Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle

0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle

Titel: 0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Die Augenpaare hinter den Sehöffnungen der Masken registrierten die in dem Gestein eingebauten Fallen. Aber diese Fallen wurden nicht ausgelöst. Die magische Kraft der Dhyarra-Kristalle sorgte dafür.
    Nach einer Weile erreichten die beiden Ewigen ihr Ziel. Vor ihnen erhob sich ein mächtiges steinernes Portal, in das uralte Schriftzeichen eingelassen waren.
    Alpha trat neben die Tür und streckte die Hand aus, in eine Öffnung in der Wand. Ein paar faustgroße Insekten verließen fluchtartig ihr Versteck. Alphas Hand zerquetschte ein weiteres Insekt, als er nach dem verborgenen Hebel tastete und ihn nun bewegte.
    Ein leises Knirschen und Grollen aus weiter Ferne erklang.
    Dann bewegte sich das Portal. Zentimeterweise wurde es angehoben. Bei einer Höhe von etwa eineinhalb Metern ließ Alpha den Hebel los. Knirschend hielt die Steinplatte an und verharrte in dieser Stellung. Die beiden Ewigen schritten geduckt in den dahinter liegenden Raum. Alpha blieb etwas zurück und nickte seinem Gefährten zu.
    Betas Kommandokristall leuchtete etwas stärker. Eine Wolke aus flirrender Helligkeit löste sich aus dem Kristall und schwebte firrend und funkensprühend in die Mitte des dunklen Saales. Dort begann diese Wolke zu rotieren, immer schneller, rasender, bis sie sich zu einer Kugel aus Licht verdichtete, die plötzlich Blitze nach allen Seiten verschoß.
    Jeder dieser Blitze fand ein Ziel!
    Knirschend begannen sich verzierte Bodenplatten zu heben und nach seitwärts zu verschieben: Rechteckige Löcher entstanden im Boden. Und aus diesen Löchern erhoben sich Gestalten.
    Gestalten…?
    Nein! Das waren sie einmal gewesen, vor langer Zeit. Jetzt waren sie nur noch Knochengerüste. Skelette, die sich erhoben, die zu neuem, unheiligen Leben erwachten. Sie trugen zerschlissene, halb vermoderte weiße Kutten, die bei jeder Bewegung weiter zerfielen.
    Die Toten standen auf.
    Jene, die vor tausend Jahren in diesem Tempel gelebt und ihren Göttern gedient hatten, wurden jetzt zu einem zweiten Leben gezwungen. Zu einem Scheinleben, wie es fürchterlicher nicht sein konnte.
    Stumm tappten sie auf Beta zu, ihren Erwecker. Schreckerrçgende, bizarre Gestalten. Beta hob herrisch eine Hand. Sofort blieben die ehemaligen Tempeldiener, Priester oder was auch immer sie gewesen waren, stehen.
    »Geht nach oben«, befahl Beta. »Und haltet euch bereit, meine Befehle und die meiner Artgenossen zu befolgen.«
    Immer noch stumm gehorchten die Skelette und tappten davon. Sie traten unter dem hängenden Portal hindurch, tappten durch den Gang und die endlose Treppe hinauf.
    Alpha und Beta sahen sich an, dann folgten sie den Erweckten. Alpha streckte wieder die Hand in die Öffnung und betätigte den Hebel. Rumpelnd schloß sich das gewaltige Portal langsam wieder.
    Die Horde des Schreckens war erwacht.
    ***
    »Da hat sich jemand persönlich bemüht«, stellte Rob Tendyke fest. »Ich hatte gehofft, wir hätten es nur mit selbständig arbeitenden Fallen zu tun. Aber dann hätte der Kopf seinen Platz bestimmt nicht auf diesem Pfahl gefunden.«
    Mario Baroda war totenbleich. Tendyke konnte es ihm nachfühlen. Er hatte immerhin zuerst den Spanier bestimmt, vorauszugehen…
    Der Abenteurer versuchte Spuren zu entdecken. Wer immer hier gelauert hatte, mußte doch Zweige geknickt oder Eindrücke im Boden hinterlassen haben. Aber da war nichts dergleichen zu erkennen.
    Auch kein Blut.
    Tendyke hob die Brauen. Er wurde nachdenklich, ohne dabei aber die Umgebung zu vernachlässigen. »Wer macht weiter?« fragte er.
    Er sah sie nacheinander an, die »Wissenschaftler« der kleinen Expedition. Sie erwiderten seinen Blick nicht. Das Entsetzen war ihnen in die Glieder gefahren. Sie sahen einen der ihren tot vor sich, von Unbekannten ermordet…
    »Also gut, dann eben nicht.« Tendyke nahm die Machete wieder selbst. »Aber dann habe ich demnächst eine Runde frei.«
    Er begann wieder, einen Weg durch das Dickicht des Regenwaldes zu schaffen.
    Eine halbe Stunde später lichtete sich der Dschungel. Vor ihnen breitete sich eine Ebene aus, wie sie flacher nicht sein konnte. Dicht überwachsen, chaotisch. Dazwischen gepflasterte Straßen und Ruinen.
    Hinter den Ruinen erhoben sich heile Gebäude. Heller Stein, von Schlingpflanzen umrankt. Bäume und Sträucher reckten ihre Äste und Zweige in die Höhe, versuchten einen Teil der Gebäude zu verdecken, zu verbergen.
    »Ich glaube«, murmelte Tendyke, »wir sind da.« Er sah sich nach seinen Begleitern um.
    Mario Baroda
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher