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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold
Autoren: Jason Dark
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Widerstand entgegen, und sie befürchtete, daß der Stock brechen konnte.
    Mit der linken Hand stützte sich die Frau am Rand der Grube ab.
    Nur schwerfällig geriet die Masse in Bewegung, und der Atem drang keuchend über Rosas Lippen.
    Sie atmete die kalte Luft ein. Der Gestank kratzte in ihrem Hals.
    Eigentlich war es Wahnsinn, hier in der Nacht zu hocken und in der Teergrube herumzuwühlen, aber sie hatte die Warnung genau verstanden.
    Die Bestie kam zurück, das Untier lag auf der Lauer, und es mußte gestoppt werden, bevor es Menschenleben vernichten konnte.
    Rosa wollte dabei mithelfen.
    Plötzlich zuckte sie zusammen.
    Der Stock war auf Widerstand gestoßen. Etwas mußte sich in der Masse befinden, das vielleicht nicht hineingehörte und trotz der Zähigkeit seiner Umgebung nicht bis auf den Grund gesunken war.
    Sie rührte weiter, der Widerstand blieb, und da der Stock keine Haken besaß, mußte sie versuchen, den Gegenstand mit der Hand aus der Masse zu holen.
    Rosa Beluzzi streckte den Arm aus. Sie tunkte ihre rechte Hand in die Masse hinein, bewegte schwerfällig die Finger durch den widerlich zähen Brei und führte die Hand nahe an den Stock heran, denn in seiner unmittelbaren Umgebung befand sich auch der Gegenstand.
    Rosa beugte sich noch weiter vor, bewegte die Finger – und hatte das Glück des Tüchtigen.
    Sie fühlte etwas.
    Jetzt griff sie zu.
    Ihre Finger umklammerten etwas Längliches, das Ähnlichkeit mit dem Stock aufwies, den sie sich gesucht hatte.
    Langsam, damit auch nichts mehr passierte, zog die alte Frau ihre Hand aus der zähen Masse, die sie weiterhin festhalten wollte, aber Rosa war stärker.
    Sie bekam die Hand frei.
    Im ersten Augenblick konnte sie nicht erkennen, was sie da zwischen den Fingern hielt, denn Teer und Schlamm bedeckten auch den Gegenstand.
    Sie mußte das Zeug erst abtropfen lassen, wischte selbst mit einem Tuch nach und bekam große Augen.
    Damit hätte sie nicht gerechnet, nein, auf keinen Fall.
    Es war ein Dolch, den Rosa Beluzzi aus der Teermasse geholt hatte!
    Sie saß am Rand der Grube und schüttelte den Kopf. Vor ihren welken Lippen dampfte der Atem. Die Haut zitterte, sie spürte das Klopfen ihres Herzens und starrte die Waffe an, wie einen Gegenstand, der von einem Außerirdischen bei der Landung mitgebracht worden war.
    Die Frau kannte Dolche, auch wenn diejenigen mehr als Stilette zu bezeichnen waren. Zumeist trugen die Männer diese Waffen mit sich herum, aber dieser Dolch, den sie aus dem Teer geholt hatte, war etwas Besonderes.
    So einen hatte sie noch nie gesehen. Ein wirklich seltsamer Gegenstand. Sowohl die Klinge als auch der Griff unterschieden sich deutlich von den normalen Waffen.
    Die Klinge war ebenso schwarz wie die Teermasse, wenn nicht noch dunkler. Mit den Fingerkuppen strich sie vorsichtig über das Metall hinweg, spürte dessen Glätte und näherte sich dem Griff der Waffe.
    Er war außergewöhnlich.
    Trotz der Verunreinigungen sah sie die Farbe. Der Griff leuchtete in einem satten, dunklen Rot, und es kam ihr vor, als hätte man ihn mit Blut gefüllt.
    Eine schaurige Vorstellung, jedoch nicht so weit von der Hand zu weisen, denn in dem Griff bewegte sich etwas.
    Darin befand sich ein sogenannter Fluss.
    Er setzte sich aus Schlieren zusammen, die von unten nach oben liefen und die Umrisse des Griffs genau nachzeichneten. Rosa betrachtete die Waffe mit großer Skepsis. Gleichzeitig begann sie zu überlegen und kam zu dem Entschluß, hier ein wirklich außergewöhnliches Stück in der Hand zu halten.
    Gut, es war ein Dolch, aber kein normaler. Der mußte irgendeine Bedeutung haben, da war sie sich sicher. Nicht umsonst hatte sie den Weg an diese Abfallgrube geführt, er war ihrer Meinung nach genau vorgezeichnet gewesen, und sie hatte auch gespürt, daß diese Nacht irgendwie anders als die gestrige oder die davor war.
    Sie betrachtete den Fund der Waffe als einen Wink des Schicksals. Einer Eingebung folgend, riß sie den Dolch an sich und verstaute ihn unter ihrem Mantel.
    Das war erledigt.
    Tief atmete die alte Frau durch. Vom langen Hocken war sie steif geworden und hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Die Knochen wollten nicht mehr so recht, aber sie durfte nicht schlappmachen, sondern mußte durchhalten.
    Bevor sie ging, warf sie noch einen Blick nach vorn. Hinter der Kippe begann das Meer, nur durch einen schmalen Weg von dem Gelände getrennt. Obwohl sie keine Lichter entdeckte, war sie dennoch sicher, daß Schiffe
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