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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher
Autoren: Ernst Vlcek
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ihm um die ganze Welt gereist, habe Hunderte von Ärzten konsultiert, aber alle konnten sie Phillip nicht helfen.« Lord Hayward schluchzte plötzlich. Als er zu Dorian aufblickte, schimmerten Tränen in seinen Augen. »Glauben Sie mir nicht, daß ich nur das Beste für Phillip will?«
    Dorian mußte erst den Kloß hinunterschlucken, der in seiner Kehle steckte, bevor er sagen konnte: »Doch, ich glaube Ihnen. Und weil ich überzeugt bin, daß Sie in echter Sorge um Ihren Sohn sind, werde ich alles daransetzen, ihm zu helfen.«
    »Was wollen Sie unternehmen?«
    »Ich werde jemanden schicken, der die Nacht über in Phillips Zimmer Wache hält. Voraus gesetzt, Sie haben nichts dagegen.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Nur möchte ich nicht, daß irgend jemand etwas davon erfährt.«
    »Es liegt an Ihnen, für Geheimhaltung zu sorgen. Wo kann ich hier ungestört telefonieren?«
    »In meinem Arbeitszimmer.«
    Bevor sie den Raum verließen, warf Dorian noch einen Blick auf Phillip. Er lag ausgestreckt in seinem Bett, die goldschimmernden Augen starrten an die Decke. Seine Lippen bewegten sich in einem stummen Selbstgespräch.
    Dorian wählte die Nummer seiner Wohnung. Nach dem dritten Läuten wurde abgehoben, und eine tiefe, rauchig klingende Frauenstimme meldete sich: Coco, die ehemalige Hexe aus Wien, die ihn hätte töten sollen, sich aber in ihn verliebt hatte und aus der Schwarzen Familie ausgestoßen worden war; seitdem lebte er mit ihr zusammen.
    »Dorian«, gab er sich zu erkennen. Ohne nähere Erklärungen kam er sofort auf den Grund seines Anrufs zu sprechen. »Ich bin hier in Lord Haywards Villa. Es scheint, daß sich sein Sohn in der Gewalt der Dämonen befindet. Sie suchen ihn Nacht für Nacht heim und richten ihn systematisch zugrunde. Würde es dir etwas ausmachen, diese eine Nacht Wache an Phillip Haywards Bett zu halten?«
    »Wie ist die Adresse?« fragte Coco nur.
    Dorian lächelte. Er schätzte an Coco, daß sie keines von jenen Mädchen war, die unnötige Fragen stellten. Er sagte ihr, daß Haywards Villa am Ende der Baring Road lag.
    Hayward raunte ihm etwas zu, und Dorian fuhr fort: »Lord Hayward möchte aber nicht, daß du sofort ins Haus kommst, sondern daß du dich mit ihm am Golfplatz triffst, der an sein Grundstück grenzt. Er wird dich am Eingang des Starklubs erwarten. Kannst du in einer Stunde dort sein?«
    »Wenn es der Straßenverkehr zuläßt, schon.«
    »Gut. Dann sagen wir eben in eineinhalb Stunden.«
    »Wirst du auch dort sein, Dorian?«
    »Nein. Don ist bei mir, und wir wollen noch einiges besprechen.«
    »Dann bis morgen also!«
    »Ja. Da ist noch etwas, Liebling. Sagt dir der Name Black Sabbath etwas?«
    Coco schwieg einige Sekunden, dann meldete sie sich wieder. »Die Bedeutung des Begriffes ist klar, aber ich nehme an, daß du etwas anderes meinst. Vielleicht einen Hexenklub, der so heißt?«
    »Das könnte es sein!« rief Dorian und schnalzte mit dem Finger. »Was weißt du darüber?«
    »Als du mich vor einigen Tagen ausschicktest, all jene Klubs genauer unter die Lupe zu nehmen, die sich mit Hexenkult und Schwarzen Messen befassen, war das eine Pleite. In letzter Zeit sind diese Klubs wie Pilze aus dem Boden geschossen, aber die Vorgänge, die sich dort abspielen, haben mit wirklichem Hexenkult nichts zu tun. Es handelt sich meist um Jugendliche, die des Rauschgifts überdrüssig sind und nach anderer Freizeitgestaltung suchen. Manchmal kommt es schon zu Orgien, aber das ist höchstens etwas für Voyeure und fällt nicht in unser Interessengebiet. Bei einem meiner Streifzüge fiel auch der Name Black Sabbath.«
    »Und – hast du die Adresse erfahren?«
    »Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert, weil ich mir nichts davon versprach, aber ich kann es nachholen.«
    Dorian sah, wie ihm Chapman ein Zeichen gab, und sagte: »Nicht nötig. Don wird sich darum kümmern. Das wäre dann alles. Bis morgen also!«
    Dorian hängte ein und wandte sich an Hayward. »Vergessen Sie nicht, daß Sie in eineinhalb Stunden vor dem Starklub eine Verabredung mit einer jungen Dame haben. Sie ist zweiundzwanzig Jahre alt, ein Meter und siebzig groß, hat schwarzes Haar und dunkelgrüne Augen. Wahrscheinlich trägt sie einen schwarzen Ledermantel mit weißem Pelzkragen.«
    »Wird sie Phillip wirklich helfen können?« fragte Hayward besorgt.
    »Sie kann die Dämonen zumindest in Schach halten«, antwortete Dorian. »Deswegen können Sie beruhigt sein. Machen Sie sich keine Gedanken. Morgen werden
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