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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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gingen, neugierige Stimmen wurden laut. Ich schob mich ein Stück vor. Weit hinten sah ich das offenstehende Fenster. Von dem Jungen war nichts zu erkennen.
    Ich spurtete los. Ein paar Männer und Frauen waren aus den Apartments rechts und links gekommen und fragten sich gegenseitig, ob sie alle den Schuß gehört hätten. Sie sahen mich halb erschrocken, halb interessiert an, als ich an ihnen vorbeilief, aber niemand hielt mich auf.
    Das Fenster führte auf eine Feuerleiter, deren stählernes Gerüst außen am Hause hinablief. Ich schwang mich hinaus. Weiter unten hörte ich die laut hallenden Tritte des Jungen in der Lederjacke.
    Ich nahm immer drei Stufen auf einmal, bis ich den Treppenabsatz ungefähr in der Höhe des vierten Stockwerks erreicht hatte. Seit dem Schuß waren höchstens drei Minuten vergangen, aber schon heulte unten in der Straße eine Polizeisirene heran. Wahrscheinlich hatte jemand aus den benachbarten Apartments unverzüglich nach dem Schuß die Polizei angerufen.
    Mir konnte es nur recht sein, denn jetzt wurde ihm der Weg abgeschnitten.
    Der Junge hatte seinen Vorsprung gehalten. Aber statt sofort vom Ende der Feuerleiter hinabzuspringen auf den Gehsteig, beugte er sich weit vor und schoß herauf. Die Kugel krachte mit einem schrillen, kreischenden Ton in das stählerne Gestänge und sirrte als Querschläger weg.
    Ich verlangsamte mein Tempo und kroch vorsichtig weiter, darauf bedacht, stets im Schutz der stählernen Stufen unter mir zu bleiben.
    Die Polizeisirene war jetzt sehr laut und brach mit einem kläglichen Wimmern ab. Ich riskierte einen Blick hinab. Drei uniformierte Polizisten liefen auseinander. Wieder krachte ein Pistolenschuß, aber da ich nichts von der Kugel hörte, nahm ich an, daß der Junge jetzt hinab und auf die Polizisten schoß.
    Ich stieg leise von einer Stufe zur anderen, langsam und lautlos. Da die Polizisten noch nicht wußten, was eigentlich los war, erwiderten sie das Feuer noch nicht. Sie waren höchstwahrscheinlich nur in Deckung gegangen und peilten erst einmal die Lage.
    Ich kroch vorsichtig um den letzten Treppenabsatz. Drei Meter unter mir lag der Junge flach auf der Plattform. Er hielt seine Schußwaffe in der Hand und lugte hinab. Die Polizisten schienen sich keine Blöße zu geben.
    Zwischen uns war jetzt nur noch die eine lange Treppe. Wenn sich der Junge umdrehte, konnte er sie ebenso gut überblicken wie ich. Es war aussichtslos. Ich konnte nicht unbemerkt an ihn herankommen, und da er schießen würde, wie er schon ein paarmal geschossen hatte, wäre ein solcher Versuch nackter Selbstmord gewesen.
    Ich schob den Sicherungsflügel an meiner Dienstpistole herum, rutschte ein Stück zurück, so daß nur noch mein Kopf über den Treppenabsatz hinausragte.
    »Gib es auf!« rief ich hinab. »Du siehst doch, daß du keine Chance hast!« Gespannt beobachtete ich ihn. Ein paar Sekunden lag er wie erstarrt. Ich preßte die Lippen aufeinander, denn ich wußte, was da kommen würde. Wenn er nicht gleich reagiert hatte, gab es überhaupt nur noch eine Reaktion, die er ausführen würde. Ich hatte diesen jungen Burschen nur einen Augenblick dicht vor mir gesehen. Als er plötzlich in der Tür des 62. Apartments in der achten Etage stand. Aber dieser eine Blick in seine braunen, unpersönlich und kalt blickenden Augen hatte mir eine Menge verraten.
    Ich täuschte mich, nicht. Als er glaubte, daß meine Aufmerksamkeit vom Warten nachgelassen hätte, warf er sich mit einem sehr kräftigen, jähen Schwung auf den Rücken. Noch halb in der Drehung schoß er.
    Aber ich schoß auch. Ich mußte schie-' ßen.
    Die Kugel zischte so dicht an meiner Stirn vorbei, daß ich den scharfen heißen Luftzug spürte.
    Ein paar Sekunden blieb ich reglos in der Deckung meiner Plattform liegen. Dann schob ich mich weit nach links bis zum äußersten Ende und riskierte einen raschen Blick.
    Er lag noch auf dem Rücken. Von seiner Pistole konnte ich nichts mehr sehen. Sie mußte ihm entglitten sein, als ihn meine Kugel traf. Wahrscheinlich lag sie jetzt irgendwo unten auf der Straße.
    Ich richtete mich auf und stieg die letzten fünfzehn Stufen hinab. Er' sah mich kommen. Über sein Gesicht glitt ein Ausdruck von Haß, und er bewegte sich ein wenig. Der Haß verschwand, denn der Schmerz gewann die Oberhand über alles andere.
    Ich kniete neben ihm nieder. Unten wurden Männerstimmen laut. Vielleicht waren es die Polizisten. Ich hörte nicht hin.
    Der Junge kämpfte mit dem Tode. Über
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