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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen
Autoren: Edgar Wallace
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allgemeinen bei derartigen Ereignissen sehr ernst zu sein pflegte, den Schimmer eines Lächelns wahrzunehmen.
    »Wohin führt dieser Pfad, Inspektor?«
    »Zur weißen Villa, Mr. Smith.«
    »Und wer ist Mr. Jetheroe?«
    »Was er von Beruf ist, weiß ich nicht, nur daß er wissenschaftliche Artikel schreibt. Ein sehr ruhiger, netter Herr und ein Freund von Miss Handle.« Anscheinend war es dem Inspektor unbekannt, daß das junge Mädchen die Stieftochter des Ermordeten war und nicht seinen Namen trug, denn er schloß seiner Auskunft die Frage an: »Wer ist Molly Templeton?«
    »Eine Dame meiner Bekanntschaft. Mir fiel beim Lesen der Initialen unwillkürlich der Name ein. Lebt Jetheroe schon lange hier?«
    »Etwa vier Jahre. Zwei Monate nach dem Tod von Mrs. Mandle siedelte er sich bei uns an ... Wenn ich nicht irre, war er bis dahin im Ausland.«
    »So, so ... im Ausland«, meinte Socrates nachdenklich und schlug mit Lexington die Richtung nach der Weißen Villa ein, es den beiden Beamten überlassend, den Leichnam zu bewachen.
    »Natürlich hatte Mandle viele Feinde«, erklärte er seinem Bruder. »Eine ganze Reihe vielversprechender junger Herren wanderte durch ihn ins Gefängnis oder ins Zuchthaus. Natürlich nimmt man von den Drohungen, die Verbrecher während der Urteilsverkündung ausstoßen, im allgemeinen wenig Notiz, aber hin und wieder trifft man doch einen Verurteilten, der während seiner langen Haftzeit einen Racheplan ausarbeitete.«
    »Könnte dies ein solcher Fall sein?«
    »Nicht ausgeschlossen. Ich bin immer mißtrauisch gegen Leute, die sich plötzlich in der Nachbarschaft niederlassen, nachdem sie lange ›im Ausland‹ gewesen sind.«
    Aus den Schornsteinen von Mr. Jetheroes Haus kräuselten sich leichte Rauchwölkchen, als sie die kiesbedeckte Auffahrt hinanschritten. Ein Hausmädchen, das über das Erscheinen von Fremden zu dieser frühen Stunde etwas verwirrt schien, öffnete ihnen die Tür.
    »Wen darf ich melden?« »Mein Name ist Smith«, sagte Socrates, »bestellen Sie Mr. Jetheroe, daß ich in einer dringenden Angelegenheit komme.«
    Gleich darauf geleitete sie das Mädchen in ein geräumiges, ziemlich unordentliches Arbeitszimmer. Hinter einem mit Papieren bedeckten Schreibtisch erhob sich ein Mann, dessen Augen durch buschige, weiße Brauen halb verborgen waren. Er war sehr groß, und die Magerkeit seines Körpers ließ ihn noch höhergewachsen erscheinen. Das schmale, durchgeistigte Gesicht und die langen weißen Haare, die ihm im Nacken über den Kragen hingen, erinnerten Lexington an einen Musiker.
    »Guten Morgen, meine Herren, womit kann ich dienen?«
    Mr. Jetheroes Art war nicht gerade freundlich zu nennen, eher lag in seinem Ton etwas Abweisendes.
    »Mein Besuch steht in Verbindung mit Mr. Mandle«, antwortete Socrates, und es schien ihm, als ob der andere stutzte.
    »Ich kenne Mr. Mandle nur vom Sehen - aber bitte, nehmen Sie Platz -, hat er Sie zu mir geschickt?«
    »Mandle ist tot.«
    »Tot. . .?«
    Ein Aufblitzen in den Augen und eine kaum merkliche Veränderung der Miene verrieten seine Erregung.
    »Er wurde in der vergangenen Nacht ein paar hundert Meter von Ihrem Haus entfernt ermordet.«
    Ein tiefes Schweigen, das Jetheroe endlich mit den Worten unterbrach: »Eine schreckliche Nachricht!« Seine Stimme war kalt und hart. »Haben Sie den Mörder schon entdeckt?«
    »Wir sind auf der Suche.«
    »Ah, Sie sind Kriminalbeamter?«
    Socrates lächelte.
    »So halb und halb. Ich bin allerdings nicht mehr im Dienst. Vielleicht kennen Sie aber meinen Namen: Socrates Smith.«
    Zu Socs Überraschung nickte Jetheroe.
    »O ja. Ich las Ihr Buch über Blutproben . . . Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? Zu Ihrer Orientierung möchte ich vorausschicken, daß ich mit Mr. Mandle nie zusammengetroffen bin, seine Stieftochter dagegen sehr gut kenne.«
    »Kam Miss Templeton vergangene Nacht hierher?«
    Diesmal hatte der Mann sich völlig in der Gewalt.
    »Ich sah sie zuletzt vor zwei oder drei Tagen.«
    »Miss Templeton kam also vergangene Nacht nicht hierher?«
    »Was bringt Sie auf diese Vermutung . . .? Ich nehme an, daß sie sich in Mr. Mandles Haus befindet. Ist sie von dem Vorfall schon unterrichtet?«
    Socrates Smith hatte keine Veranlassung anzunehmen, daß Jetheroe ihn zu täuschen versuchte. Seine Stimme und seine Haltung waren absolut ungezwungen, und er antwortete ohne Zögern. Und dennoch hatte Soc das instinktive Gefühl, daß der weißhaarige Mann ihn belog.
    »John Mandles
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