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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold
Autoren: Jason Dark
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noch keine Antwort bekommen hatte.
    Als ein Schüttelfrost den Körper der Frau durchströmte, bekam Mandra Korab einen Schreck. Er glaubte, daß es jetzt aus war, das jedoch stimmte nicht.
    Rosa Beluzzi erholte sich wieder, ihr Blick wurde sogar klar, und über ihre Lippen huschte ein flüchtiges Grinsen.
    »Wo, Rosa, wo?«
    »Komm näher, Inder!«
    Mandra Korab überlegte. War das nun ein Trick? Er wußte es nicht, doch er mußte das Risiko eingehen und beugte sich tief über das Gesicht der Frau, wobei er noch seinen Kopf drehte und das Ohr ihren Lippen entgegenhielt.
    »Ich werde dir Hinweise auf die vier anderen Dolche geben, Inder, damit du in dein Verderben rennst. Sie sind an folgenden Stellen verteilt. Hör genau zu…«
    Das tat Mandra auch. Selten in seinem Leben hatte er so scharf die Ohren gespitzt, und er bekam Informationen.
    Die schwerverletzte Frau redete stockend und gebrochen. Zwei Minuten ungefähr ließ sie sich Zeit. Mandra Korab hörte ihre Worte und hatte das Gefühl, in einen Abgrund versinken zu müssen. Was er da vernahm, war ungeheuerlich. Das konnte er kaum fassen.
    Sollten die restlichen vier Dolche tatsächlich dort versteckt sein, war es fast unmöglich, an sie heranzukommen.
    »Na, hast du alles verstanden?« flüsterte Rosa Beluzzi.
    »Das habe ich.«
    »Dann wünsche ich dir viel Spaß bei der Suche. Du wirst dich anstrengen müssen und anschließend einsehen, daß du es nicht schaffst. Wo die vier Dolche liegen, ist bisher kein Mensch hingekommen. Es sind verfluchte Orte. Grausame Stellen, wo das Chaos regiert, und nicht alle befinden sich auf der Erde. Nicht alle. Du wirst vielleicht in die Hölle müssen, und dort sehen wir uns dann wieder, Inder. Aber ich habe dort meinen Platz bekommen, während du in den ewigen Qualen dahinsiechen wirst.« Sie legte eine kleine Pause ein und fuhr erst danach fort. »Ja, so wird es sein. Luzifer gibt mir die große Chance. Ich werde sie mit beiden Händen ergreifen, darauf kannst du dich verlassen. Die Hölle ist nah. Sie ist mein Paradies. Ich spüre es, ich sehe es schon. Der Teufel wartet auf mich. Das Feuer, das ewige Feuer…«
    Mandra zuckte zurück.
    Das Gesicht der vor ihm liegenden Frau hatte sich auf schreckliche Weise verändert. Es schien eingefroren zu sein. Auf den Zügen zeichnete sich kein Leben mehr ab. Mandra hatte schon Sterbende erlebt, denen man einen Blick in den Himmel gestattet hatte, hier war es genau umgekehrt.
    Rosa Beluzzi schaute in die Hölle.
    Für sie mußte es ein herrliches Gefühl sein. Wie bei einem normalen Menschen, wenn er die Pforte zum Paradies sieht.
    Nur klärte sich ihr Gesicht nicht auf. Das Gegenteil trat ein.
    Schatten wanderten über die bleiche Haut und zeichneten ein Muster auf das Gesicht. Woher sie kamen, wußte Mandra nicht, aber Luzifer forderte seinen Tribut. Lange genug hatte ihm diese Frau gedient. Nun holte er sie zu sich.
    Die Schatten vermehrten sich.
    Sie begannen schneller und hektischer zu tanzen, und Rosa riß den Mund weit auf.
    Mandra starrte in eine dunkle Höhle.
    Sie war gefüllt.
    Rauch drang aus der Mundöffnung. Von graugrüner Farbe und widerlich stinkend.
    »Ich komme…«, röchelte die Frau. »Satan und Luzifer, ich werde zu euch kommen …«
    Ihre letzten Worte.
    Dann hatte die Hölle sie geholt!
    Mandra schauderte zusammen, als er in das schreckliche Gesicht der Frau starrte. Es war zu einer grauen Maske geworden. Kein Leben mehr, alles war erstarrt. Der Inder bewegte vorsichtig seine Hand, spreizte die Finger und fühlte über die Haut.
    Hastig zuckte er zurück.
    Das war keine Haut mehr. Mandras Finger waren über Stein geglitten. Oder ein Material, das mit dem zu vergleichen war.
    Er drückte gegen die Stirn.
    Und stieß durch.
    Plötzlich zerbröckelte die obere Hälfte des Kopfes. In das Loch fielen die einzelnen Stücke hinein, und Mandra stellte entsetzt fest, daß der Schädel innen ausgehöhlt und leer war.
    Die Hölle hatte zugeschlagen und ihren Diener geholt. Zurück blieb eine leere Hülle.
    Mit einem Ruck zog Mandra den Dolch aus der Brust der Toten und steckte ihn in die Scheide.
    Der Toten gönnte er keinen Blick mehr. Sie sah einfach zu schrecklich aus.
    Mandra stand auf.
    Erst jetzt, als die Anspannung ein wenig nachgelassen hatte, spürte er die Schmerzen wieder. Man schien seinen Arm in glühende Lava getaucht zu haben, und er mußte die Zähne hart zusammenbeißen, um nicht zu stöhnen.
    Mandra hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Der
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