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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold
Autoren: Jason Dark
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ein Arm. Von einem schuppigen Gespinst umgeben, das an einer Schulter endete.
    Mehr bekam ich nicht zu sehen. Jemand faßte mich an der Schulter und schleuderte mich nach vorn.
    Ich verlor den Halt.
    Noch in der Luft vernahm ich Sukos Schrei, dann klatschte ich wieder in die Fluten, die über mir zusammenschlugen. Die Lippen preßte ich fest zusammen, da ich kein Wasser schlucken wollte.
    Vor meinem geistigen Auge schwebte noch immer das Bild dieses Monstrums, und ich schüttelte mich trotz der Schwimmbewegungen. Was da im Wasser lauerte, mußte grauenhaft sein.
    Noch tiefer stieß ich.
    Die Kleidung hatte sich wieder mit Wasser vollgesaugt. Sie wurde schwer und behinderte mich, deshalb kam ich nicht so rasch von der Stelle, aber ich wollte unter dem Boot hinwegtauchen, um an der anderen Seite wieder hochzukommen.
    Endlich tauchte der Schatten des Kiels vor meinen Augen auf.
    Mit zwei kräftigen Schwimmstößen brachte ich mich noch weiter dem Grund entgegen und tauchte unter dem Kiel hinweg, wobei ich Pech hatte und mit dem Rücken noch dagegen schrammte.
    Er war nicht glatt. Muscheln klebten an ihm, als wollten sie nie mehr loslassen. Sie besaßen scharfe Kanten. Wahrscheinlich ging auch ein Teil meiner Kleidung in Fetzen, was mich nicht weiter kümmerte, ich hatte nur mein Ziel vor Augen.
    Allmählich wurde mir die Luft knapp. Im Nacken spürte ich auch die Angst. Eigentlich wäre ich für das Monstrum eine leichtere Beute als die Männer auf dem Schiff gewesen, denn unter Wasser bewegte es sich bestimmt schneller als wir Menschen.
    Ich schoß in die Höhe. Mit den Beinen gab ich mir Schwung, bewegte sie regelmäßig, und es dauerte nicht mehr lange, bis mein Kopf die Wasseroberfläche durchstieß.
    Wie ein kleiner Korken kam ich mir vor. Weit riß ich den Mund auf, holte tief Luft, schleuderte mir das Haar aus der Stirn und schaute mich um.
    Zunächst hörte ich das Schreien. Übergroß sah ich die Bordwand vor meinen Augen in die Höhe ragen. Eine MPi hämmerte. Diese Melodie kannte ich. Sie war trocken und hart, wobei sie stets den Tod mit sich führte.
    Auf Deck mußte die Hölle los sein, wahrscheinlich war es dem Monstrum gelungen, das Schiff zu erklimmen, und die Banditen schossen, was die Läufe hergaben.
    Ich dachte an Suko und Mandra, die sich ebenfalls noch auf dem Schiff befanden. Hoffentlich passierte ihnen nichts.
    Der Kahn schwankte. Eine Welle packte mich und schob mich noch näher an die Bordwand heran. Ich hatte Glück im Unglück und bekam ein über die Reling hängendes und bis ins Wasser reichendes Tau zu fassen, an dem ich mich festklammern konnte.
    Kaum hatte ich das getan, als plötzlich zwei Köpfe neben mir auftauchten.
    Suko und Mandra!
    Beide hatten den gleichen Gedanken gehabt wie ich, und zu dritt hielten wir das Tau fest.
    »Was war los?« fragte ich.
    »Das muß ein Meermonster gewesen sein«, erklärte mir der Inspektor und spie Wasser aus.
    »Es ist der, den wir suchen«, bemerkte Mandra.
    »Ist es auf dem Schiff?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Und?«
    Der Inder schüttelte den Kopf. »Wir haben nichts mehr sehen können. Es scheint aber zu wüten.«
    »Dann sehen wir uns die Sache mal an«, schlug ich vor und stemmte mich aus dem Wasser, wobei ich das Tau noch festhielt, die andere Hand jedoch um die Reling schlagen konnte.
    So hatte ich einigermaßen Halt gefunden, und es gelang mir, an Deck zu klettern.
    Suko und Mandra folgten, während ich mich bereits umschaute und sofort zu Boden hechtete, denn das Mündungsfeuer der Waffen war nicht dazu angetan, meine Laune zu steigern.
    An Deck herrschte Chaos. Die Banditen hatten sich auf die Planken geworfen und suchten hinter zahlreichen Gegenständen Deckung. Für sie gab es nur ein Ziel.
    Das Monstrum!
    Zum erstenmal sah ich es aus der Nähe, denn es geriet in den Lichtschein einer Lampe.
    Mir stockte der Atem, denn so etwas hatte ich noch nie zu Gesicht bekommen.
    Es war eine Mischung aus Fisch, Mensch und Werwolf. Zum Glück hielt er sich so lange im Streulicht einer Lampe auf, daß ich ihn ziemlich deutlich erkennen konnte.
    Das Monstrum trug zerfetzte Kleidung. Der Unterkörper, das heißt Beine und Füße waren völlig normal und mit denen eines Menschen zu vergleichen. Schaute ich allerdings höher und sah den rechten Arm, dann mußte man das Menschsein schon revidieren.
    Kralle und Arm hatte ich bereits gesehen. Bis zur Schulter reichte das Schuppengeflecht, und was danach kam, war ein Schädel, der zwar noch ein menschliches
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