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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit
Autoren: Jason Dark
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Lösung?«
    »Ja.«
    »Und welche?«
    Die Horror-Oma lächelte verschmitzt.
    »Ich könnte zum Beispiel als Krimi-Autorin auftreten und gleichzeitig als eine gute Bekannte von dir, mein Junge.«
    »Wie die selige Miss Marple?«
    »So ungefähr.«
    »Ich weiß nicht. Das nimmt uns doch keiner ab.«
    »Man müsste es probieren.«
    Ich hob die Schultern. »Es wird die Sache ergeben. Improvisieren war ja schon immer unsere Stärke.«
    »Sicherlich.«
    Unser Gespräch schlief ein. Ich schaute wieder nach vorn. Von den Feldern her stob plötzlich eine schwarze Wolke in die Luft. Unzählige Krähen verließen ihre Plätze, hatten sich zu einem Schwarz zusammengefunden und zogen nun ihre Kreise.
    »Da sind ja schon Vögel«, sagte Lady Sarah.
    »Auch Totenvögel?«
    »Vielleicht nicht.«
    Wir rollten weiter. Die Straße war nicht breit. Ich hatte mir den Weg vor der Fahrt genau angesehen und wusste auch, wann wir abzubiegen hatten.
    An einem alten Wasserturm mussten wir rechts ab. Dort begann schon der Privatweg des Barons. Er sollte, wenigstens laut Karte, geradewegs zum Schloss führen.
    Rechterhand sahen wir in der Ferne bereits einen dunklen, leicht welligen Schatten.
    »Das ist schon der Wald des Barons«, erklärte Lady Sarah.
    »Mit dem Totenvogel«, ergänzte ich.
    »Dies bleibt abzuwarten.«
    Wir sprachen anschließend über meinen letzten Fall, der mich in die Videoszene geführt hatte.
    Lady Sarah schüttelte den Kopf. »Weißt du, mein Junge, ich habe ja viele Horror-Filme gesammelt, aber was da produziert und angeboten wird, davon lasse ich die Finger. Das ist schlimm.«
    »Wenn du gescheit bist«, erwiderte ich.
    Der Wasserturm erschien. Auf der rechten Seite stach die braune »Zigarre« aus dem Hell der Landschaft hervor. Wind wehte den lockeren Schnee wie eine riesige Fahne über das brettflache Land.
    Der Verkehr hielt sich sehr in Grenzen. Diese Straße lag abseits der großen Verkehrsadern und Knotenpunkte. Zudem war der Belag auch an manchen Stellen gefroren. Ich musste langsam fahren, denn die Glatteisfallen waren oft genug erst im letzten Augenblick zu erkennen.
    Die Kreuzung erschien. Sie befand sich nur wenige Yards hinter dem Wasserturm.
    Ich ließ einen vollbeladenen Lieferwagen vorbei und bog nach rechts in den Weg ein.
    Ein Schild wies uns darauf hin, dass wir uns auf einer Privatstraße bewegten, und jeder Fahrer benutzte die Straße auf eigene Gefahr, wie zu lesen war.
    Noch fuhren wir durch Felder. Bald änderte sich das Bild. Zuerst erschienen die Bäume an der linken Seite. Zum Teil glänzten die noch kahlen Äste nass. Dort hatte die Sonne den Raureif weggetaut.
    Auf der Schattenseite lag er noch wie ein glitzernder Film aus unzähligen Diamantsplittern.
    Zur rechten Seite hin war der Blick frei. Über die Felder reichte er bis in den blassblauen Himmel, der wenig später von einer schwarzen Wolke verdunkelt wurde.
    »Die Krähen kehren zurück«, sagte Lady Sarah.
    Ich warf einen Blick nach rechts. Die Vögel flogen ziemlich tief. Sie hatten sich formiert, so dass die Masse wie ein großer, breiter Pfeil wirkte.
    Ich schaute Lady Sarah für einen Moment an.
    »Was hast du?« fragte sie.
    »Mir fiel nur gerade ein Film ein.«
    »Die Vögel?«
    »Genau.«
    Das Lächeln der Horror-Oma wirkte etwas verzerrt. »Glaubst du, dass es so etwas in Wirklichkeit gibt?«
    »Ich hoffe nicht.«
    Meine Begleiterin räusperte sich die Kehle frei. »Haben dich denn Vögel schon einmal angegriffen?«
    »Ja, in Irland. Ist schon lange her. Das Abenteuer hat mir gereicht.«
    »Jetzt sind sie wieder weg.«
    Ich hatte den Schwarm nicht weiter beobachten können, da ich mich auf das Fahren konzentrieren musste. Als ich nun einen Blick nach rechts warf, war der Schwarm tatsächlich verschwunden.
    »Vielleicht sind sie in den Wald eingetaucht«, sagte Sarah Goldwyn. »Wäre ja eigentlich natürlich.«
    Der Meinung war ich auch.
    Die Straße verengte sich zusehends. Wir hatten das Gefühls als würden die Bäume näher an den Fahrbahnrand heranwachsen.
    Auch an der rechten Seite war uns mittlerweile der Blick versperrt.
    Wir rollten durch einen froststarren Winterwald.
    Nass glänzte die Straße. Manchmal schimmerte sie auch. Das war nicht getautes Eis.
    Ich fuhr sehr langsam. Der Bentley ist ein schwerer Wagen. Wenn der einmal rutschte, war es sehr schwer, ihn wieder unter Kontrolle zu bringen. Zudem hatte ich keine Lust, im Graben zu landen.
    Noch sahen wir nichts von dem Wohnsitz des Barons, dafür erschien eine
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