der Höhle war Owen Masters erwacht. Kreidebleich taumelte er zum Eingang.
    »Morgen also Sie, Naduri. Und ich in einem Jahr!« sagte er brüchig. Er kannte und schätzte den Medizinmann, ohne seine wahre Macht und Fähigkeit auch nur erahnt zu haben. Wenn man einige Jahre auf einer Südseeinsel haust, dann kennt man auch die Menschen, mit denen man sonst wenig zusammen trifft.
    Naduri lauschte in die hereinbrechende Nacht.
    »Vieles mag geschehen, wenn sich wieder das Licht des neuen Tages zeigt!« sagte er schlicht. »Der Dämon hat einen Plan, der teuflisch zu nennen wäre, hätte ihn nicht der Teufel erfunden. Doch in mir ist das Geheimnis meines Ordens, das er nicht kennt!«
    »Können Sie etwa gegen ihn kämpfen?« fragte Masters hoffnungsvoll.
    »Ich nicht!« Naduri schüttelte den Kopf. »Doch in meinem Inneren spüre ich eine gewaltige Quelle dämonenvernichtender Energien, die sehr nahe ist.«
    »Was für ein Ding?« fragte Doktor Masters verständnislos.
    »Die Eingeweihten reden vom ›Stern von Myrrian-ey-Llyrana‹!« sagte Naduri. »Sein Träger bezeichnet ihn als ›Merlins Stern‹. In meinem Inneren spüre ich das Amulett, das dem größten Feind der höllischen Heerscharen im Kampf gegen die Horden LUZIFERS Schild und Waffe zugleich ist. In der Welt kennt man diesen Mann als Professor Zamorra…!«
    ***
    Michael Ullich wußte, daß er verloren war. Und er setzte alles auf eine Karte.
    Mit beiden Armen stieß er das Schwert senkrecht nach oben. Gorgran durchschnitt die ledrige Substanz des Krakenkörpers und drang bis zum Heft in die Gallertmasse.
    Ekelerregende, glibberige Substanz überschüttete den Körper des Jungen, als die aus der Schwertwunde hervordrang. Der Krake stieß ein Brüllen aus, daß Michael glaubte, seine Trommelfelle würden zersprengt. Mit beiden Händen umklammerte er die Parierstange des Schwertes, bevor die Klinge in der Körpersubstanz des Tintenfisches steckenbleiben konnte. Der Krake stemmte sich empor, und das Schwert glitt aus der Wunde. Doch bevor Michael Ullich ein zweites Mal das Ungeheuer attackieren konnte, ergriff der Polyp die Flucht. Mit fast komisch zu nennenden Sprüngen hoppelte er dem Wasser zu. Wie eine Spinne raste er mit großer Geschwindigkeit dem rettenden Meer entgegen. Hinter ihm blieb eine breite Spur der glibberigen Lebenssubstanz zurück.
    Mit weit ausholenden Sätzen rannte Michael Ullich hinterher. Er wollte die Bestie hier und jetzt ein für alle Mal unschädlich machen.
    Doch so sehr er seine letzten Kräfte bei dieser Jagd verausgabte, er konnte das Ungeheuer nicht mehr einholen. Als er bis zur Hüfte im Wasser stand, brach er die Verfolgung ab.
    Hier, in seinem ureigenen Element, hatte der Krake alle Trümpfe für sich. Ihn weiter zu verfolgen und im Wasser anzugreifen war ein unsinniges Opfer.
    Der Junge tauchte einige Male unter, um die schleimige Substanz von seinem Körper zu spülen. Dann beeilte er sich, aus dem Wasser zu kommen, bevor der Krake seine Chance wahrnahm und ihn wieder angriff.
    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne ließen seinen gebräunten Körper fast golden erglänzen. Er schob das Schwert in die Scheide, die immer noch an seinem Gürtel hing und überdachte seine
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