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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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er unterwegs ist, würde ihm bei seiner Rückkehr auffallen, daß sich außergewöhnlich viele Polizisten in der Gegend aufhalten. Das könnte ihn verscheuchen, bevor wir ihn auch nur zu Gesicht bekommen.«
    »Das ist wahr. Kann ich sonst etwas für Sie tun?«
    »Ich glaube nicht, Lieutenant. Vielen Dank für das Angebot. Ich fahre also den Wagen in den Hof.«
    »Bitte, Mister Cotton. Ich halte Ihnen und Ihrem Kollegen die Daumen, daß alles glatt geht.«
    »Danke, Lieutenant.«
    Er drückte mir die Hand. Ich ging hinaus, fuhr den Jaguar in den Hof und schloß ihn ab, nachdem wir beide ausgestiegen waren. Es war noch nicht dunkel, aber die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, und sie vertiefte sich fast von Minute zu Minute.
    Wir gingen zur Einfahrt hinaus. Das Leben in den Straßen war noch lauter und lärmender geworden als am Nachmittag. Trotz des düsteren Wetters standen die meisten Fenster offen. Radios und Plattenspieler dudelten in jedem zweiten Zimmer.
    Ein paar Minuten später hatten wir unbehelligt unser Ziel erreicht. Wir drückten uns rasch die paar Stufen hinauf und lauschten.
    »Behalte du die Straße im Auge«, raunte ich Phil zu.
    Er nickte.
    Ich kniete nieder und legte mein Ohr gegen das Schlüsselloch.
    Fünf geschlagene Minuten lang konzentrierte ich mich völlig auf mein Gehör.
    Aber aus dem Hause drang nicht der leiseste Laut, der die Anwesenheit eines Menschen verraten hätte.
    »Wir versuchen es«, sagte ich leise.
    Lautlos huschten Phil und ich eine Minute später hinein. Während Phil reglos in der Finsternis stehenblieb, kniete ich mich hinter der Haustür nieder und machte mich erneut an die Arbeit.
    Wenn Stein nicht zu Hause war und zurückkam, während wir auf ihn warteten, mußte er die Tür so vorfinden, wie er sie zurückgelassen hatte, also abgeschlossen.
    Es wäre ihm natürlich aufgefallen, wenn die Tür auf einmal aufgeschlossen war, und ob wir ihn dann je zu Gesicht bekommen würden, stand in den Sternen.
    Endlich hatte ich es geschafft.
    Ich zog meine Taschenlampe und ging voraus.
    Ich trat jedesmal zuerst mit den Zehen auf und ließ mir auch dabei noch genug Zeit.
    Jedenfalls schafften wir es, völlig geräuschlos in die zweite Etage zu kommen.
    Albert Stein war nicht zu Hause, das wußten wir ein paar Minuten später.
    Wenn man sein Versteck überhaupt ein »Zuhause« nennen konnte.
    Wir gingen wieder hinab in die erste Etage.
    Dort setzten wir uns im Dunkeln auf die Treppe und warteten.
    »Wenn wir Pech haben, kommt er erst im Morgengrauen«, flüsterte Phil.
    »Damit müssen wir rechnen«, erwiderte ich ebenso leise.
    »Ob ich eine Zigarette rauchen kann?«
    »Warum nicht? Es liegen so viele ausgetretene Zigarettenstummel umher, daß sich Stein nicht über den Duft wundern kann, wenn er kommt.«
    Auch das war eine Kleinigkeit, die wir im Laufe der Jahre zu beachten gelernt hatten. Ein Nichtraucher kann bereits beim Öffnen der Tür stutzig werden, wenn er eine Zigarette riecht. Und ein Nichtraucher riecht sie dreimal eher als ein Raucher.
    Phil steckte sich hinter meinem Rücken zwei Zigaretten an und drückte mir eine zwischen die Finger.
    »Danke«, sagte ich leise.
    Das Warten ging los.
    Wir hatten den Vorteil, daß wir ein Dach über dem Kopf hatten und sitzen konnten. So manche Nacht hatten wir bei strömendem Regen oder bei stürmischem Schneefall im Freien zubringen müssen — und oft dann auch noch ergebnislos, weil unser Mann nicht gekommen war. Diesmal war es, wie gesagt, ein bißchen besser. Aber nach einer Stunde schon hat man das Zeitgefühl verloren, ob man nun steht oder sitzt, ob man im Freien oder in einem dunklen Haus sitzt.
    Ich weiß nicht mehr, wie viele Male ich auf die Leuchtziffern meiner Uhr blickte. Oft genug jedenfalls. Es war bereits nach Mitternacht, als wir schlagartig hellwach wurden.
    Auf den Stufen vor der Haustür waren Schritte.
    Vielleicht wollte sich nur ein später Spaziergänger im Windschutz des zurückgelagerten Hauseinganges eine Zigarette anzünden.
    Aber es war kein Spaziergänger. Es war Albert Stein. Wir hörten, wie er den Schlüssel von draußen ins Schloß schob.
    Obgleich ich von Phil nicht einmal den Umriß sehen konnte, fühlte ich doch, daß er neben mir sich langsam in die Höhe schob. Auch ich stand auf. Die Finsternis umgab uns in undurchdringlicher Schwärze.
    Und dann zuckten wir beide zusammen.
    Von der Tür her kam das Kichern eines Mädchens. Albert Stein war nicht allein gekommen! Hundert Gedanken zuckten in
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