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0314 - Höllentage für uns G-men

0314 - Höllentage für uns G-men

Titel: 0314 - Höllentage für uns G-men
Autoren: Höllentage für uns G-men
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Eisenbahngesellschaft, aber weit und breit war niemand zu sehen.
    Kujanowicz zog den Nachschlüssel und hántierte an dem verrosteten Vorhängeschloss. Als es nicht gleich auf Anhieb klappen wollte, maulte Macintosh ärgerlich: »Wenn du mit so einem billigen Ding nicht fertig werden kannst, dann sag es! Ich brech das verrostete Biest mit den bloßen Händen auseinander!«
    Kujanowicz drehte sich um. Er schüttelte den Kopf.
    »Manchmal fragt man sich wirklich, ob in deinem Kopf überhaupt etwas drin ist«, brummte er. »Aufbrechen kann ich das verrostete Schloss auch. Und wer schließt es danach wieder ab?«
    Er wandte sich, keine Antwort erwartend, wieder dem abgestellten Wagen zu. Die beiden Komplizen hielten unterdessen das gefesselte und geknebelte Mädchen an den Ellenbogen fest. Kujanowicz strengte sich an und brachte seinen Nachschlüssel mit ein bisschen Gewalt endlich ins Schloss. Es quietschte leise, aber anhaltend, als er den Schlüssel drehte.
    »Na endlich!«, kommentierte Macintosh.
    Kujanowicz würdigte ihn keiner weiteren Entgegnung. Er hakte den beweglichen Bügel des Vorhängeschlosses auf, wuchtete den schweren Riegel hoch und stemmte sich gegen die Schiebetür, die offenbar seit Jahren nicht mehr geöffnet worden war, denn sie ließ sich nur schwer mit ihren verrosteten Rollen in den ebenso verrosteten Gleitschienen bewegen. Aber schließlich war der Spalt groß genug, dass sie nacheinander in den dunklen Wagen klettern konnten. Das Mädchenhob Ruiss hinauf, wo Macintosh es in Empfang nahm. Erst nachdem Kujanowicz die Tür wieder geschlossen hatte, knipste Ruiss die Taschenlampe an und sah sich in ihrem Lichtschein um.
    »Der reinste Salon«, meinte er mit einem spöttischen Blick auf die staubbedeckten Holzbänke, den groben Tisch und die zwei Schränke, deren Türen nicht mehr schlossen. Ein kleiner Schimmelberg hatte sich an einer Ecke des Tisches festgesetzt, vielleicht von einem vor Jahren zurückgelassenen Rest eines Frühstücksbrotes. Wider Erwarten fand Ruiss keine Anzeichen dafür, dass es Ratten oder Mäuse in dem Wagen gegeben hätte. Nur blass schillernde Asseln huschten zu Hunderten über den schmutzigen Fußboden und die Wände. Ein dumpfer, moderiger Geruch hing in der Luft.
    Ruiss schnupperte angeekelt und steckte sich hastig eine Zigarette an.
    Macintosh hatte das Mädchen unterdessen mit sanfter Gewalt genötigt, auf einer der beiden Sitzbänke an dem Tisch Platz zu nehmen. Jetzt band er ihr das schwarze Tuch ab, das sie ihr vor das Gesicht gebunden hatten. Darunter kam ein zweites Tuch zum Vorschein, mit dem sie geknebelt worden war. Macintosh löste auch dieses Tuch, genau wie den Lederriemen, mit dem man die Handgelenke des Mädchens auf dem Rücken zusammengebunden hatte.
    Corinne Gibbs sah sehr blass aus. Als der Knebel fiel, atmete sie keuchend. Plötzlich entdeckte sie im Schein von Ruiss’ Taschenlampe den kleinen Berg von Schimmel auf dem staubbedeckten Tisch. Ekel stieg ihr in die Kehle, und sie rutschte hastig ein Stück von der Stelle weg.
    Ruiss hielt die Taschenlampe so, dass ihr Schein auf das blasse Gesicht des jungen Mädchens fiel. Corinne Gibbs blinzelte, leicht geblendet, in die Dunkelheit hinein, die außerhalb des Lichtkreises völlig undurchdringlich war. Eine ganze Weile sagte niemand etwas. Bis Corinne Gibbs hörbar Luft holte und mit belegter Stimme fragte: »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    Ed Ruiss blies betont genießerisch den Rauch seiner Zigarette aus. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
    »Wenn du vernünftig bist, wollen wir von dir nur eine kleine Gefälligkeit, eine ganz harmlose Sache.«
    Corinne Gibbs deckte eine Hand über die Augen, um sich gegen das Licht zu schützen. Ruiss wurde freundlich und senkte die Lampe so, dass Corinnes Gesicht nicht mehr im Mittelpunkt des Lichtkegels lag. Das Mädchen nahm die Hand wieder weg. Ihre braunen Augen blickten kühl und für ihr Alter ungewöhnlich beherrscht, als sie erwiderte: »Ich wüsste nicht, was ich für Sie tun könnte. Geld habe ich nicht.«
    Macintosh kicherte leise. Corinne Gibbs wandte den Kopf in seine Richtung.
    »Na ja«, gab sie achselzuckend zu, »ich habe einen Dollar und fünfunddreißig Cent bei mir. Aber ich kann mir nicht denken, dass es für Sie ein nennenswerter Betrag ist.«
    »Hör zu, Kleine«, sagte Ed Ruiss warnend. »Wir wissen ganz genau, was wir von dir wollen, und das Einzige, was du tun kannst, ist, uns genau zuzuhören. Klar? Wir wollen etwas Bestimmtes
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