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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold
Autoren: Jason Dark
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Claudia wurde es nur mehr ein Stolpern, und sie wunderte sich selbst, daß sie sich auf den Beinen halten konnte.
    Während sie schwankend ging, die Arme halb erhoben hatte und die Schmerzen sie fast auffressen wollten, hatte sie den Kopf gedreht und schaute auf ihre Tante.
    Sie schien besessen zu sein, denn sie stand da und schüttelte den Kopf. Gleichzeitig drang über ihre Lippen ein hohes Lachen, wie bei einer Wahnsinnigen.
    »Warum?« ächzte Claudia. Sie konnte nicht mehr normal sprechen, zu groß waren die Schmerzen, und als sie ihren Blick senkte, sah sie das Blut, das aus der Wunde an ihrer schwarzen Kleidung nach unten rann. »Warum denn nur?«
    »Alle sterben!« kreischte die Alte. »Alle sterben. Das ist die Nacht der langen Messer. Ich sorge dafür, ich…«
    Da fiel Claudia nach vorn. Die Kraft hatte ihren Körper verlassen, Schwindel packte sie, plötzlich drehte sich alles vor ihren Augen, die Wände wurden zu Kreiseln, und eine Sekunde später kippte Claudia nach vorn.
    Sie fiel auf den Durchgang zur Kammer zu, aus dem in diesem Augenblick ein Mann trat.
    John Sinclair!
    Obwohl Mandra am Boden lag, hatte er das Schreckliche mitbekommen. Rosa Beluzzi hatte seine Waffe auf ihre Nichte geschleudert und diese auch getroffen.
    Ob sie tödlich erwischt worden war, wußte er nicht zu sagen, jedenfalls steckte die schwarze Klinge in ihrer Brust, aber noch konnte sich La Bandita auf den Beinen halten.
    Nahezu fasziniert beobachtete sie den torkelnden Gang ihrer Nichte, und an Mandra dachte sie nicht.
    Sie würde aber wieder an ihn denken, das wußte auch der Inder, und er mußte ihr zuvorkommen.
    Zwei Dolche besaß er, einen davon hatte er gezogen. Mandra lag auf dem Rücken, eine schlechte Wurfposition, doch durch die Verletzung konnte er sich nicht auf- und abstützen.
    Er mußte die Waffe im Liegen schleudern.
    Das tat er auch.
    Mandra Korab verspürte keine Gewissensbisse. Er hatte hier eine brutale Mörderin vor sich. Bevor sie ein noch größeres Unheil anrichtete, mußte er sie stoppen.
    »Rosa Beluzzi!«
    Sie hörte die Stimme des Inders, ihr wurde plötzlich einiges klar, und sie duckte sich. Jetzt besaß sie keine Waffe mehr, mußte der Bestie den Befehl geben, doch Mandra hatte den Dolch bereits geschleudert.
    Und er traf.
    Rosa Beluzzi zuckte in die Höhe. Die Mörderin blieb starr stehen, hielt die Arme gereckt und konnte nicht fassen, daß sie der Dolch in der Körpermitte getroffen hatte. Aschgrau wurde sie im Gesicht, als sie sich langsam drehte, Mandra noch einmal anstarrte und nicht so recht begreifen konnte, was mit ihr geschehen war.
    Mandras linke Hand hatte Rosa erwischt, doch sie selbst war härter getroffen worden.
    Der Tisch hielt sie auf.
    Sie fiel dagegen, rutschte ab und versuchte vergeblich, den Kopf zu drehen und Blickkontakt mit dem Monster zu bekommen. Ihr Gewicht war zu stark, die Kraft nicht mehr vorhanden, so sackte sie zusammen und fiel.
    Dicht neben Mandras Füßen blieb ihr Kopf liegen. Die Hände hielt sie gegen die Brust gepreßt, über ihre Lippen drang ein Röcheln, und auf italienisch formulierte sie einen Fluch gegen den Inder…
    ***
    Das alles hatte ich praktisch am Rande gesehen, denn ich mußte mich auf Claudia Corelli konzentrieren. Sie kippte mir genau entgegen.
    Ich sah den Dolch in ihrer Brust, das leichenblasse Gesicht erinnerte an das eines Gespensts, und über ihre Lippen floss ein Röcheln. Der Ausdruck auf ihren Zügen – eine Mischung aus Schmerz und Erstaunen – zeigte mir an, daß sie die Lage überhaupt noch nicht begriffen hatte.
    Aber ich wußte es.
    Bevor sie zu Boden prallen konnte, hatte ich sie abgefangen und legte sie vorsichtig nieder.
    Dann zuckte ich hoch, hörte hinter mir Sukos Stimme, kümmerte mich nicht darum, da ich die Bestie sah.
    Sie hatte bisher nicht eingegriffen, sondern alles den Menschen überlassen.
    Für die Dauer einer halben Sekunde trafen sich unsere Blicke. Sie bohrten sich förmlich ineinander.
    Bevor ich noch eingreifen konnte, zuckte das Untier herum. Claudia hatte die Eingangstür nicht geschlossen. Das nutzte die Bestie aus und war gedankenschnell verschwunden.
    Ich sah nur den Rücken, dann nichts mehr. Die Dunkelheit der Straße hatte sie verschluckt.
    Normalerweise wäre ich der Bestie nachgelaufen, das konnte ich in diesem Moment nicht riskieren. Zuviel war hier geschehen. Es hatte Verletzte gegeben, um die ich mich einfach kümmern mußte, denn Menschen waren in diesem Augenblick wichtiger.
    Vorsichtig legte
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