Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
tun.
    Schon während der Bewegung hatte er seinen Blick nach vorn gerichtet und schaute in das Gesicht der schwer verletzten Rosa Beluzzi. Sie hatte es hart erwischt. Mandra hatte sie eigentlich nicht töten und nur ausschalten wollen. In der Eile war es ihm nicht gelungen, so genau zu zielen. Der Dolch war tief in die Brust der Frau hineingefahren, und zwar an der Seite, wo auch das Herz schlug.
    Das war die große Tragik.
    Mandra drehte sich nach rechts. Er kroch auf Rosa Beluzzi zu, sah ihre geöffneten Augen und entdeckte auch noch das Leben in ihnen. Sie war nicht tot.
    Neben ihr blieb Mandra knien. Auf die rechte Hand stützte er sich, die linke war umwickelt. John Sinclair hatte den Verband ziemlich fest angelegt, denn die Wunde blutete stark.
    Darauf achtete Mandra im Augenblick nicht. Er hoffte nur, daß die Verletzung so rasch wie möglich genäht werden konnte, aber zuvor mußte ihm diese Frau noch etwas sagen.
    Der Inder sprach sie an. »Hören Sie mich, Rosa?«
    Ihre Augenlider flackerten. Mehr nicht.
    »Bitte«, fuhr Mandra fort. »Sagen Sie es mir. Ich weiß, daß Sie mich hören. Oder können Sie nicht sprechen?«
    »Doch«, krächzte sie.
    Mandra war beruhigt. »Jetzt weiter«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Sie wissen Bescheid, wo sich die anderen vier Dolche befinden. Ich muß sie haben. Sagen Sie es mir.«
    »Weshalb?«
    Jetzt sagte ihr Mandra die reine Wahrheit. »Weil Sie nicht mehr lange zu leben haben.«
    Ein leises Lachen drang über ihre Lippen. »Die Hölle wird mich aufnehmen. Ich habe ihr lange genug gedient. Ich gehe mit Freuden, um zu denen zu eilen, die sich im Kreis der ewigen Verdammnis bewegen. Ich habe meine Aufgabe erfüllt.«
    »Und ich werde die restlichen Dolche finden!«
    »Wie denn?«
    »Das wirst du mir sagen.«
    »Nein, Inder, nie!«
    Mandra war verzweifelt. Bisher hatte er riesiges Glück gehabt, daß er drei der sieben verschwundenen Dolche hatte finden können. Dieses Glück würde ihm nicht immer zur Seite stehen, da war er Realist genug. Er brauchte Informationen. Da die Wahrsagerin Kontakt mit der Hölle aufgenommen hatte, wußte sie vielleicht mehr. Luzifer hatte ihr zur Seite gestanden, sie vielleicht auch mit Informationen versorgt, und die wollte ihr Mandra hervorlocken.
    »Wo sind die anderen Dolche? In der Nähe, oder befinden sie sich woanders? Sagen Sie doch etwas!«
    Trotz ihrer Verletzung schaffte es die Frau, ein kicherndes Lachen auszustoßen. »Ich weiß, daß du sie haben willst, aber Luzifer hat dafür gesorgt, daß man sie nicht so leicht findet. Bisher war es einfach gewesen, aber das Schwere steht dir noch bevor. Du wirst es nicht schaffen, Inder.«
    »Dann kannst du mir ja sagen, wo ich suchen muß, wenn ich schon bei der Suche sterben soll.«
    »Du willst mich reinlegen, Inder!« flüsterte sie.
    »Nein, das nicht. Nur nutzt es dir nichts mehr. Sag mir endlich, was mit den vier Dolchen los ist. Wenn ich sie nicht suche, gerate ich auch nicht in die Gefahr, getötet zu werden, und du hast deinen Triumph nicht bekommen.«
    »Das ist wahr.«
    Diese Antwort war für Mandra Korab ein gewisser Hoffnungsschimmer. Vielleicht hatte er sie bekehrt.
    Noch drang Atem aus dem Mund der Sterbenden. Aber er war schwächer geworden und auch röchelnder. Es war zu erkennen, daß sich die Frau nur noch mit letzter Kraft am Leben hielt. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, dann war ihr Faden abgeschnitten.
    »Sie sind weit verstreut!« hauchte Rosa Beluzzi. »Auf dieser Welt und doch nicht auf dieser Welt. Die Dolche haben viel bewirkt. Sie brachten es fertig und holten alte Magien oder alte Flüche wieder hervor. Was lange Zeiten geschlafen hatte, wurde durch die Ankunft der Dolche und deren Magie wieder erweckt. So war es mit der Bestie, so wird es mit anderen Dingen sein. Das Grauen ist nicht mehr zu stoppen. Luzifer hat dafür Sorge getragen.«
    »Hast du gesehen, wo die Dolche sind?«
    Nach dieser Frage verzog sich das Gesicht der alten Frau zu einem hämischen und gleichzeitig wissenden Lächeln. »Ja, ich habe vieles gesehen, sehr viel sogar. Luzifer hatte zu mir Vertrauen. Er gestattete mir einen Blick dorthin, wo er die Dolche…« Ausgerechnet jetzt unterbrach ein Hustenanfall die Worte der Frau. Das Blut sprühte von ihren Lippen, und Mandra spürte die Tropfen im Gesicht. Er wischte sie nicht einmal fort, sondern starrte nur Rosa an.
    Würde sie ihm die Informationen liefern, die er so dringend benötigte? Das war die große Frage, auf die er bisher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher