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0307a - Marionetten des Satans

0307a - Marionetten des Satans

Titel: 0307a - Marionetten des Satans
Autoren: Marionetten des Satans
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Das Mädchen hatte den Kopf zwischen den Händen vergraben.
    Veranazzo beschäftigte sie eben damit, die Trommel seines Colts neu durchzuladen. Jetzt war er fertig, ließ die Trommel einmal rotieren und stoppte sie dann mit dem Daumen. Er beugte sich vor.
    »He, Cotton«, schrie er. »Die zehn Minuten sind um. Wie lautet deine Antwort?«
    Ich nahm das Gewehr von der Schulter und ließ ein Gasprojektil in die Verschlusskammer gleiten. Es klickte leise, als ich den Hebel umlegte. Ich überzeugte mich davon, dass sie entsichert war und hob die Waffe.
    Unruhig sah Veranazzo auf.
    »Cotton, ich warte auf deine Antwort«, schrie er. Und dann sah er hoch. Es war wohl ein Instinkt, der ihn gewarnt hatte. Im nächsten Augenblick riss er den Revolver hoch und drückte ab.
    Ich hatte das Mauerwerk dicht über seinem Kopf anvisiert; ein großer weißer Stein schien mir besonders geeignet. Mit leisem Plopp verließ das Projektil den Lauf und zerschellte über Veranazzo. Seine Kugel pfiff unschädlich an mir vorbei. Im nächsten Augenblick brodelte dichter Qualm empor und hüllte Veranazzo und das Mädchen ein. Ich stellte das Gewehr ab und ließ mich vorsichtig an der Innenseite der Mauer herunter. Der Fall war ausgestanden.
    Dachte ich.
    In dem leisen Luftzug, der hier oben herrschte, wurde das Gas rasch vertrieben, ich sah die beiden reglosen Gestalten am Boden liegen. Ich machte einen Bogen, um nichts von dem Zeug abzubekommen, und als ich sicher war, dass die Luft rein war, ging ich hinüber. Ich beugte mich über Veranazzo und erstarrte.
    Der Gangster sah mich mit offenen Augen an, den Mund zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Seine Waffe zeigte genau auf meinen Magen.
    »Pech gehabt, Cotton«, sagte er, »damit hast du wohl nicht gerechnet.«
    Ich starrte ihn überrascht an. Meine Beretta steckte nutzlos in der Schulterhalfter. Sollte es ihm in letzter Minuten gelingen, das Blatt zu wenden? Das durfte nicht sein. Aber wie hatte er es geschafft, dass das Gas bei ihm nicht wirkte?
    »Davon hat dir dein Freund Frazer wohl nichts gesagt«, sagte er höhnisch. »Es gibt eine Injektion, mit der man gegen das Gas immunisiert werden kann. Die Armee hat das Zeug entwickelt, weil es erlaubt, ohne Gasmaske vorzugehen. Und ich habe mir eine solche Injektion verpasst, getreu dem Grundsatz, immer wachsam zu sein. Wie sich jetzt herausstellt, hatte meine Vorsorge ihren Sinn.«
    Seine Stimme wurde hart: »Du wirst jetzt dem krummbeinigen Capitano verraten, was passiert ist, und dass ich jetzt zwei Geiseln habe. Ich verlange freien Abzug. Ich werde hinter dir gehen, bei der geringsten falschen Bewegung drücke ich ab.«
    »Spar dir deine Worte«, sagte ich. »Du weißt genau, dass ich mich auf so etwas nicht einlasse. Du kannst einen FBI-Mann nicht als Geisel verwenden, keiner kann das. Du hast nur eine Chance und die ist: ergib dich.«
    Er sah mich aus schmalen Augen an.
    »Ist das dein letztes Wort?«
    Ich nickte. Ich hatte keine andere Wahl. Es ist bei uns immer möglich, dass wir einmal in aussichtlose Situationen geraten; für diesen Fall haben wir feste Grundsätze. Kein Gangster kann einen FBI-Mann als Geisel benutzen. Er kann ihn umbringen oder laufen lassen, und er muss wissen, dass er gnadenlos gejagt wird wenn er ihn umbringt. Mehr Zugeständnisse gibt es nicht.
    Wenn wir aber an einen Mann geraten, der schon so gnadenlos gejagt wird, dass diese Aussicht ihn nicht mehr erschreckt, haben wir nichts mehr in der Hand. Dann müssen wir ihn gewähren lassen, wenn wir nicht eingreifen können. Aber eines scheidet immer aus, Zugeständnisse. Ich nahm an, dass Rodriguez freien Abzug gewähren würde, wenn ich ihm sagte, was passiert war. Aber ich wollte ihn nicht in diese Verlegenheit bringen. Er müsste seine Entscheidung selbst treffen, ohne Rücksicht auf mich.
    »Das ist Pech«, sagte Veranazzo höhnisch. »Es ist schön, wenn man ein Berufsethos hat. Aber es kann auch seine Nachteile haben. Ich habe nur einen Grundsatz, und der ist, keine Grundsätze zu haben. Damit habe ich es weit gebracht.«
    »Ja«, sagte ich, »so weit, dass fünftausend Dollar auf deinen Kopf ausgesetzt sind.«
    »Genug«, knurrte er. Ich sah, wie seine Augen sich verengten, wie sein Zeigefinger sich langsam um den Abzugshahn krümmte. Ich spannte alle Muskeln an. Es war hoffnungslos, aber es war immer noch besser als dazusitzen und nichts zu tun.
    Und dann hechtete ich vorwärts, und gleichzeitig dröhnte der Schuss los, aber bevor ich ihn erreicht hatte,
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