Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0309 - Der Horror-Alchimist

0309 - Der Horror-Alchimist

Titel: 0309 - Der Horror-Alchimist
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
an. »Tote können Sie nicht einfach erschießen. Da müssen andere Mittel her!«
    Das schien auch der Kommissar allmählich einzusehen.
    »Okay«, murmelte er und rannte wankend den Korridor entlang.
    Zamorra sah ihm nach, bis er hinter der Biegung verschwunden war.
    Hinter ihm trommelte untotes Fleisch gegen das Metalltor.
    Der Parapsychologe spürte, wie sich die Erschütterungen durch seinen eigenen Körper pflanzten, mit dem er immer noch dagegen lehnte.
    »Aha«, seufzte er. »Man ist höflich. Man klopft an, um eingelassen zu werden…«
    Aber er dachte nicht daran, den Killern Tür und Tor zu öffnen. Er wartete auf Hartlaubs Rückkehr. Und er hoffte nur, daß er nicht zu lange warten mußte. Das Türschloß machte keinen allzu vertrauenerweckenden Eindruck. Und die Attacken der Zombies, die von innen dagegen stürmten, wurden immer energischer…
    ***
    Ihre Sinne explodierten!
    Vom Magen aus war das unglaubliche Gefühl in ihr emporgestiegen, hatte sich erst langsam, dann ruckartig über ihren ganzen Körper ausgebreitet. War in ihr Blut eingedrungen, durch die Organe geströmt, durch Herz, Nieren und Hirn, und nun schien es ihre Wahrnehmungsfähigkeit auseinandersprengen zu wollen…
    Bewußtseinserweiterung !
    Eine Droge, dachte sie verschwommen und kaum mehr fähig, sich auf diesen einen Gedanken zu konzentrieren. Von allen Seiten stürmten eine Unzahl von Eindrücken, Gerüchen, Lauten und Bildern auf sie ein.
    Ihr Blick in den realen Raum trübte sich, verwischte.
    Das Kellerlaboratorium.
    Cagliostro.
    Die beiden Untoten.
    Der Verwachsene.
    Nicole glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Was habe ich bloß getan? dachte sie fassungslos. Was habe ich getrunken? Dieses Teufelszeug…
    Der Becher war geleert. Der Inhalt befand sich in ihrem Magen und hatte bereits den Weg in ihre Blutbahn gefunden. Die Auswirkungen bekam sie nun zu spüren.
    Elixier des Lebens, dachte sie. Großer Gott im Himmel… es bringt mich um, zerreißt mich!
    Unsterblichkeit.
    Fühlte man sich so als Unsterbliche?
    Er hat mich hereingelegt! War der allesbeherrschende Gedanke in ihr. Ich sterbe. Das Gift bringt mich um. Es frißt meine Seele, verwandelt mich in ein willenloses Werkzeug dieses Wahnsinnigen!
    Aber dann - schlagartig - klärte sich ihr Bewußtsein, hörte der Raum um sie herum auf, sich zu drehen und ihre Sinne zu verwirren.
    Ihr Wahrnehmungsvermögen blieb sensibilisiert, wie sie es nicht kannte, doch nun gelang es ihr allmählich, sich darauf einzustellen, damit umzugehen.
    Es war, als wäre sie ein Leben lang blind gewesen und könnte nun plötzlich sehen.
    Als hätte eine Taube ihr Gehör wiedererlangt!
    Waren das die dauerhaften Auswirkungen der Droge, die Cagliostro ihr eingeflößt hatte?
    Und das ewige Leben… Sollte sie nun tatsächlich unsterblich sein?
    Der Gedanke war viel zu phantastisch, um wahr sein zu können.
    Oder?
    Sie versuchte sich von dem sinnlosen Rätselraten freizumachen.
    »Cagliostro!« rief sie.
    Der Alchimist war verschwunden.
    Mit den beiden Zombies und dem Verwachsenen.
    Nicole war allein im Kellerlabor!
    Die Tür stand offen. Der Weg nach oben in den Hof war unbewacht.
    Flieh! schrie eine Stimme tief in Nicoles Innerem. Das ist deine Chance. Versuche zu entkommen.
    Die Französin setzte sich in Bewegung.
    Aber dann blieb sie plötzlich wieder stehen, als ihr die Worte des Alchimisten ins Gedächtnis kamen. Seine Antwort auf ihre Frage nach den Nebenwirkungen des Elixiers.
    Es tötet Verräter ! hatte er gesagt.
    Und das, was sie gerade tun wollte, war Verrat an Cagliostro.
    Allmächtiger, dachte Nicole. Was ist bloß los mit mir? Ich kann mich doch von dieser leeren Drohung nicht zurückhalten lassen! Zamorra…
    Wieder setzte sich die Französin in Bewegung.
    Aber nicht, um zu fliehen.
    Ruhig, beherrscht verließ sie das Kellerlabor und trat auf den Hof des Anwesens hinaus.
    Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war Mittag.
    Und Nicole wußte genau, wohin sie gehen mußte.
    Der Lord hatte sie gerufen!
    Der Herr des Dunklen Ordens!
    ***
    Die unsichtbare Burg kam ihm vor wie ein Gefängnis! Ruhelos irrte Merlin durch die Korridore seines Stützpunktes. Den Saal des Wissens, diesen Raum hinter der Zeit, mit all seinem gesammelten Wissen aus Jahrtausenden, wagte er kaum noch zu betreten. Zu deprimierend war jedesmal das, was ihm die Bildkugel zeigte.
    Bilder, die nach Wahrscheinlichkeit errechnet waren, aber ebenso gut völlig danebenliegen konnten. Er hatte Nicole in drei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher