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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit
Autoren: Jason Dark
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Linkskurve, in die ich den Bentley hineinlenkte. Sehr vorsichtig drehte ich das Lenkrad, denn der erste Teil der Kurve lag im Schatten und war ziemlich glatt.
    Ich schaffte es und hörte Lady Sarahs Ruf.
    »John, gib acht!«
    Lady Sarah hatte gut aufgepasst und mich früh genug gewarnt.
    Am rechten Rand der schmalen Straße wuchsen zahlreiche Bäume, deren dicke, knorrige Äste bis weit über die Fahrbahn reichten.
    Und ein Ast davon brach ab.
    Aus welchem Grund auch immer, mich interessierte er nicht, ich sah nur die Folgen.
    Der schwere Ast knallte auf die Straße, sprang von der Wucht noch einmal in die Höhe, bevor er liegenblieb.
    Ich musste bremsen.
    Und das auf glatter Fläche. Sehr vorsichtig ging ich mit dem Pedal um. Die Horror-Oma hatte sich nach vorn gebeugt. Ihre Hände umklammerten einen Haltegriff.
    Schafften wir es?
    Ja, der Bentley rutschte zwar noch ein wenig, er kam jedoch dicht vor dem Ast zum Stehen. Und zwar so dicht, dass seine Reifen noch berührt wurden.
    Aufatmend lehnte ich mich zurück. Auch Lady Sarah fiel ein Stein vom Herzen. »Das war knapp«, sagte sie.
    »Ja. Und gleichzeitig unnatürlich.«
    Sie verstand mich sofort. »Meinst du, dass da jemand an dem Ast gesägt hat?«
    »So ungefähr.«
    Mrs. Goldwyn räusperte sich. »Wir scheinen nicht sehr willkommen zu sein, mein Junge.«
    »Das schätze ich auch.« Mit einem Daumendruck löste ich den Sicherheitsgurt.
    »Willst du raus?«
    Ich lachte. »Sicher. Oder soll der Heilige Geist den Ast von der Straße räumen? Bleib du im Wagen und halte die Umgebung im Auge.«
    »Werde ich machen.« Sarah Goldwyn holte ihre Brille hervor und setzte sie auf.
    Ich war schon ausgestiegen, drückte die Tür hinter mir zu, doch sie fiel nicht ins Schloss.
    Mit zwei Schritten hatte ich das quer liegende Hindernis erreicht.
    Der Ast war ziemlich groß, zudem dick und auch noch verzweigt.
    Ob ich den überhaupt allein wegbekam, war fraglich. Jetzt hätte ich mir Suko als Hilfe gewünscht, doch mein Partner war zu Hause geblieben. Ich gönnte ihm ein freies Wochenende und hätte mir zudem nicht gern Shaos vorwurfsvollen Blick angesehen, wenn ich ihr Suko »entführte«. Am oberen Ende verzweigte der Ast sehr stark. Ich schaute mir ihn genauer an und suchte mir zwei Zweige aus, die besonders stabil aussahen.
    Mit beiden Händen fasste ich zu, riss, zerrte und rutschte ab. Die Äste waren glatt und glitschig. Durch den heftigen Ruck wäre ich fast noch selbst ausgerutscht, fing mich wieder, schaute zufällig zum Waldrand hin und sah die schwarze Wolke zwischen den Bäumen.
    Die Vögel kamen!
    Krächzende Schreie vereinigten sich zu einer Sinfonie des Schreckens, und ich wusste genau, dass die Vögel nur ein Ziel kannten, nämlich mich.
    Schon hörte ich Lady Sarahs Ruf.
    »John!«
    Ich drehte mich.
    Die Horror-Oma hielt mir bereits den Wagenschlag auf. Aber auch die Krähen waren verdammt dicht in meiner Nähe, und ich wusste, dass es sehr knapp werden würde…
    Beim Start rutschte ich noch weg, weil sich unter meinem rechten Fuß eine glatte Stelle befand.
    Das gab den verdammten Krähen Zeit. Noch befanden sie sich in ihrer Hauptmasse innerhalb des Waldes, aber sie waren schneller als ein Mensch.
    Drei Schritte musste ich laufen.
    Beim zweiten Startversuch kam ich gut weg, zog den Kopf ein, riss auch die Arme hoch, um mich vor den ersten überraschenden Angriffen der Vögel zu schützen.
    Hart prallte ich gegen den Wagen, sah Lady nur mehr als Schatten, duckte mich zusammen, tauchte in den Bentley, fiel auf den Sitz, zog hastig die Beine nach und wollte den inneren Griff der Tür packen, doch meine Hand hieb ins Leere. Erst beim Nachfassen erwischte ich den Griff, da hatten die ersten Krähen den Wagen schon erreicht.
    Ich zog schnell die Tür zu.
    Ein harter Schlag erschütterte das Fahrzeug. Eine Krähe prallte gegen die Scheibe, die zweite stieß in das Innere des Fahrzeugs, flatterte wild und griff sofort an.
    Nicht mich, sondern Sarah Goldwyn hatte sie sich als Opfer ausgesucht. Bevor die Horror-Oma zu einer Abwehrbewegung kam, war die Krähe schon auf ihren Kopf geflogen. Mit dem harten Schnabel hackte sie zu.
    Zum Glück trug Sarah Goldwyn einen Hut. Der Schnabel kam beim ersten Hieb nicht durch, zudem schlug Lady Sarah nach dem Vogel, erwischte ihn auch mit dem Handrücken und schleuderte ihn zurück, wobei er in den Fond des Wagens flatterte.
    Ich hatte mich auf dem Sitz gedreht. Soeben flatterte die Krähe wieder in die Höhe. Als sie sich in
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