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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold
Autoren: Jason Dark
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fuhren.
    Es waren die Schmuggler, die in der Nacht durch den Golf kreuzten und die heiße Ware in den Bäuchen ihrer Schiffe versteckt hielten.
    Rosa Beluzzi hatte es plötzlich sehr eilig. Geduckt rannte sie den Weg wieder zurück, erreichte das Loch im Zaun und wand sich diesmal ohne Schwierigkeiten hindurch.
    Ihre Gedanken beschäftigten sich ununterbrochen mit dem Fund der Waffe, und sie dachte auch darüber nach, woher der Dolch gekommen sein konnte. Hatte ihn jemand einfach in die Teermasse hineingeworfen, oder stammte er von anderen Wesen oder Personen?
    Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen glaubte die alte Frau an Dämonen und Geister. Sie war sicher, daß es außer der normalen noch andere Welten gab.
    Welten, die hinter der sichtbaren lagen.
    Vielleicht stammte der Dolch von dort. Vielleicht hatte die Erde von den anderen Besuch bekommen.
    Möglich war alles.
    Trotz ihres ungewöhnlichen Berufes und trotz ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten war Rosas Leben bisher ziemlich regelmäßig und in normalen Bahnen verlaufen. Sie glaubte jetzt daran, daß sich dies schnell ändern konnte. Fest nahm sie sich vor, das Geheimnis dieser seltsamen Waffe zu lüften.
    Rosa Beluzzi atmete schnell, denn sie hatte sich zu sehr beeilt und ruhte sich am Fuße der Treppe ein wenig aus, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Als sie weiterging, zog sie sich am Geländer in die Höhe. Der alte Pietro hatte noch auf sie gewartet und stellte sich vor der letzten Stufe breitbeinig hin.
    »Da bist du ja wieder«, sagte er.
    Rosa nickte.
    Als sie näher kam, trat Pietro zur Seite. Schnüffelnd zog er seine Nase hoch. »Du stinkst nach Teer«, stellte er fest.
    »Möglich.«
    »Nein, Rosa, es stimmt.« Der Mann schaute sie von der Seite her an. »Warst du an der Grube?«
    »Ja.«
    Pietro kam näher und blies Rosa wieder eine Weinfahne ins Gesicht. »Was hast du denn da gewollt?«
    »Ich habe Ratten gezählt.«
    Der Alte kicherte. »Ja, das traue ich dir zu. Oder hast du nach den Kindern gesucht?«
    »Nein. Sie sind tot, und man hat sie begraben. Alle vier. Kannst du dich daran nicht mehr erinnern?«
    »Doch, schon, aber man hat ihre Mörder noch nicht gefunden, falls sie nicht von selbst…«
    »Was soll das heißen, Pietro?« fuhr Rosa den Mann an.
    Der trat einen Schritt zurück und hob abwehrend die Arme.
    »Nichts, Rosa, nichts.«
    »Dann halte dich auch geschlossen und sauf deinen Sprit weiter.«
    Nach diesen barschen Worten ließ Rosa den Mann stehen und ging davon.
    Pietro starrte ihr nach. »Alte Ziege!« flüsterte er, »aber ich kriege dich noch, warte nur…« Er murmelte noch etwas, holte die Flasche aus seinem Mantel hervor, kippte sie und ließ den Wein in seine Kehle rinnen. Jetzt ging es ihm besser.
    Rosa hatte mittlerweile ihr kleines Haus erreicht und drückte die Tür auf. Sie mußte noch zwei Stufen nach unten lochen, um den Wohnraum zu erreichen.
    Es war angenehm warm. Dafür sorgte das Feuer eines kleinen Ofens, der in einer Ecke stand.
    Der Ofen besaß ein Guckfenster, hinter dem die Glut wie ein rotes Auge leuchtete.
    Sofa, Schrank, Tisch, Stühle, das alles war im Zimmer vorhanden.
    Und viel Nippes und Edelkitsch.
    Kleine Püppchen, gestickte Decken, eine kleine Schar von Engeln, die Trompete bliesen.
    Hinzu kamen Heiligenbilder, die an den grau gestrichenen Wänden hingen. Links von der Tür war eine Öffnung in der Mauer.
    Mit einem Vorhang war sie abgedeckt worden. Dahinter lag die Schlafkammer. So eng, daß sie nur ein Bett faßte und eine kleine Kommode, auf der ein Talglicht stand, denn elektrisches Licht gab es in der Kammer nicht, nur im Vorraum.
    Die Leitungen liefen noch über die Wand, aber unter dem kleinen Fenster entlang, rechts neben der Tür.
    Rosa Beluzzi schloß die Tür und drehte sogar den Schlüssel herum. Sie wollte nicht mehr gestört werden, legte ein wenig Holz nach und stocherte den Ofen stärker an.
    Danach nahm sie auf der alten Couch Platz. Den Dolch legte sie vor sich auf den Tisch.
    Das Kopftuch hatte sie abgenommen. Ihre Augen leuchteten, als Rosa die Waffe betrachtete. Sie war fest davon überzeugt, ihr das Geheimnis entlocken zu können…
    ***
    In weniger als einer Sekunde nahm ich das Bild in mir auf. Es war ein widerliches, glitschiges Etwas, das sich aus dem Wasser erhoben und auf die Bordwand geschlagen war. Eine Mischung aus Schwimmflosse und Kralle, die grünblau schimmerte und spitze Nägel in die Bordwand hineingeschlagen hatte.
    Ich schaute tiefer. An der Flosse hing
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